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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hob es irgendwie das Ansehen ihres Haushalts, wenn dort weiße Dienstboten arbeiteten. Austin hingegen zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Ihm ging es gegen den Strich, daß sie im Gegensatz zu den Schwarzen entlohnt werden mußten.
    »Ich bin doch kein Krösus«, grollte er. »Wir sollten den Gürtel vielmehr enger schnallen.«
    Charlotte beachtete sein Murren nicht weiter. Sie war bester Laune. Sie saß oft dabei, wenn Austin und seine Söhne die komplizierten Landkarten und Pläne durcharbeiteten, mit denen sie ihren riesigen Besitz vor der Bedrohung durch die Landgesetze schützen wollten. Bei dieser Gelegenheit hatte sie erfahren, daß eines der Grundstücke, gleich neben Austins gelegen und den Hausbereich und sein geliebtes Tal umfassend, auf ihren Namen eingetragen war. Erstklassiges Land, auf dem Tausende von Schafen weiden konnten.
    Das hatte sie sich seit dem Tag gewünscht, an dem Austin ihr Kellys Anteil versprochen hatte. Nun hatte sie das Land per Zufall erhalten. Eigentlich hätte ihr ein noch größeres Gebiet zugestanden, doch sie wußte sehr wohl, daß Austin ihr aufgrund der rechtlichen Beschränkungen nicht mehr zuweisen konnte. Er hatte sein Land einfach in ein Schachbrett verwandelt und Strohmänner als Bauern darauf gesetzt, um das Ministerium zu täuschen.
    Wie auch immer, ihr Name war darunter. Charlotte Broderick. Sie begriff nicht, daß auch die Eintragung der Familiennamen nur eine Finte war, daß Springfield noch immer ganz und gar Austin gehörte. Die Männer hatten von der Gründung einer Firma gesprochen. Charlotte wußte nicht, daß es sich dabei um eine Viehzüchtergesellschaft handelte, die alle diese Grundstücke in Form separater Schaffarmen in sich vereinigen und von Austin geleitet werden sollte.
    Dann trafen die furchtbaren Nachrichten über Harry ein. Charlotte war am Boden zerstört. Obwohl sie sich nie hatte etwas anmerken lassen, war Harry ihr Lieblingssohn. Victor war nett, aber langweilig; ein anständiger, fleißiger Mann, doch fehlte ihm Harrys Charme. Sie seufzte. Rupe besaß davon im Übermaß, und sah mit seinem bezaubernden Lächeln und den leuchtend blauen Augen von allen ihren Söhnen am besten aus. Leider geriet er allzu oft in Schwierigkeiten.
    Aber Harry, der arme Harry. Sie hatte bereits an Richter Walker geschrieben und ihm mit einer Verleumdungsklage gedroht. Er solle im Interesse guter Familienbeziehungen von derart empörenden Behauptungen Abstand nehmen, bis Harry für sich selbst sprechen könne.
    Charlotte gab Connie die Schuld an allem. Sie wußte, Austin hatte recht. Obwohl ihre Schwiegertochter sehr auf gesellschaftlichen Aufstieg bedacht war und aus einer angesehenen Squatter-Familie stammte, die ihren Stammbaum bis zu den berühmten Macarthurs von der Parramatta-Farm zurückführen konnte, war sie ein kleines Biest und konnte Louisa nicht das Wasser reichen. Ohne die Verschwendungssucht seiner Frau wäre es mit Harry sicher nicht soweit gekommen. Wenn sie nur wollte, könnte Connie ihnen bestimmt erklären, weshalb er an jenem Tag nicht im Parlament gewesen war. Charlotte machte sich als einzige Gedanken über den Vorwurf, er habe seine Frau mit dem Gewehr bedroht. Anders als Rupe vermutete sie ein Körnchen Wahrheit darin, denn Richter Walker würde eine derartige Behauptung nicht ohne Grund schwarz auf weiß niederlegen. Warum aber sollte ein Mann, der seine fünf Sinne beisammen hatte, so etwas tun?
    Eine alte Geschichte, dachte Charlotte. Mit wem hatte Harry seine Frau wohl erwischt?
    Walkers Brief kündigte Harrys Heimkehr an, erwähnte Connie jedoch mit keinem Wort. Eigentlich hätte Charlotte erwartet, daß sie ihrem kranken Schwiegervater ebenfalls einen Besuch abstatten würde. Irgend etwas an dieser Geschichte stimmte nicht. Sie würde Harry schon dazu bringen, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Austin und seine Söhne hatten gestern bis spät in die Nacht gearbeitet. Es war nicht zu fassen, welche Unordnung drei Männer hinterlassen konnten, dachte Charlotte. Überall standen Gläser herum, schmutzige Aschenbecher, leere Flaschen; Papiere waren auf dem Boden verstreut. Während Maisie aufräumte, ordnete sie selbst die Unterlagen auf dem Schreibtisch und suchte nach der Liste mit ihrem Namen, die sie so glücklich gemacht hatte.
    Betrübt stellte sie fest, daß Harrys und Connies Namen mit purpurroter Tinte durchgestrichen waren. Richtig entsetzt war sie jedoch erst, als sie sah, wen Austin statt ihres Sohnes eingesetzt hatte.
    Fern

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