Sterne ohne Namen
Viertels gegängelt wurden, aber nicht ein Mann wie ich, der keineswegs auffallen wollte. Ich mußte mich also bis zum Abend verstecken. Ein Hotel war wohl das beste, und ich wählte ein Haus, das gleich in der Nähe meiner vorigen Unterkunft stand.
Schon am Empfangsroboter sah man, daß es um einige Grade schlechter war als das Plejade, das ich eben auf so abenteuerlichem Wege verlassen hatte. Zwar wurden nun meine Personalien durch seinen Abtastmechanismus festgehalten, aber ein Empfangsangestellter hätte den Preis nur erhöht.
Ich nahm die Platte mit einem Daumenabdruck und der eingestanzten Nummer an mich und fuhr mit dem Lift in das billige Zimmer im zweiten Stock. Erst als sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, wagte ich es, mich zu entspannen. Wenn jetzt jemand eindringen wollte, würde er es nur mit einem Superlaser schaffen.
Ich setzte Eet auf dem Bett ab und ging an den Wandspiegel, um zu sehen, wie er mich verändert hatte. Ich hatte kein neues Gesicht, aber meine normalen Züge waren so verzerrt, daß ich schnell vom Spiegel wegtrat.
Ich setzte mich auf einen Stuhl in der Nähe des Spiegels und konzentrierte mich, wie Eet es mir beigebracht hatte. Allmählich verschwand das Gefühl der Verschwommenheit, und als ich wieder in den Spiegel blickte, wirkten meine Züge so scharf und klar wie immer.
Ich bezweifelte, ob Eet die Umwandlung ein zweites Mal bewirken konnte. Die Anstrengung war zu groß, besonders wenn er seine Esperkräfte zur vollen Wachsamkeit brauchte. Aber – würde es mir gelingen, allein ein neues Gesicht zu »denken?« Der Versuch mit Faskels Gesichtszügen war nicht sonderlich geglückt, und selbst dabei hatte ich Eets Hilfe gebraucht.
Aber angenommen, ich versuchte es mit einer einfacheren Tarnung? Diesmal hatte mir Eet kein neues Gesicht verliehen, sondern meine Züge so verzerrt, daß man schwerlich etwas in ihnen erkennen konnte. Angenommen, ich veränderte nicht mein ganzes Gesicht, sondern nur einen Teil davon? Ich spielte eine Zeitlang mit dieser Idee. Eet gab keinen Kommentar dazu ab. Ich warf einen Blick auf das Bett. Er schien fest zu schlafen.
Wenn man dem Gesicht etwas hinzufügte – etwas so Herausragendes, daß die Blicke von den normalen Gesichtszügen abgelenkt wurden? Ich konnte mich noch zu deutlich an die Zeit erinnern, als Eet, um mir zu helfen, eine Art Pest vorgetäuscht hatte. Die häßlichen purpurroten Flecken hatten die gesamte Schiffsmannschaft abgestoßen. Nein – das nicht. Ich hatte nicht den geringsten Wunsch, als Opfer einer ansteckenden Krankheit in Quarantäne geschickt zu werden. Aber eine Narbe …
Meine Gedanken wanderten zurück zu der Zeit, als mein Vater noch den Tauschladen am Raumhafen meines Heimatplaneten besessen hatte. Damals hatten viele Raumfahrer das Hinterzimmer seines Büros aufgesucht, um ihm seltene Schätze zu verkaufen, deren Herkunft nicht immer geklärt war. Und viele von ihnen hatten häßliche Narben oder Male getragen.
Eine Narbe – ja. Aber wo – und in welcher Form? Ein verheilter Schnitt, eine Lasernarbe, ein Riß von einer unbekannten Waffe? Ich entschied mich für eine Laserwunde, die ich einmal gesehen hatte und die ganz gut ins Hafenviertel paßte. Und nun saß ich da und konzentrierte mich auf das zusammengezogene, bleiche Hautstück, das von der linken Wange bis zum Kinn verlief.
3
Es war eine Übung gegen alle Logik meiner Rasse. Hätte ich nicht meine Veränderung durch Eets Hilfe selbst gesehen, so hätte ich sie nicht für möglich gehalten. Ob ich es allein schaffte, war eine andere Frage, aber ich gab mir alle Mühe. Meine Abhängigkeit von dem Mutanten, der in unserer Partnerschaft meist dominierte, verärgerte mich immer wieder.
Es gibt ein Sprichwort: Wenn man allen Irrtümern die Tür vor der Nase zuschlägt, bleibt auch die Wahrheit draußen. So begann ich meinen Kampf mit vielen Fehlern und Irrtümern und hoffte nur, daß sich auch ein kleines Körnchen Wahrheit einschleichen würde. Seit meiner Bekanntschaft mit Eet hatte ich ohnehin alles getan, um meine Esperfähigkeiten zu fördern. Mir war natürlich auch der Grund klar. Unserer Rasse fällt es nicht leicht einzugestehen, daß ein so tierhaftes Geschöpf wie Eet besser denken und handeln kann als ein Mensch – obwohl in der Galaxis der Ausdruck »Mensch« natürlich relativ ist und mehr mit dem Intelligenzgrad als mit dem humanoiden Äußeren zu tun hat. Anfangs war selbst dieser Gedanke schwer zu begreifen, da unsere Rasse
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