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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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»Nur scheinst du das zuweilen zu vergessen. Harry hat uns im Stich gelassen, und nun müssen wir die Sache ausbaden, nicht er.«
    »Darum geht es doch gar nicht«, entgegnete Victor zornig.
    »Er gehört zur Familie. Sein Name bleibt auf der Liste.«
    Austin bekam einen Tobsuchtsanfall. Frustriert angesichts seiner Behinderung und unfähig, aufzustehen oder Victor den Stift abzunehmen, brüllte er sie an:
    »Das ist
mein
Land! Es gehört mir! Ich bin noch nicht tot, verflucht noch mal! Streicht seinen Namen! Und ihren auch! Sonst verschwinden eure gleich mit!«
    Victor knallte die Liste auf den Schreibtisch. »Sehr schön. Wen setzen wir an Connies Stelle ein?« Er saß kerzengerade auf seinem Stuhl und sah seinem Vater herausfordernd ins Gesicht.
    »Teddy!«
    Rupe fuhr zusammen. Damit hätte Victor insgesamt drei Grundstücke, den Großteil des Besitzes. »Er ist zu jung!«
    »Wir ernennen Victor zum Treuhänder!«
    Victor nahm sich die Liste vor und ersetzte Connies Namen durch Teddys. »Wen sonst noch? Da wäre immer noch Harrys Anteil.«
    Rupe bemerkte, daß sein Vater ratlos wirkte. Es gab einfach niemanden. Nur schade, daß er selbst nicht verheiratet war. Andererseits waren dies hier erst die Vorbereitungen, und vielleicht war es noch nicht zu spät … Er könnte sich ja mal nach einer Braut umsehen.
    »Gut«, sagte Victor, »du hast Harry bestraft, indem du den Anteil seiner Frau gestrichen hast. Lassen wir es dabei bewenden.«
    »Nein.« Austin war müde, gab sich aber noch nicht geschlagen. Waren Harrys Schulden so hoch, wie Walker behauptete, konnte er ihm ohnehin nicht helfen. Jedes Pfund, das er erübrigen konnte, mußte in die Erhaltung von Springfield gesteckt werden. Wenn die Gläubiger über seinen mißratenen Sohn herfielen, würden sie seinen Pro-forma-Anteil an Springfield ebenfalls beanspruchen. Außerdem konnte er Harry sein Fehlen bei der Abstimmung einfach nicht verzeihen. Wo zum Teufel hatte er gesteckt? Vermutlich in einer Spielhölle. Austin fragte sich, womit er nur diesen Sohn verdient hatte. Was hatte er nicht alles für ihn und seine alberne Frau getan! Ihr Lebensstil in Brisbane hatte ihn bereits ein Vermögen gekostet. Zudem war er schon zweimal für Harrys Schulden aufgekommen, die offensichtlich höher waren als vermutet. Laut Walker waren die beiden nun völlig pleite. Austin konnte es nicht fassen. Peinlich berührt hatte er gelesen, daß Walker von ihm das Geld verlangte, das er seinem Schwiegersohn geliehen hatte. Das konnte der Richter vergessen! Dieser Brief war eine unerhörte Beleidigung, schließlich trug er keinerlei Schuld an dieser Situation. Es war an der Zeit, daß Walker einmal ein ernsthaftes Gespräch mit seiner ehrgeizigen Tochter führte, die so sehr darauf erpicht war, in die feine Gesellschaft aufzusteigen.
    Das alles änderte jedoch nichts an der Tatsache, daß Victor eine Antwort verlangte, die er ihm nicht geben konnte.
    »Niemals! Eher setze ich Spinners Namen ein, als daß Harry auch nur einen einzigen Morgen erhält! Das Maß ist voll, er ist nicht mehr mein Sohn.«
    Und dann kam ihm eine Idee. Ihm fiel doch noch ein Mensch ein, dem er rückhaltlos vertrauen konnte.
    »Fern Broderick«, sagte er triumphierend. »Setze sie statt seiner ein. Sie gehört zur Familie. Nun, das wäre geklärt. Rupe, ich könnte jetzt einen Brandy vertragen. Hat mir der Arzt verordnet!«
     
    Charlotte war es mit Hilfe von Freunden aus Toowoomba endlich gelungen, zwei weiße Dienstmädchen zu bekommen. Sie arbeiteten recht gut, waren aber weniger fügsam als die Schwarzen und forderten natürlich eine bessere Unterbringung. Die Köchin freute sich diebisch, als sie ihnen ihr Zimmer abtreten und gegen ein elegantes Gästezimmer eintauschen durfte.
    Der alte Jock hatte Charlotte drei Eingeborenenfrauen aus der Horde angeboten, die auf seiner Farm lebte, doch seltsamerweise hatten sie sich allesamt geweigert, nach Springfield zu gehen. Weder Bitten noch Befehle fruchteten da etwas, und sie weinten hysterisch, als er darauf bestehen wollte. Schließlich gab er es auf und fühlte sich insgeheim sogar geschmeichelt, daß die Frauen ihn den Brodericks vorzogen.
    »Vermutlich würden sie sich hier einsam fühlen, wenn alle anderen auf Wanderschaft sind«, mutmaßte Victor. »Sie möchten nicht ganz isoliert von ihrem Stamm leben.«
    Daher beschäftigte Charlotte jetzt Maisie und ihre Schwester Alice, die sich in ihren schwarzen Kleidern und weißen Schürzen ganz gut machten; zudem

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