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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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unauffällig das Hafengelände verlassen.
    »Sobald es dunkel wird, gehe ich zum Passagierhafen hinüber …«
    Ryzk schüttelte den Kopf. »Das schaffen Sie niemals. Selbst ein Gildemitglied würde man hier erwischen. Der Ausgang ist von einer Unmenge Abtaststrahlen umgeben. Man will dadurch alle unerwünschten Elemente gleich am Hafen abfangen.«
    »Ich muß es versuchen«, sagte ich. Allerdings verriet ich ihm nicht, auf welche Weise ich es versuchen würde. Er wußte nicht, daß Eet mir beigebracht hatte, meine Gesichtszüge zu verändern, und ich wollte das auch so lange wie möglich als mein Geheimnis bewahren.
    Wir aßen, und Ryzk zog sich in seine Kabine zurück, wohl, um über unsere düstere Zukunft nachzudenken. Ich konnte ihm nicht verübeln, daß er den Glauben an mich verloren hatte.
    Ich selbst setzte mich vor den Spiegel meiner Kabine und übte. Jetzt genügte eine Narbe nicht mehr. Ich brauchte ein neues Gesicht. Meine Kleidung hatte ich bereits geändert. Ich trug statt meines guten Anzugs einen abgewetzten Coverall.
    Nun konzentrierte ich mich auf mein Spiegelbild. Ein kleines Tri-di-Foto diente mir als Unterlage. Natürlich konnte ich nicht erwarten, daß die Kopie perfekt sein würde, aber ich war bereits mit einer Teilillusion zufrieden.
    Als ich endlich das neue Gesicht im Spiegel sah, zitterte ich am ganzen Körper. Ich hatte den letzten Funken Energie verbraucht. Doch nun besaß ich die grünlich schimmernde Haut eines Zorasters, dazu seine großen Augen und die langen Eckzähne, die zwischen den schmalen Lippen vorstanden. Wenn ich dieses Bild aufrechterhalten konnte, würde niemand Murdoc Jern in mir vermuten.
    »Für den Anfang nicht schlecht«, kommentierte Eet. »Gerade hier kommen die verschiedensten Besatzungstypen zusammen.«
    Ich drehte mich zu ihm um. Eet war kein Pookha mehr – aber er war auch nicht Eet. Statt dessen lag auf meiner Koje eine Schlange mit pfeilförmigen Kopf. Ich hatte noch nie ein ähnliches Geschöpf gesehen.
    Es bestand kein Zweifel daran, daß Eet mich begleiten wollte. Ich konnte mich jetzt nicht allein auf meine menschlichen Sinne verlassen, und von dem Besuch bei Tacktile hing mehr als nur mein Stolz ab.
    Eet wand sich wie ein Riesenarmband um mein Handgelenk, den Kopf ein wenig erhoben. Wir konnten gehen. Ich verließ das Schiff allerdings nicht über die Rampe, sondern kletterte durch den Mittelschacht bis zur Reparaturluke über den Landestützen. Dort benutzte ich die schmale Notleiter bis zum Boden. Wir befanden uns im Schatten des Schiffes.
    Ich hatte Ryzks Pilotenausweis, doch ich hoffte, daß ich ihn nicht brauchen würde. Und zum Glück kam eine große Gruppe von Touristen aus einem der großen intersolaren Schiffe über das Feld. Ich schloß mich unauffällig an, und niemand verlangte meinen Ausweis. Falls man Taststrahlen auf mich gerichtet hatte, würden sie mich als Murdoc Jern registrieren, aber nicht erkennen, daß mein Äußeres im Moment von meiner wahren Gestalt abwich. Und Murdoc Jern durfte den Hafen jederzeit betreten oder verlassen.
    Ich folgte den Touristen, die direkt auf das Hafenviertel lossteuerten. Es war nicht so grell und schmuddelig wie jenes, in dem ich Ryzk gefunden hatte – zumindest nicht auf der Hauptstraße. Ich mußte nicht weit gehen, denn das nadelspitze Dach von Tacktiles Laden war vom Tor des Raumhafens aus deutlich sichtbar. Er schien diese Spitze als Wahrzeichen zu nehmen und dafür auf jede andere Reklame zu verzichten.
    Pfandläden waren kein Geheimnis für mich. Zwei Theken auf jeder Seite ließen einen schmalen Durchgang frei. Hinter den Theken befanden sich Wandregale, von einem schwachen Energiefeld geschützt. Es schien, daß Tacktile gute Geschäfte machte, denn er hatte vier Angestellte. Ein Terraner war da, dazu ein Trystier, der sich offenbar gerade mauserte, weil seine Kopffedern völlig zerzaust aussahen. Die Rasse des grauhäutigen Angestellten mit den Warzenhänden erkannte ich nicht, aber die Anwesenheit des vierten Mannes verblüffte mich.
    In der Galaxis gibt es eine uralte Rasse von hohem Wissen – die echsenhaften Zakather. Sie sind die Historiker, Archäologen, Lehrer und Gelehrten der Galaxis, und ich hatte bisher noch nie einen gesehen, der Handel trieb. Aber die Rasse des Mannes, der lässig an der Wand lehnte und Lesematerial in das Aufzeichnungsgerät speiste, war unverkennbar.
    Das graue Geschöpf blinkte mich schläfrig an, der Trystier schien in irgendeinen persönlichen Schmerz

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