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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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sie in den Süden Deutschlands brachte.
    Anderntags stand sie früh auf und fragte die Wirtin der kleinen Pension nach den Preisen für Butter und Fleisch aus. Diese hörte ihr nur mit halbem Ohr zu, wollte vielmehr wissen, was sie nach Darmstadt geführt habe und wie sie bisher so gelebt habe. Zwar äußerte die Wirtin in dem lockeren Singsang der hiesigen Mundart Mitgefühl für Emilys Witwenstand, aber die Art, wie diese sie unverhohlen musterte, verunsicherte Emily, sodass sie, als sie schließlich auf die Straße trat, erst einmal prüfend in die nächste Fensterscheibe blickte, ob sie auch vollständig angekleidet und unter ihrem Hütchen ordentlich frisiert war.
    Die Zeitung mit den Wohnungsannoncen in der Hand, fragte sie sich zu der ersten Adresse durch, stieg die Stufen empor und wartete einige Augenblicke vor der Tür, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte und sie im Geiste noch einmal ihre zurechtgelegten Sätze durchgegangen war, ehe sie schließlich läutete.
    »Ja?« Eine nicht mehr ganz junge Frau öffnete, wischte sich die Hände an der fleckigen Schürze ab und sah Emily misstrauisch an.
    »Guten Tag«, begrüßte Emily sie freundlich, bestrebt, einen guten Eindruck zu machen, und den dumpfen Geruch nach gekochtem Kohl ignorierend, der zu ihr herüberwaberte. »Ich komme wegen der Wohnung.«
    Das Misstrauen im Blick der Frau vertiefte sich. »Eiwokommesedennheer?«
    Emily blinzelte verwirrt. Sie brauchte einige Augenblicke, um aus dem weichen Brei des Dialektes die Bedeutung dieser Frage freizulegen.
    »Aus Hamburg«, antwortete sie mit einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es möglichst entwaffnend wirkte. »Ich bin gestern am späten Abend eingetroffen.«
    »Naaa«, machte die Frau unwirsch, bemühte sich aber umeine deutlichere Aussprache. »Wo stamme Se eischendlisch heer?« Emily spürte förmlich, wie die blassen Augen ihres Gegenübers sich in ihrem Gesicht festsaugten. »Doch ned etwa aus Affriga?«
    Noch ehe Emily sich überlegt hatte, ob es von Vorteil oder eher von Nachteil sein mochte, wenn sie ihre Herkunft von Sansibar angab, blaffte die Frau: »Mer vermiete ned an Neescher!«
    Und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

    Das nächste Haus war nicht nur besser gepflegt, die Sprache des Ehepaars, das ihr öffnete, verständlicher, auch der Empfang war viel freundlicher. Emily wurde sogar in die gute Stube gebeten und bekam einen Kaffee vorgesetzt. Und aufgrund der ersten Erfahrung antwortete sie sogleich, als die Frage nach ihrer Herkunft aufkam: »Aus Hamburg. Aber ursprünglich aus Südamerika, aus Valparaíso.«
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte die Vermieterin.
    »Ich bin Witwe«, antwortete Emily mit aufrichtiger Trauer in der Stimme.
    »Haben Sie Kinder?«, wollte ihr Ehemann wissen.
    »Drei«, gab Emily zur Auskunft, und als sie den entsetzten Blick sah, den die beiden tauschten, beeilte sie sich hinzuzufügen: »Es sind ganz entzückende und brave Kinder, keine lärmenden Rabauken.«
    »Haben Sie denn Bekannte oder Verwandte hier in Darmstadt?«, erkundigte sich die Frau des Hauses weiter.
    »N-nein«, stammelte Emily, plötzlich auf der Hut.
    »Ja, meine liebe Frau … äh … Dings«, brummte der Hausherr und schaufelte Zucker in seine Tasse. »Wie stellen Sie sich das denn vor? So ganz ohne Empfehlung? An wen sollen wir uns denn halten, wenn Sie uns die Miete schuldig bleiben?«
    »Aber ich habe nicht vor, Ihnen die Miete schuldig zubleiben!« Emily war richtiggehend erschüttert. »Wenn Sie wollen, kann ich sie Ihnen für den ersten Monat schon im Voraus geben!«
    Die Vermieterin fühlte sich sichtlich unbehaglich und nestelte an ihrer Halskette. »Sie müssen uns auch verstehen – ich meine, so ganz ohne Sicherheiten … eine fremde Familie im Haus …«

    Emily bekam die Wohnung nicht. Auch nicht die nächste und die übernächste. Stets spielten sich die Vorstellungsgespräche nach demselben oder zumindest ähnlichen Muster ab. Emily konnte keine Empfehlungen vor Ort vorweisen, und als Witwe mit drei Kindern schien sie ebenfalls keine erwünschte Mieterin zu sein. Vor allem die ständigen Erkundigungen nach ihrer Herkunft, in der unausgesprochen Misstrauen wegen ihres dunklen Teints und dem schwarzen Haar mitschwang, machten ihr zu schaffen. Als sie im nächsten Mietshaus wieder danach gefragt wurde, lag es ihr auf der Zunge, patzig zu erwidern: Natürlich vom Mond, was dachten Sie denn?!
    Müde und mit schmerzenden Füßen langte sie abends in der Pension an und

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