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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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sah aus, als wollte er noch etwas sagen, doch er schwieg und ließ weiter seine Augen umherschweifen, während Salima einen kurzen Blick über ihre Schulter warf. In gebührendem Abstand – groß genug, dass er Respekt bezeugte, nah genug, dass die Schicklichkeit gewahrt blieb – folgte ihnen Murjan, ebenfalls zu Pferd, der jedoch geflissentlich dem Flug der Vögel mehr Aufmerksamkeit schenkte denn dem Gespräch seiner Herrin mit dem ausländischen Besucher.Und hinter Murjan ritt eine Schar Diener und Dienerinnen auf Muskateseln und führten mit Geschirr, Essenskörben, Decken und Polstern für ein Picknick bepackte Lastesel am Zaumzeug neben sich her. Dies waren in doppeltem Sinne ihre Leute; in ihrer Gegenwart fühlte Salima sich sicher, beschützt vor argwöhnischen Blicken und vor übler Nachrede.
    Sicher genug, um Heinrich für einen Tag hierher einzuladen, fernab all der Augen an den Fenstern, den Lauschern an Türen und auf Dächern der Stadt. Auf Kisimbani war sie ihre eigene Herrin; hier konnte sie leben, wie es ihr gefiel.
    Sie ritten über eine freie Fläche, auf der der warm-würzige Duft der Nelken die Luft sättigte. Myriaden der rötlichen Knospen waren auf Matten aus geflochtenen Palmwedeln ausgebreitet und trockneten in der Sonne.
    »Diese Insel ist wie ein Garten Eden«, ergriff Heinrich wenig später wieder das Wort. »Alles wächst und gedeiht fast von selbst. Aus Sansibar könnte man eine wahrhaftige Gewürzinsel machen, die weitaus Mannigfaltigeres hervorbringt als nur Nelken und Kokosnüsse.«
    »Mein Vater hat wohl versucht, Zimt und Muskat hier anzubauen, lange bevor ich geboren wurde. Die Erträge fielen aber zu gering aus, und er ließ seine Pläne für derartige Plantagen wieder fallen. Die Bäume vermehrten sich wild weiter und werden nur noch nebenbei abgeerntet, allein für den Handel innerhalb Sansibars.«
    »Dennoch«, widersprach Heinrich mit nachdenklicher Miene, »mit entsprechenden Kenntnissen und Methoden ließen sich hier gewiss auch andere Gewürze gewinnträchtig anbauen. Die Nachfrage nach Gewürzen wird auch nie sinken – im Gegenteil, sie wird eher noch zunehmen. Der Handel wird nach und nach die ganze Welt zu einem dichten Geflecht aus Geschäftsbeziehungen zusammenwachsen lassen.«
    So wie wir immer weiter zusammenwachsen?, fragte sichSalima. Sie fand keine Worte für das, was sie und Heinrich zueinander hinzog und immer enger aneinanderband. Eine Freundschaft, das war es gewiss, und doch war es mehr als nur das. In einer Welt aufgewachsen, in der Freunde beiderlei Geschlechts irgendwann als Wahlgeschwister betrachtet werden, hätte sie Heinrich auch ohne Weiteres als Bruder bezeichnet, so nah, wie sie sich ihm mittlerweile fühlte. Wären da nicht solch ungeschwisterliche Empfindungen gewesen wie das Herzklopfen, das ihr manchmal den Atem nahm und das sie um Worte verlegen machte, oder wie die Hitze, die sich in ihrem Magen entzündete, wenn er längere Zeit seine Augen auf ihr ruhen ließ; eine Hitze, die weiter in ihr aufstieg und ihre Wangen glühen ließ. Wie die Sehnsucht, ihn zu berühren, einfach auch nur seine Hand zu nehmen. Und schließlich gab es da noch die Angst, dass Heinrich womöglich längst einer anderen gehörte, dass er zu Hause, in Hamburg, vielleicht Frau und Kinder hatte, die er bislang taktvoll oder aus einer Nachlässigkeit heraus verschwiegen hatte.
    Als Heinrich heute Vormittag in den Hof von Kisimbani geritten war, waren die Kinder auf ihn, den hellhäutigen blonden Fremden, zugestürmt gekommen, kaum dass er abgestiegen war. Lachend war er in die Hocke gegangen, hatte die hervorgesprudelten Fragen – »Woherkommstdu? Wieheißtdu? Hastduunswasmitgebracht?« – geduldig beantwortet und neckende Gegenfragen gestellt. Ein besonders vorwitziges kleines Mädchen, den Kopf voll mit stramm geflochtenen Zöpfchen wie Reihen von Kornähren, hatte er mit dem Finger in der Seite gekitzelt, dass sie unter vergnügtem Quietschen den Oberkörper zurückbog, sich dabei unter glückseligem Strahlen aber noch enger an den Fremden schmiegte, bis Heinrich sie auf seinen Arm genommen hatte, als er sich erhob, um Salima entgegenzugehen und zu begrüßen. Ihr wurde jetzt noch warm ums Herz, wenn sie daran dachte, und sie nahm all ihren Mut zusammen.
    »Wirst du irgendwann zurückgehen – nach Hamburg?«
    Heinrich ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
    Im Grunde eine harmlose Frage, die ihm seine Begleiterin soeben gestellt hatte. Doch hinter dieser scheinbar

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