Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
sicher.«
»Hoffentlich hast du recht.«
»Vertraue mir.«
»Das würde ich gern.«
»Dann tu’s einfach.«
Sie nickte.
Hannah betrat den Stall.
»Maddie, der Arzt hat angerufen. Er wollte wissen, ob der Durchfall und die Übelkeit weg sind.« Hannah betrachtete die Leinwand.
»Das ist nett von ihm.« Maddie legte den Pinsel weg.
»Ja. Er hat gesagt, du sollst ihn heute Abend nach sechs in der Praxis anrufen.«
»Okay.«
»Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Hannah.
»Ziemlich kaputt von den Medikamenten, und mir ist nach wie vor übel, aber nicht mehr so schlimm wie vorher.« Maddie mischte Kadmiumgelb mit einem Hauch Purpurrot.
»Maddie?«
»Ja?« Sie hob den Blick.
»Ich hab die Sache mit der Baugenehmigung gehört.«
»Hier gibt’s wirklich keine Geheimnisse.«
Hannah schmunzelte. »Nein. Kommen wir zurecht?«
»Ja, das verspreche ich.«
»Danke. Was ist jetzt mit dir und Mark?« Hannah sah das Bild an, nicht Maddie.
Maddie schwieg.
»Ist es vorbei? Bin ich schuld?«
»Hannah, wie kommst du denn darauf?«, fragte Maddie erstaunt.
»Ich hab mit OT geredet, und der findet es nicht richtig, dass ich dich und Mark auseinanderbringen will.« Hannah zeichnete mit dem Zeh Kringel auf den Boden.
»Oh.« Maddie fehlten die Worte.
»Ja. Vielleicht hat er recht, aber ich bin einfach noch nicht so weit, dass ich einen Ersatz für Dad akzeptieren kann.«
Maddie legte das Palettenmesser weg, breitete die Arme aus und wartete, was passieren würde. Hannah drückte sie kurz.
»Niemand wird je deinen Vater ersetzen.« Als Maddie einen Schritt zurücktrat, sah sie den Schmerz in Hannahs Gesicht.
»Du brauchst auch Liebe.« Hannah senkte den Blick.
»Dein Vater war etwas ganz Besonderes in deinem und meinem Leben. Niemand kann ihn ersetzen.«
»Okay, verstehe.« Hannah hob den Blick.
»Danke, dass du mir das Bedürfnis nach Liebe zugestehst. Zum Glück bin ich bereit, noch ein bisschen zu warten. Dich und mich hat das Schicksal ganz schön gebeutelt, und im Moment wären emotionale Bindungen noch zu früh.«
»Ist das eine umständliche Methode, mir mitzuteilen, dass du dich von Mark getrennt hast?«, fragte Hannah.
Maddie musste lachen. »Trennung ist nicht das richtige Wort. Ich würde eher sagen, die Sache liegt auf Eis.«
»Auf Eis. Ihr zwei seid wirklich komisch. Übrigens hab ich gestern von der Schule aus eine E-Mail geschickt.«
»Ja?« Maddie wusste, dass es sie eigentlich nicht verletzen sollte, wenn Hannah versuchte, Susan in ihr Leben zurückzuholen, doch es war nun einmal so.
»Ich wollte nur, dass du das weißt.«
»Danke.« Etwas anderes fiel Maddie nicht ein.
Tamsin war gerade dabei, OT etwas zu essen zu kochen, als Hannah eintraf.
»Tamsin, was macht Maddie, wenn sie ihr die Baugenehmigung nicht erteilen?« Hannah nahm ein Brownie vom Tablett.
»Dann werdet ihr noch einen Winter frieren müssen.«
»Ja, klar, aber wird sie’s ohne das Geld schaffen, das alte Haus zu halten?«, wollte Hannah wissen.
»Gute Frage. Ich denke schon. Sie ist eine starke Frau.« Tamsin schob die Kasserolle in den Ofen.
Bisher hatte Hannah Maddie nicht gerade für stark gehalten, aber vermutlich hatte Tamsin recht.
»Was ist los mit ihr und Mark?«, fragte Hannah.
»Warum interessiert dich das?« Tamsin wandte sich zu ihr.
»Na ja, in der einen Minute turteln sie wie die Wilden, und in der nächsten ist plötzlich gar nichts mehr, obwohl sogar ich merke, dass sie sich ineinander verguckt haben.« Hannah nahm ein weiteres Brownie. »Will Mark Kinder?«
Tamsin legte den Topfhandschuh weg. »Ja, aber den Traum hat er wohl schon lange aufgegeben.«
»Weißt du, warum?«
»Ja und nein. Nach dem Tod von Claire hat er sich, glaube ich, auf ein einsames Leben eingestellt.« Tamsin ließ Wasser in die Spüle ein.
»Und wie wirkt sich das auf Mark und Maddie aus?«
»So, dass erst mal nichts draus wird, denke ich.«
»Hm, klingt nicht gut.« Hannah pickte ein paar Krümel vom Tisch.
»Nein, aber vermutlich ist es vorerst das Beste.« Tamsin nahm das leere Tablett vom Tisch.
»Weißt du, dass Maddie sich heute Abend mit Gunnar trifft?«
»Tatsächlich?«
»Ja, ich kapier das nicht.« Hannah ging kopfschüttelnd zu OT ins andere Zimmer.
27
M addie saß mit ihrem Kalender auf dem Badewannenrand. Ihre Periode war seit Wochen überfällig. Das konnte an der Ruhr, den Antibiotika oder dem Stress liegen, doch Maddie wusste, dass es das alles nicht war. Sollte sie lachen oder weinen? Sie war
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