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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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während sie sich das Tier reichen ließ. Es fühlte sich wie ein großer Käfer an.
    »Zum Glück können wir keines mitnehmen«, entgegnete Jack. »Was meinen Sie, wenn das Mädchen hier dazu kommt, Eier zu legen. Dann können Sie sich vor Wetas nicht mehr retten.«
    »Woher kommt der Name?«
    »Von den Maori. Ich bin kein Biologe, aber die Weißen würden das Tier wohl als Schrecke bezeichnen. Weta kommt vom Maoriwort wtāpunga, was so viel heißt wie ›Gott der hässlichen Dinge‹.«
    »So hässlich sieht es gar nicht aus.« Ricarda betrachtete das kuriose Insekt noch eine Weile, bis es mit einem Satz von ihrer Hand sprang.
 
    Als es dunkelte, suchte Jack eine Stelle, an der sie ihr Lager aufschlagen konnten. Dass sich zu dieser Stunde viele nachtaktive Tiere auf die Jagd begaben, kannte Ricarda bereits von ihrem Ausflug ins Maoridorf. Dennoch erschien ihr das Rascheln in der Finsternis unheimlich.
    »Glauben Sie wirklich, dass diese Stelle geeignet ist?«, fragte sie, während sie ihren Blick aufmerksam über den Boden schweifen ließ, der mit Laub und kleinen Zweigen bedeckt war.
    »Ich denke schon«, entgegnete Jack. »Falls Sie Bedenken wegen der Tiere haben, ich dichte das Zelt so gut ab, dass wir von unangenehmen Überraschungen verschont bleiben. Angst vor Schlangen brauchen Sie nicht zu haben, die gibt es in Neuseeland nicht. Allenfalls verirrt sich ein Weta oder eine Fledermaus in unsere Behausung.«
    So possierlich Ricarda Fledermäuse auch fand, wenn sie über den Boden huschten, Auge in Auge mit einer von ihnen aufzuwachen, wünschte sie sich nicht. Doch sie behielt das für sich, denn sie war ja hier, um Neues zu erleben. Wie sie aus Erfahrung wusste, musste eine Forscherin auch Unbilden ertragen.
    »Haben Sie schon mal draußen übernachtet?«, fragte Jack, während er das Zelt mit Decken abdichtete. »Ich meine, in einem Zelt.«
    »Nein, bisher noch nicht.«
    »Dann wird das eine völlig neue Erfahrung für Sie.«
    »Und wenn ich es mit der Angst zu tun kriege?«, fragte Ricarda, doch ihr Lächeln verriet, dass sie es nicht allzu ernst meinte.
    »Dann dürfen Sie sich jederzeit an meine starke Schulter lehnen oder mich um Hilfe anflehen.«
    Jack lächelte und schaute sie unverwandt an.
    Ricarda wurde plötzlich ganz heiß.
    Doch dann zog er sich hastig zurück und ging zu seinem Pferd, um den Proviant zu holen.
    Ihre Mahlzeit, die sie im Schein zweier Petroleumlampen einnahmen, bestand aus Brot, Dosenfleisch und Käse, dazu gab es noch einige Früchte, die Jack unterwegs gepflückt hatte.
    »Es ist nicht gerade ein Festmahl«, meinte er entschuldigend. »Aber wir werden immerhin nicht mit knurrendem Magen einschlafen müssen.«
    »Ich habe auch kein Restaurant erwartet, Mr Manzoni«, entgegnete Ricarda und griff zu. »Aus meiner Studienzeit bin ich es gewöhnt, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Glauben Sie mir, auch Zürich war kein Schlaraffenland.«
    Als sie schließlich satt waren und schweigend die Schönheit der Nacht betrachteten, überkam Ricarda eine tiefgreifende Zufriedenheit, die sie so noch nie gespürt hatte. Jacks Atemzüge und seine Nähe gaben ihr ein Gefühl der Geborgenheit, von dem sie sich wünschte, dass es nie vorübergehen möge.
    »Ich denke, wir sollten uns jetzt schlafen legen«, sagte Jack schließlich. »Wenn wir morgen in aller Frühe aufbrechen, erreichen wir die Wairere Falls noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
    Die Beherrschung in seiner Stimme war für Ricarda unüberhörbar. Offenbar waren in ihm Gefühle erwacht, die er ihr gegenüber nicht zu zeigen wagte. Vielleicht aus Angst, dass sie ihn zurückweisen könnte.
    Dabei bräuchte er sich gar nicht zurückzuhalten, dachte sie. Gleichzeitig fragte sie sich, was wohl ihre Mutter zu diesem Gedanken und der Tatsache gesagt hätte, dass sie mit einem Mann allein in der Wildnis unterwegs war. Wahrscheinlich wäre sie höchst schockiert.
    Ricarda freute sich einmal mehr, dass sie die Fesseln ihrer konservativen Erziehung mühelos abgestreift hatte.
 
    Dass die Nacht im Zelt eine neue Erfahrung war, konnte Ricarda nur bestätigen. Während Jacks Atemzüge nach einer Weile flach und gleichmäßig wurden, starrte sie mit offenen Augen an die Plane über ihr. Der Mond, der über den Wald hinwegwanderte, zauberte groteske Schatten auf den Stoff. Die Geräusche ringsherum schienen immer stärker zu werden. Schließlich vernahm sie ein Kratzen an der Zeltplane, das sie zusammenzucken ließ.
    Was hat er noch mal

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