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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fenwick
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mit der Familie funktioniert, aber seit seinem Tod hat sie jede sich bietende Gelegenheit genutzt, sich von mir zu distanzieren.«
    »Habt ihr’s schon mal mit Reden versucht?«
    »Ja, ich rede an die Wand. Gestern habe ich ihr ein Kompliment gemacht und mich erkundigt, mit wem sie ausgeht und wohin. Man hätte meinen können, ich frage sie nach ihren innersten Geheimnissen. Sie ist total ausgerastet, und ich auch.« Maddie ließ den Kopf hängen.
    »Zu Old Tom Martin hat sie Vertrauen.«
    »Wer ist das?«
    »Ein pensionierter Lehrer, der ungefähr anderthalb Kilometer von hier wohnt.«
    »Woher kennt sie den?«, fragte Maddie.
    »Ich hab sie mit etwas, das repariert werden soll, zu ihm geschickt. Sie scheinen sich gleich verstanden zu haben.«
    »Was soll denn repariert werden?«
    »Eine alte Holzschatulle. Er restauriert alte Sachen.«
    »Und Hannah geht jeden Tag zu ihm?« War das zu fassen?
    »Ja.«
    Maddie runzelte die Stirn. »Ist das ein Dealer oder so was?«
    »Sei nicht so misstrauisch. Er ist ein Gentleman der alten Schule und trinkt am Abend mal zwei Gläser Whisky. Was Schlimmeres kann man ihm meines Wissens nicht nachsagen.«
    »Ach.«
    »Schau nicht so erstaunt. Es macht Spaß, mit Tom zusammen zu sein, und Hannah langweilt sich.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahres.«
    »Du urteilst zu streng über sie.« Mark schmunzelte.
    »Meinst du?« Maddie zuckte mit den Achseln.
    »Ja. Sie hat eine schlimme Zeit hinter sich.«
    »Die Arme. Immerhin hat sie ein Dach über dem Kopf, jemanden, der sie liebt, und was zu essen.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Aber es stimmt. Viele Kinder müssen sich mit viel weniger zufriedengeben.« Maddie ballte die Hände zu Fäusten.
    »Reg dich nicht auf. Du brauchst deine Energie für was anderes.«
    »Ich habe dieses ständige Selbstmitleid satt. Ja, sie hatte es schwer. Ja, ihre Mutter hat sie im Stich gelassen. Ja, ihr Vater ist gestorben. Aber verdammt, sie hat immer noch mich. Wahrscheinlich ist genau das das Problem.«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Ich sage nur, dass du nicht so streng mit ihr sein sollst. So übel ist sie auch wieder nicht. Sie hat bloß ein loses Mundwerk.«
    »Du musst sie ja nicht permanent ertragen.« Maddie seufzte. Sie hätte das Thema nicht anschneiden sollen.
    »Stimmt. Immerhin vertraut sie jetzt jemandem.«
    Maddie hob den Blick. »Tut sie das?«
    »Ja. Tom und Hannah mögen ein komisches Paar sein, aber sie arbeiten friedlich miteinander.«
    »Das freut mich. Sie braucht jemanden. Nur schade, dass das nicht ich bin.« Sie lachte trocken.
    Mark legte eine Hand auf ihr Knie. Obwohl das eine freundliche Geste war, nicht mehr, erinnerte Maddie sich an die Leidenschaft in seinem Blick ein paar Minuten zuvor.
    Das Haus erschien ihr leer, als Mark weg war. Um sich zu beschäftigen, begann Maddie, den einen Raum sauber zu machen, den sie bisher nicht angetastet hatte. Jetzt, da viele der anderen Zimmer gestrichen waren, wirkte dieser Raum mit den Bücherregalen traurig. Noch ein paar Monate zuvor war er ihrem Empfinden nach einer der ansehnlichsten gewesen. Schon merkwürdig, wie sich die Wahrnehmung veränderte, dachte Maddie.
    Maddie nahm eine Ausgabe von Stolz und Vorurteil mit brüchigem Ledereinband aus dem Regal. Als sie den Band aufschlug, stellte sie fest, dass Daphne ihn bei einem Lyrikwettbewerb im Jahr 1937 gewonnen hatte. Damals war sie etwa so alt wie Hannah jetzt gewesen. Maddie fragte sich, ob Hannah das Buch kannte, und beschloss, es ihr kommentarlos aufs Nachtkästchen zu legen. Vielleicht brauchten sie beide mehr Zeit. John war noch nicht einmal ein Jahr tot, und niemand konnte sagen, wie lange Trauer dauerte oder wie sie die Menschen beeinflusste.
    Maddie stand schon in Hannahs Zimmer, als ihr der Gedanke kam, dass es möglicherweise ein Fehler war, es zu betreten. Seit sie den Schrank hineingebracht hatten, war sie nicht mehr dort gewesen. Sie ging mit schnellen Schritten zum Bett und blieb verblüfft stehen, als sie auf dem Boden davor einen Stapel alter verblichener Dokumente entdeckte.
    Wo hatte Hannah sie gefunden? Und warum hatte sie nichts davon erwähnt? In dem Stapel stieß Maddie auf ein altes Heft. Ihr stockte der Atem, als sie es durchblätterte und ihr Blick auf ein Datum fiel: 2. Juli 1970. Auf der ersten Seite stand, dass das Heft das persönliche Eigentum von Nancy Penventon sei. Maddie überflog den Text.
    2. Juli 1970
    Trevenen
    Es ist so schön, wieder in Trevenen zu sein und meinen Geburtstag hier zu

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