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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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auch, sich nicht mit ihnen gemein zu machen. Freundschaften in einem gewissen Rahmen waren gestattet,aber nichts, was darüber hinausging. Vor allem nichts, was noch intimer war als Freundschaft, nichts vor allem, was nicht durch eine Eheschließung geheiligt war. Im schlimmsten Fall stand darauf nichts Geringeres als der Tod.
    Heinrich war blass geworden unter seiner Sonnenbräune. »Ich lebe schon zu lange auf Sansibar, um mir dessen nicht bewusst zu sein.« Er wirkte hilflos, und doch zeichnete sich auf seinem Gesicht grimmige Entschlossenheit ab. »Aber ich kann nicht anders, Salmé.« Er schluckte und fügte so leise hinzu, dass der Wind seine Worte beinah zerpflückte: »Ich wünschte, ich könnte es. Ich wünschte, ich könnte es achselzuckend als Liebelei abtun, als Abenteuer, und einfach weitermachen wie bisher. Doch dafür scheint es mir bereits zu spät zu sein.« Durchdringend und fast bittend sah er sie an. »Kannst du es denn?«
    Salima schlang die Arme um ihren Oberkörper. Sie zitterte. Und sie schwankte. Doch kein Wort kam über ihre Lippen. Kein einziges.
    Heinrichs Augenbrauen zogen sich zusammen, als litte er einen heftigen Schmerz. Er wandte sich um und marschierte durch den Sand zurück, hin zu ihren Pferden.
    Allah, hilf mir! Salimas Augen füllten sich mit Tränen. Heinrichs Gestalt entfernte sich immer weiter von ihr und verschwamm ebenso wie das Meer. Zu dem sie immer wieder hinsah, als könnte sie von der weiten Bläue Hilfe erwarten.
    Ich kann nicht … Ich kann das nicht. Und ich will es nicht. Niemand darf das von mir verlangen – niemand!
    »Heinrich!«
    Er blieb stehen und drehte sich um. Salima rannte zu ihm hin durch den schweren Sand, geriet ins Straucheln, fing sich wieder; rannte weiter, auf ihn zu, fiel ihm um den Hals, bedeckte sein Gesicht mit Küssen, die er so heftig erwiderte, dass es beinahe wehtat.
    »Ich muss zurück in die Stadt«, murmelte er schließlich mit einer Stimme, die erschöpft klang, aber auch satt vor Glück. Sanft befreite er sich aus ihrer Umarmung, hielt ihre Hände, auf die er abwechselnd seinen Mund drückte.
    Salima zögerte. Einen Wimpernschlag lang und noch einen. Krallte dann ihre Finger in den Stoff seiner hellen Jacke. »Bitte bleib. Bleib heute Nacht auf Kisimbani.«
    Sie sah, wie es in ihm arbeitete; konnte fühlen, wie sich seine Muskeln anspannten, wieder lockerten. Wie er unter ihren Händen weich zu werden begann und doch um Widerstand rang.
    »Willst du das wirklich?«, kam es rau von ihm.
    Wer wie Salima in den Frauengemächern aufgewachsen war und neugierig die Ohren gespitzt hatte, wenn zwei der sarari miteinander flüsterten; wer als Kind oft beim Versteckspielen in verborgenen Winkeln gehockt und die lockeren Reden und derben Scherze der Sklaven aufgeschnappt hatte, bekam eine ungefähre Vorstellung von den Dingen, die zwischen Männern und Frauen geschahen.
    Wenn ich Ja sage, wird es kein Zurück mehr geben. Dann setzen wir beide endgültig unser Leben aufs Spiel.
25
    Ein flackerndes, rußendes Öllicht warf zuckende Schatten an die Wände, die sich in den zarten Stoffbahnen des Baldachins fingen und über das Bett mit seinen Kissen und Laken sprangen.
    Wie Dämonen , dachte Salima. Wie Djinns. Die einen irren Freudentanz aufführen, weil sie unsere Seele gefangen genommen haben. Wir müssen besessen sein, wahnsinnig, wie wir sind.
    Ihre Wange an Heinrichs Schulter geschmiegt, bog sie den Kopf zurück, um zu ihm hochzusehen. Er fing ihren Blick auf, rückte seinen Kopf auf den Kissen zurecht und durchkämmte mit den Fingern das glatte schwarze Haar, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Sie tauschten ein Lächeln, und Salima legte ihr Gesicht auf Heinrichs feste Brust, die noch immer glühte, atmete seinen Geruch, der sie an frisch geschlagenes Holz und an Flusswasser erinnerte und der ihr fast so vertraut war, als wäre es ihr eigener.
    Es war nicht bei dieser einen Nacht geblieben, die auf jenen Tag am Strand gefolgt war. Viele Nächte waren es inzwischen gewesen, die Heinrich auf Kisimbani verbracht hatte. Mit Salima. Ihr Gemach, das ganze Haus versprachen, ihrer beider Geheimnis gut zu hüten, und Murjan und die Diener stellten sich blind und taub.
    Wenn das wahrhaftig Wahnsinn ist, dann will ich nie wieder bei klarem Verstande sein.
    Es war zumindest wie ein Rausch, sobald Heinrich in den Hof ritt, und er ließ erst wieder nach, wenn er sich am Morgen darauf in den Sattel schwang, um in die Stadt zurückzukehren, wo seine

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