Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
völlig vergessen, wie sich Begierde anfühlte.
»Maddie?« Seine Hand glitt um ihre Taille.
»Ja.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja und nein, aber bitte hör nicht auf.«
Seine Finger verharrten knapp unterhalb ihrer Brust, und sein Mund suchte wieder den ihren.
»Hallo, ihr zwei. Wie ich sehe, läutet ihr das neue Jahr auf eure Weise ein.«
Marks Hand zog sich zurück.
»Hi, Ben. Rauchpause?«, fragte Mark.
»Ja. Dummerweise hab ich meiner Frau versprochen, es aufzugeben. Lasst euch von mir nicht stören.« Er ging schmunzelnd weiter.
Mark küsste sie auf die Schläfe. »Du zitterst. Wir sollten reingehen.«
Sie nickte. Es erstaunte sie, wie stark die Anziehung zwischen ihnen war. Leider, denn nach allem, was sie wusste, gehörte Mark nicht zu den treuesten Männern der Gegend. Machte ihr das etwas aus? War es wichtig? Konnte sie es sich leisten, ihn als Freund zu verlieren, weil sie ihn begehrte? War nicht Gunnar die bessere Wahl für eine unkomplizierte Affäre?
Sie gingen Händchen haltend den Hügel zum Klub hoch, aus dem irgendein Discosong aus den Achzigern dröhnte, an den Maddie sich vage erinnerte. Als sie den Klub betrat, sah sie als Erstes Hannahs wütendes Gesicht. In dem Gewühl entglitt Maddie Marks Hand, und sie fühlte sich nackt.
»Hallo, wo hast du gesteckt?«, fragte Tamsin und reichte ihr ein Glas Sekt.
»Ich hab ein bisschen frische Luft geschnappt.« Maddie trank einen Schluck. »Seit wann ist Hannah hier?« Maddie bemerkte, dass Will den Arm um ihre Stieftochter gelegt hatte.
»Seit kurz vor Mitternacht.«
Maddie wäre eigentlich gern gegangen, aber Tamsin war in Partylaune. »Wann wirst du dich hier verabschieden?«
»Wir wollen noch zu Paul. Komm doch mit«, schlug Tamsin vor.
»Ich bin zu müde, um bis in die frühen Morgenstunden zu feiern. Wie du das machst, weiß ich nicht.«
»Vitamine«, antwortete Tamsin und leerte ihr Glas, bevor sie mit Anthony auf die Tanzfläche ging.
»Wollen wir tanzen?«, fragte Mark.
Maddies Blick fiel auf Hannah und Will, die sich am anderen Ende der Tanzfläche sehr nahe kamen.
»Ja, warum nicht?« Sie waren beide ungebunden, und sie musste nicht alles unnötig kompliziert machen. Maddie trank einen letzten Schluck Sekt, bevor sie in Marks Arme schlüpfte, den Kopf an seine Schulter legte, die Augen schloss und seinen Geruch nach Seife und Meer einatmete.
»Wo ist eigentlich Gunnar?«, hörte sie Hannahs Stimme ganz in der Nähe.
Maddie hob erschrocken den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Warst du nicht heute Nachmittag mit ihm unterwegs?«
Maddie blinzelte. »Ja.«
Mark löste sich von ihr.
»Du solltest schon wissen, wo sich dein Freund rumtreibt. Es ist ziemlich schlechter Stil, mit zwei Männern gleichzeitig zu turteln.« In dem Moment gesellte sich Will zu ihnen.
Marks Muskeln verkrampften sich. Was ging in seinem Kopf vor? Seine Miene verriet nichts. Wie sollte Maddie ihm ihre Beziehung zu Gunnar erklären?
»Du hättest ihn für heute Abend einladen können«, stellte Mark höflich distanziert fest.
»Ja, aber das wollte ich nicht.« Maddie schwieg kurz. »Ich möchte nach Hause. Weißt du, ob jemand in meine Richtung und nicht zu Paul fährt?« Aus den Augenwinkeln nahm sie Hannahs Lächeln wahr.
»Ich habe Tom versprochen, dass ich zu ihm komme, wenn die Party hier zu Ende ist. Ich bringe dich heim«, erbot sich Mark.
»Danke.« Maddie senkte den Blick.
»Können wir?«, fragte Mark.
»Ja. Ich verabschiede mich nur noch von Tamsin und Anthony.«
»Gut. Ich warte am Wagen.«
17
M addies Hände verkrampften sich ums Lenkrad und lösten sich wieder, während sie sich innerlich auf ihr Treffen mit Mark vorbereitete. Seit dem Silversterabend hatten sie nur kurz miteinander telefoniert. Sie öffnete die Wagentür und holte tief Luft.
Mit Gunnar ging es ihr auch nicht viel besser. Sie hielt ihn auf Distanz, weil sie sich darüber klar zu werden versuchte, was sie wollte. Am Ende würde sie vielleicht keinen von beiden bekommen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie je in eine solche Situation geraten könnte.
Als sie an der Tür klingelte, erinnerte sie sich an die Autopanne ganz am Anfang. Damals hatte sie nicht geahnt, dass sie sich in den Mann in diesem Haus verlieben würde. Maddie wusste, was wahre Liebe bedeutete: Freude, Schmerz und Verlust. War das mit Mark tatsächlich Liebe?
Ja. Mit seinem Lächeln brachte er ihr Herz zum Klingen, und bei seinen Küssen bekam sie weiche Knie, aber am wichtigsten war ihr seine
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