Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
sich im Segelklub mit Tamsin und Anthony zu treffen. Sie wusste nicht, wie Hannahs Pläne aussahen, und konnte nur hoffen, dass sie nicht wieder so viel trinken würde.
»Bist du schon mal hier gewesen?« Sie sah Gunnar an.
»Ja, auf der Suche nach besonders schönen Gegenden für den Film. Du nicht?«
»Nein. Bis jetzt hab ich mich auf den Lizard beschränkt. Bei mir in der Nähe gibt’s so viele Motive, dass ich nicht mal bis nach Helston muss. Ich bin ein bisschen faul. Und du? Bist du mit deinen Recherchen vorangekommen?«, erkundigte sich Maddie.
»Ja. Es läuft gut. Mir gefällt Cornwall. Die Gegend hat etwas Magisches.«
»Stimmt.« Sie strich sich die Haare aus der Stirn. Als sie aus dem Wagen stieg, blies der Wind sie fast um. »Sollen wir wirklich spazieren gehen?«
»Ja, es ist schön hier, findest du nicht?« Breit grinsend nahm er den Picknickkorb vom Rücksitz und ergriff ihre Hand.
Maddie spürte die Gewalt des Meeres und kämpfte mit halb geschlossenen Augen gegen den Wind an. Obwohl eine Unterhaltung kaum möglich war, ließ sie sich von ihm über die Hügel mitziehen.
»Da wären wir«, verkündete Gunnar schließlich.
Ein langer Sandstrand teilte das Meer. Auf der einen Seite donnerten die Wellen dagegen, auf der anderen sah es friedlich aus. »Schön, aber ein bisschen windig.«
»Ich glaube, dort drüben finden wir ein windgeschütztes Plätzchen.«
Maddie hoffte, dass in dem Picknickkorb eine Thermosflasche mit etwas Heißem auf sie wartete. Obwohl es hier sehr romantisch war, spürte sie den Hunger und die Kälte. Immerhin fühlte sich Gunnars Hand warm an. Nach weiteren zehn Minuten blieb er endlich an einer sonnigen Stelle stehen.
»Du zitterst ja, Maddie.«
»Ja.« Sie klapperte mit den Zähnen.
»Weil du so dünn bist.« Er musterte sie von oben bis unten.
Nach Weihnachten hatte Maddie überhaupt nicht das Gefühl, dünn zu sein.
Er legte schützend die Arme um sie. »Besser. Hast du Hunger?«
»Riesigen.«
»Prima.« Er öffnete den Picknickkorb, nahm eine Decke heraus und breitete sie aus. Als sie saß, spürte sie die Sonne auf ihren Wangen, und er reichte ihr einen Becher mit dampfender Flüssigkeit. Der Geruch von Gewürzen stieg ihr in die Nase. Das Getränk war warm und süß.
»Sag, was du möchtest. Ich habe Räucherlachs, Schinken, Rindfleisch und Käse.«
»Ich mag alles. Wähl du aus.« Sie schlug die Beine unter, während er ihr eine Scheibe Brot mit Lachs reichte, die sie aß, ohne auf ihn zu warten.
»Du zitterst ja immer noch«, bemerkte er.
»Ja, stimmt.«
»Komm näher zu mir.«
Maddie rutschte zu ihm. Er legte einen Arm um ihre Schulter, gab ihr eine weitere Scheibe Brot und küsste sie auf die Nasenspitze.
Sie kuschelte sich lächelnd an ihn.
»Besser?«, fragte er.
»Ja, ein bisschen. Danke.«
»Schau mal, die Wolken da drüben.« Er deutete in Richtung Westen.
Maddie nickte.
»Die bedeuten, dass das Wetter umschlägt.«
»Tatsächlich? Warum?«
»Der Himmel verrät nicht, warum. Er kündet nur vom Wechsel.« Er sah ihr tief in die Augen.
Sie wandte lachend den Blick ab. »Solange die Sonne nicht sofort verschwindet, ist mir alles recht.«
»Schön.« Er zog sie auf seinen Schoß und schloss die Arme um sie. Seine Beine wärmten ihren Po. Sie kam sich vor wie ein kleines Kind, doch dieses Gefühl wich schnell einem anderen, sehr erwachsenen.
Seine Lippen berührten ihre Schläfe so zärtlich, dass Maddie erstaunt den Kopf drehte. Sein Mund legte sich auf den ihren, und sie erwiderte seinen Kuss. Anders als bei Marks Weihnachtskuss bekam sie keine Gänsehaut, aber das hier war auch nicht schlecht, denn sie fühlte sich sicher und beschützt.
»Besser?«
»Definitiv.«
»Lust auf etwas Süßes?«, fragte er und reichte ihr ein Stück Schokolade. Was konnte es Besseres geben als Schokolade und Küsse?
16
H annah hielt das Foto ihres Vaters ins flackernde Licht der Kerze am Fenster und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab.
»Dad, warum bist du gegangen? Ich bin so verdammt einsam. Maddie ist nicht meine Mutter. Sie lässt mich bestimmt allein, sobald sich die Chance ergibt. Ich weiß nicht, was sie dir versprochen hat, aber sie wird es nicht halten.« Hannah putzte sich die Nase. »Die Männer umschwärmen sie; sie haut mit einem ab, da bin ich mir sicher. Du hast mich auch alleingelassen, warum sollte sie bleiben? Es ist bloß eine Frage der Zeit.«
Sie löschte die Kerze. Ihr Vater konnte sie nicht hören. Ihm war sie
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