Sterne ohne Namen
Fast hatte ich das Gefühl, daß er ein Spion war, aber ich hatte kein Sterbenswörtchen über mein erstes Ziel verraten. Lorgal war tatsächlich ein furchtbarer Planet. Heiße Stürme und Vulkanausbrüche waren an der Tagesordnung. Aber die Eingeborenen handelten mit Zorans. Und ich kannte einen Ort, wo man für Zorans eine Menge bezahlte. Wenn ich Glück hatte, konnte ich mit dem Erlös unsere Reisekosten für das nächste halbe Jahr decken.
»Ich suche kein Versteck. Ich bin hinter Zorans her. Wie gesagt, ich handele mit Edelsteinen.«
Er zuckte mit den Schultern. Ich wußte, was er sagen wollte: Ich glaube dir kein Wort, aber mir ist es egal, wo du dir die Finger verbrennst.
Ich holte das Logband heraus und schob ihm das Mikrophon hin.
Ryzk hörte sich das Band an. »Ein Jahresvertrag? Und was ist, wenn ich nicht unterschreibe, sondern mir das Recht vorbehalte, am nächsten Hafen abzuspringen? Schließlich haben wir nicht die geringste Vereinbarung getroffen. Ich weiß nur noch, daß ich in Ihrer Kiste aufwachte.«
»Und wie lange würde es dauern, bis Sie ein Schiff finden, das Sie von Lorgal wegholt?«
»Woher wissen Sie, daß ich Sie dort absetze? Lorgal ist das scheußlichste Nest im ganzen Fathfar-Sektor. Ich kann einen anderen Kurs einstellen …«
»Wirklich?« unterbrach ihn Eet.
Eine Sekunde lang sah Ryzk verblüfft um sich. Dann starrte er den Mutanten an, und sein Blick war alles andere als freundlich.
»Telepath!« Er stieß das Wort wie einen Fluch hervor.
»Und noch mehr!« versicherte ich rasch. »Eet bringt es fertig, daß sich alles nach seinem Willen richtet.«
»Sie sagen, daß die Gilde hinter Ihnen her ist und daß ich einen Jahresvertrag unterschreiben soll. Ihr erster Planet ist ein Teufelsloch. Und nun dieser – dieser …«
»Eet ist mein Partner«, klärte ich ihn auf.
»Nun erklärt mir also Ihr Partner, daß er mir seinen Willen aufzwingen kann.«
»Sie müssen ihm schon glauben.«
»Und wofür soll ich das alles tun? Für Schiffslohn?«
Er hatte natürlich recht. Und ich war bereit, ihm mehr zu bezahlen.
»Handelsanteil«, sagte ich.
Er versteifte sich. Daß ich ihn als Freien Handelsschiffer erkannt hatte, war ihm keinesfalls recht. Ich sah, wie er die Finger unwillkürlich zur Faust ballte, doch er beherrschte sich und nickte.
Er sprach seinen Namen und seine Lizenznummer auf das Band und schloß die Vertragsformel an, die ihn dazu verpflichtete, ein Planetenjahr – nach Theba berechnet – auf meinem Schiff als Pilot zu dienen.
Danach hatten wir wenig zu tun. Während sich ein Schiff im Hyperraum befand, gab es für die Schiffsbesatzung keine Arbeit, und jeder mußte sehen, wie er sich die Zeit vertrieb. Ich beobachtete Ryzk, doch er schien kein besonderes Hobby zu besitzen.
Allerdings benützte er häufig den Gymnastikraum, um in der verringerten Schwerkraft fit zu bleiben. Und allmählich setzte sein schlaff gewordener Körper wieder Muskeln an. Seine Haltung wurde besser, und er trag den Kopf höher als damals im Schwimmenden Lokwurm.
Ich selbst beschäftigte mich mit den zahlreichen Aufzeichnungen Vondar Ustles, die ich auf mein Drängen von der Patrouille erhalten hatte. Einige davon kannte ich, aber andere, besonders wenn sie verschlüsselt waren, erwiesen sich als schwer verständlich.
Wenn ich zwischendurch die Bänder betrachtete, war ich deprimiert über meine Unwissenheit. Dann fragte ich mich, ob Eet mich nicht in alle diese Dinge hineinmanövriert hatte, wie man in dem bekannten Spiel Sterne und Kometen die Himmelsfiguren gegeneinander verschob.
Doch ich ließ diese Gedanken bald wieder fallen, da sie mich zur Verzweiflung brachten. Und ich mußte für meine Aufgabe kühlen Kopf bewahren.
Ich hatte Lorgal als ersten Planeten gewählt, da die Eingeborenen einfachen Tauschhandel trieben. Für mein erstes selbständiges Geschäft war das nötig. Und obwohl mir nach dem Kauf der Wendwind nur noch sehr wenig Geld zur Verfügung stand, hatte ich ein paar Tauschgüter erstanden. Sie nahmen höchstens ein Drittel des Laderaums in Anspruch, und ich hatte sie hauptsächlich im Hinblick auf Lorgal ausgewählt.
Die Eingeborenen von Lorgal waren Nomaden, die von Wasserloch zu Wasserloch wanderten und sich von armseligen Pflanzen nährten, die tief in Felsrinnen wuchsen. So brauchten sie vor allem Nahrung und Wasser.
Ich war bereits einmal mit Vondar dort gewesen, und er hatte durchschlagenden Erfolg mit einem kleinen Sonnen-Konverter gehabt. Man
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