Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Maddie wand eine lose Haarsträhne um ihren Finger. Dies war ihre dritte Verabredung.
»Man wird sehen.«
»Du bist wirklich unverbesserlich.«
»Genau.« Tamsin legte auf.
Was hätte Maddie nur ohne Tamsin gemacht? Ihre Worte ergaben Sinn. Sie war eine verdammt gute Mutter. Allerdings hatte sie auch Zeit gehabt, sich die nötigen Fähigkeiten in Ruhe anzueignen, weil sie kein schwieriges Kind geerbt hatte. War das das Problem? John hatte Hannah abgöttisch geliebt und sein ganzes Tun auf sie ausgerichtet. Hätte er das Gleiche für ein gemeinsames Kind getan? Maddie wollte es glauben, bezweifelte es jedoch nach dem, was er von ihr verlangt hatte.
Draußen war es so kalt gewesen, dass Hannah trotz der Wärme im Pub noch immer fror. Fred stand an der Theke, Will spielte Billard mit Matt, und Emma war auf der Toilette. Hannah wusste, dass Matt und Emma schon eine Weile miteinander gingen, und fragte sich, wie es wäre, einen festen Freund zu haben.
Dass Will Marks Neffe und so oft weg war, sprach gegen ihn. Aber sie bekam jedes Mal, wenn er sie anlächelte, weiche Knie. War das bloß so eine Weihnachtsaffäre? Mistelzweige ließen die Menschen unwillkürlich ans Küssen denken. Und sie hatte Lust, Will zu küssen, sogar große.
»Hey, spielst du eine Partie?«, rief Matt ihr zu.
»Warum nicht?« Hannah trat an den Billardtisch, an dem Matt mit seinem Queue wartete, während Will sich auf den nächsten Stoß vorbereitete. Dabei erhaschte Hannah einen Blick auf Wills Hinterteil, das sogar in der weiten Jeans, die er anhatte, toll aussah.
Als er die letzten drei Kugeln versenkt hatte, reichte Matt Hannah das Queue.
»Viel Glück. Lass dir von ihm nicht zu viel Geld abknöpfen«, empfahl er ihr.
»Okay.« Während sie Kreide auf die Spitze des Queues gab, fragte sie Will: »Was ist der Einsatz?«
»Ich hab grade ein paar Pfund von Matt gewonnen, also brauch ich kein Geld. Wie wär’s mit einem Kuss?« Will lächelte.
»Wenn ich verliere. Und wenn ich gewinne?« Hannah ermahnte sich, cool zu bleiben. Konnte er Gedanken lesen?
Ohne den Blick von ihr zu wenden, ging er bedächtig auf die andere Seite des Tischs. »Was hättest du gern?«
Ja, was wollte sie? Sie wollte verlieren. »Wie wär’s mit dem Geld, das du Matt abgenommen hast?«
»Abgemacht. Du fängst an.«
Scheiße, sie wollte sich nicht zum Narren machen. Ihre Hände wurden feucht, so dass das Queue nicht richtig durch ihre Finger glitt. Verdammt, was für ein Albtraum! Sie sah Will lächelnd an, bevor sie den ersten Stoß wagte. Dann hielt sie den Atem an, bis alle Kugeln ausgerollt waren, und trat einen Schritt vom Tisch zurück.
»Gut gemacht.«
»Danke.« Hannah verfolgte, wie er die Lage beurteilte. Er war so ruhig und sie so nervös. Er wirkte ziemlich professionell. Hatte er das in der Schule gelernt?
»Du bist dran«, erklärte Will.
Hannah hatte keine Ahnung, welche Kugel sie wählen sollte. Egal. Sie stieß mit geschlossenen Augen zu und öffnete sie erst wieder, als sie das dumpfe Klacken der Kugeln hörte. Dann führte sie einen Freudentanz um den Tisch auf. Ein breites Grinsen trat auf Wills Gesicht.
»Toll«, lobte er sie.
»Ja. Wahrscheinlich hast du gedacht, du könntest mich ganz leicht fertigmachen.«
»Nein, aber ich würde dich gern mit offenen Augen spielen sehen.«
Scheiße, er hatte sie beobachtet. Hannah straffte die Schultern und ging auf die andere Seite des Tischs. Von dort aus war zu erkennen, dass jeder Stoß von ihr für ihn alles leichter machte. Sie wählte eine Kugel und hoffte das Beste.
»Du bist dran.« Sie entfernte sich vom Tisch. Er nickte und beugte sich darüber. Sollte sie ihn ablenken, um zu gewinnen? Nein, denn noch nie zuvor hatte sie sich so gewünscht, einen Jungen zu küssen. Er versenkte vier weitere Kugeln, bis wieder sie an der Reihe war.
Warum versuchte sie es überhaupt? Nein, so leicht würde sie sich nicht geschlagen geben. Sie nahm das Queue und sprach ein kurzes Gebet. Es gelang ihr, zwei Kugeln in die Taschen zu befördern; die nächste verfehlte sie. Es waren nicht mehr viele übrig. Will versenkte sie alle. Sie bekam Schmetterlinge im Bauch.
»Du hast gewonnen«, stellte sie fest.
Er verzog den Mund zu einem breiten Grinsen.
»Das hast du gleich gewusst.«
»Ja.« Er grinste frech.
»Scheiße.«
Will gesellte sich lachend zu den anderen, während Hannah die Queues aufräumte. Er wollte sie küssen. Das war gut. Sie wollte ihn küssen. Das war schlecht. Wann würde es
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