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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Dazwischen tauchte der erste von Thebas Monden auf.
    Aber im Hafenviertel herrschte lärmendes Leben. Grelle Reklamen in vielen Sprachen priesen die Vergnügungen und Spezialitäten der verschiedenen Schenken an. Da viele davon durch ihre Farben nichthumanoide Geschöpfe anlocken sollten, taten mir bald die Augen weh. Ich richtete meine Blicke hauptsächlich auf die Straße, um mich dagegen zu schützen. Doch gegen den betäubenden Lärm und die verwirrenden Gerüche gab es keinen Schutz. Ich sehnte mich nach einem Raumanzug, der den Lärm dämpfte und mich mit normaler Luft versorgen konnte.
    Man hatte in diesem Gewühl den Eindruck, daß man sich mit einem Mal auf einer fremden, gefährlichen und ungastlichen Welt befand. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich in diesem Labyrinth den Schwimmenden Lokwurm finden sollte. Wenn ich aber weiterhin halb betäubt und halb erstickt durch die Straßen wanderte, zog ich nur die Aufmerksamkeit und damit das Unheil auf mich. Ich hatte keine Waffe umgeschnallt und trug eine Reisetasche. Schon das genügte, damit sich irgendein kleiner Gangster mit mir befaßte.
    »Hier nach rechts …« Eets Gedanken schnitten klar und scharf in mein Inneres.
    Ich wandte mich nach rechts, vom Lärm der Hauptstraße weg. Die Luft wurde um eine Spur besser, und das Sprachenbabel klang gedämpfter. Außerdem schien Eet zu wissen, wo unser Ziel lag.
    Wir wandten uns noch einmal nach rechts und dann nach links. Die Kneipen, die jetzt auftauchten, waren solche Spelunken, daß ich es nicht wagte, eine davon genauer anzusehen. Wir näherten uns den Baracken, in denen die Verzweifelten, die Gestrauchelten Aufnahme fanden. Sie waren selbst von den Verbrechern des Hafenviertels geächtet und durften sich nicht auf der Hauptstraße zeigen.
    Der Schwimmende Lokwurm war nicht leicht zu finden, denn statt eines Namens sah man nur das Abbild jenes scheußlichen Untiers in Leuchtzeichen über der Eingangstür. Es war so angeordnet, daß der Besucher geradewegs durch den aufgesperrten Rachen eintrat – ein sinniges Symbol. Der Gestank des ganzen Viertels schien sich hier zu verdichten. Es roch nach den verschiedensten Getränken und Rauschgiften. Einige davon waren garantiert tödlich, wenn die Süchtigen sie über längere Zeit hinweg nahmen.
    Dunkel war es im Innern nicht. An den Wänden befanden sich leuchtende Abbilder des Lokwurms, und wenn auch manche der Neonröhren zersplittert waren, so konnte man doch die Gesichter der Gäste erkennen, wenn sie nicht gerade von Krügen oder Rauchwolken verdeckt waren.
    Anders als in den besseren Kneipen wurden hier die Getränke von Lebewesen gebracht – von Humanoiden wie auch von Nichthumanoiden. Und ihre Gesichter ekelten mich an. Einige waren eindeutig Frauen, andere – na ja, man konnte raten.
    Ein Glück, daß ich das Gebräu nicht trank, das ein Eidechsengeschöpf auf meinen Tisch knallte. Mir war allein von dem Anblick übel.
    Die Eidechse bediente drei Nischen, und sie war sehr geschickt. Zwei Händepaare sorgten dafür, daß der Nachschub schnell geliefert wurde. In der ersten Nische saßen ein paar völlig betrunkene Regillianer, in der zweiten räkelte sich ein großes graues Ding mit einer Unmenge von Warzen. Aber in der dritten Nische erkannte ich einen Terraner. Er stützte den Kopf in eine Hand. Seine Uniformjacke war alles andere als sauber. Das Abzeichen des Raumoffiziers hing an einem Faden vom Kragen, aber ich konnte nirgends ein Schiffssymbol erkennen. Ein dunkler Fleck an der verschossenen Jacke verriet, daß das Abzeichen irgendwie abhanden gekommen war.
    Diesen Mann aus dem Sumpf zu fischen, war wirklich ein Risiko. Andererseits brauchten wir nur einen Piloten, um starten zu können. Ich zweifelte nicht daran, daß ich zusammen mit Eet die Koordinaten für den ersten automatischen Flug selbst einstellen konnte. Und ein Mann von der schwarzen Liste war im Moment unsere einzige Chance – wenn er kein Spion war.
    »Er ist Pilot und Fasch-Raucher«, klärte Eet mich auf, und die Information gefiel mir gar nicht.
    Das Rauchen von Fasch macht nicht süchtig, aber es bringt eine zeitweilige Persönlichkeitsänderung mit sich, die sehr gefährlich ist. Wenn dieser Gestrandete im Moment Fasch nahm, war es besser, auf ihn zu verzichten. Mein einziger Trost bestand darin, daß Fasch teuer war und daß jemand, der sich das Kohlebecken mit den Räucherstäbchen bestellen konnte, kaum im Schwimmenden Lokwurm verkehren würde.
    »Im Moment nicht«, sagte Eet.

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