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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Ihren.
    »Sie ist echt«, sagte er, ohne die Blicke vom Becher zu nehmen. »Ich habe sie nicht für ein Schmiergeld bekommen.«
    Ich wußte, daß er nicht log. Lizenzen werden immer auf der Haut getragen, und sie sind genau auf die chemischen Körperstoffe des einzelnen abgestimmt. Wenn jemand eine Lizenz auf unredlichem Wege erwarb, verblaßten die Schriftzeichen mit der Zeit und wurden unleserlich.
    Es war sinnlos, ihn zu fragen, wie ein Freier Handelsschiff er in eine Kaschemme wie diese kam. Das hätte ihn nur feindselig gestimmt. Aber die Tatsache, daß er ein Freier Handelsschiffer war, sprach für seine Anstellung. Einer vom Kombinat hätte sich für unsere Aufgabe schlechter geeignet.
    »Ich habe ein Schiff«, sagte ich direkt, »und ich brauche einen Piloten.«
    »Versuchen Sie es beim Register«, murmelte er und streckte die Hand aus. Ich schloß den Umschlag und legte ihn zurück. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen?
    »Ich brauche einen Mann von der schwarzen Liste.«
    Bei diesen Worten sah er auf. Seine Pupillen waren groß und sehr dunkel. Vielleicht rauchte er im Moment kein Fasch, aber seine Gedanken waren doch abgestumpft.
    »Schieber?« fragte er.
    »Nein«, erwiderte ich. Das Schmuggeln war ein lohnendes Geschäft. Aber die Gilde hatte es so fest in der Hand, daß nur ein Verrückter wagen würde, ihr Konkurrenz zu machen.
    »Was sind Sie dann?« Die Stirnfalte vertiefte sich.
    »Jemand, der einen Piloten braucht …«, begann ich, als ich Eets Gedankenstrahl auffing.
    »Wir sind schon zu lange hier. Mach dich darauf gefaßt, daß du ihn führen mußt.«
    Es entstand Stille. Ich hatte meinen Satz nicht beendet. Ryzk starrte mich an, aber seine Augen hatten kein festes Ziel. Dann knurrte er und schob den halbvollen Becher zur Seite.
    »Bin müde«, murmelte er. »Ich gehe jetzt …«
    »Gut«, erklärte ich. »Kommen Sie mit zu mir.« Ich stand neben ihm und half ihm beim Aufstehen. Zum Glück konnte er mit meiner Unterstützung noch allein gehen. Tragen hätte ich ihn nicht können, dazu war er zu schwer.
    Die Eidechse trat vor, als wollte sie uns den Weg versperren, und ich merkte, wie Eet in Aktion trat. Ich weiß nicht, ob er eine Warnung ausstrahlte, so wie er den Piloten zum Gehen veranlaßt hatte. Jedenfalls drehte sich die Eidechse abrupt um und wandte sich der nächsten Nische zu. Wir verschwanden aus der stinkenden Spelunke, ohne daß uns jemand aufhielt.
    Sobald wir in den Hintergassen des Hafenviertels waren, versuchte ich mich etwas schneller fortzubewegen, aber Ryzk war zu keiner rascheren Gangart zu bringen. Ich wagte es nicht, ihn zu drängen, da Eet den Gedanken der Müdigkeit in ihm verpflanzt hatte, doch mich ließ das Gefühl nicht los, daß wir verfolgt wurden. Ich wußte allerdings nicht, ob man unsere Identität entdeckt hatte oder ob man in uns eine Beute witterte.
    Die Scheinwerfer des Hafens strahlten in die Nacht und ließen die drei Monde, die jetzt majestätisch am Himmel standen, zu bleichen Schatten werden. Unser Hauptproblem war es, an den Toren vorbeizukommen und das Landefeld zu erreichen, auf dem unser Schiff stand. Wenn meine Vermutung stimmte und die Patrouille ebenso wie die Gilde mich beobachten ließ, dann würde sich in der Nähe des Schiffes ein Wachtposten befinden. Und meine Narbe würde sich im Abtastroboter des innersten Tores bestimmt nicht zeigen. Das Gelingen der Flucht hing von Schnelligkeit ab, und genau die fehlte unserem Piloten.
    Ich blieb am ersten Tor nur stehen, um rasch meine und Ryzks Personalkarte vorzuweisen. Irgendwie hatte er sie aus seinen Taschen gekramt, bevor wir an der Kontrollstelle waren. Und dann erkannte ich, wie wir schneller vorankommen konnten. Seitlich des Tores war ein Gepäckkarren geparkt.
    Ich steckte einen halben Credit in den Schlitz und zerrte Ryzk auf das Gefährt. Es gab eine Strafe darauf, wenn man das Ding zur Personenbeförderung benutzte, aber solche Kleinigkeiten waren mir im Moment unwichtig. Ich legte ihn flach hin, glättete eine Regenhaut über seine Gestalt und legte meine Tasche obenauf. Dann stellte ich die Parknummer meines Schiffes ein und ließ ihn abrollen. Wenn Ryzk unterwegs nicht auszusteigen versuchte, mußte er letzten Endes neben unserem Schiff landen.
    Inzwischen mußten Eet und ich das gleiche Ziel möglichst unauffällig erreichen. Ich sah mich ratlos um. Eine Systemrakete der Touristenklasse bereitete sich zum Start vor, und eine Menge Passagiere gingen in ihre Richtung. Viele wurden von

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