Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
passieren? Sie ging ebenfalls zu den anderen.
»Er scheint kurzen Prozess gemacht zu haben«, bemerkte Matt, dessen Arm um Emmas Schultern lag.
»Ihr kennt ihn ja.« Hannah sah Will an.
»Allerdings.« Matt lachte. »Ich will ja nicht ungemütlich sein, aber Emma muss in fünf Minuten zu Hause sein. Trinkt aus.«
Hannah beäugte ihre Cola. Sie hätte etwas Stärkeres gebraucht, um sich auf die Einlösung ihrer Spielschuld vorzubereiten. Als sie den Wagen erreichten, schlug ihr Herz wie wild. Es war nur ein Kuss, sagte sie sich, auf dem Rücksitz neben Will eingeklemmt.
Nachdem Emma ausgestiegen war, rutschte Hannah nach. Will streckte die Hand nach der ihren aus. Hannah versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. Er war zum Anbeißen und nur in den Weihnachtsferien hier, dann erst wieder in den nächsten Ferien. Was hatte sie schon zu verlieren?
»Hey, Fred, du kannst mich hier bei Hannah rauslassen. Ich komme zu Fuß heim.« Will lächelte sie an.
»Sicher? Draußen ist’s arschkalt«, gab Fred zu bedenken.
»Ja.«
»Okay. Dann bis morgen. Tschüs, Hannah.« Fred sah in den Rückspiegel.
Hannah hätte schwören mögen, dass Matt Will zuzwinkerte.
»Gott, ist das kalt.« Will trat näher zu ihr.
Hannah suchte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Aus der Küche drang Licht. »Möchtest du noch mit reinkommen?« Sie hatte einen trockenen Mund, und die Worte klangen irgendwie komisch.
»Gern.«
»Okay.« Hannah öffnete die Tür und schlüpfte aus der Jacke. Keine Spur von Maddie. »Komm in die Küche. Willst du was trinken?«
»Ja.«
»Bier, Tee, Kakao?«, fragte Hannah bibbernd.
»Kakao. Du bist ja völlig durchgefroren.«
»Das gibt sich. Reichst du mir mal die Milch?« Sie nahm einen Topf und streckte sich, um die Trinkschokolade aus dem Schrank zu holen. Plötzlich spürte sie Wills Atem im Nacken. Als seine Hand die nackte Haut an ihrer Taille berührte, hätte sie fast den Kakao fallen lassen. Sie drehte sich um. Seine Finger glitten ihren Rücken hinauf.
»Hi«, flüsterte er.
Hannah sah die gelben Sprenkel in seinen Augen, als sein Mund näher kam. Ihre Hände umfassten seine Schultern. Endlich küsste er sie. Ihre Finger wanderten seinen Nacken entlang zu seinen Haaren. Als die seinen über ihre Haut strichen, überlief sie ein wohliger Schauer. So einen Kuss hatte sie noch nie bekommen.
10
D ie Innenseite der Küchenfenster war mit einem feinen Eismuster bedeckt, und vor Maddies Mund bildeten sich im Licht des Morgens kleine Atemwolken. In die Bettdecke gehüllt, betrachtete sie die zwei Tassen auf dem Küchentisch. Mit wem hatte Hannah hier gesessen? In der Spüle fand Maddie einen noch warmen Topf. War Hannah um halb zehn schon auf und unterwegs?
Als Maddie nach ihren Hausschuhen suchte, überlegte sie, dass das mit der Wärme kein Problem gewesen wäre, wenn Gunnar die Nacht bei ihr verbracht hätte. Was waren das für Gedanken? Sie hatte noch nie mit einem Mann geschlafen, den sie kaum kannte. Aber vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, es auszuprobieren.
Wegen der Heizung musste sie unbedingt etwas unternehmen, wenn sie und Hannah nicht erfrieren wollten. Ihre Füße waren trotz der Hausschuhe eiskalt, also holte sie ihre Wollsocken aus der Wäschetruhe. Und ihr schickes Nachthemd eignete sich einfach nicht für dieses zugige alte Haus.
Während sie die Socken anzog, versuchte sie, sich mit einem Weihnachtslied in festliche Stimmung zu bringen. Als sie den Blick hob, sah sie Mark in der Tür stehen. Sie richtete sich zu schnell auf, stolperte und fiel prompt hin. Mark half ihr auf.
»Danke.« Wie schaffte er es nur, immer so frisch und gelassen auszusehen? »Was führt dich in diese Eiswüste?«
»Die Kälte.«
»Ach.« Der Dampf aus dem Wasserkessel, den sie zuvor eingeschaltet hatte, stieg ihr in die Haare und kringelte sie.
»Ja. Mir ist eingefallen, dass ich ein paar übrige Heizlüfter habe. Die kannst du wahrscheinlich brauchen.«
»Wie kommst du nur auf die Idee?« Sie klapperte übertrieben mit den Zähnen.
Er musterte sie von oben bis unten. »Die neueste Bettdeckenmode.«
Sie zog die Decke enger um den Leib.
»Gefällt dir das Modell?« Maddie versuchte, eine Pirouette zu drehen. Dabei verfing sich ein Zipfel an einem der Küchenstühle, und Mark musste ihn auffangen, damit er nicht umfiel.
»Ja, aber nur auf dem Bett.«
Sein Blick und sein Tonfall verschlugen ihr den Atem. Sie blinzelte. Als sie ihn wieder ansah, war der vielsagende Blick verschwunden.
»In
Weitere Kostenlose Bücher