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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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gesagt? Ich darf mich an seine Schulter lehnen?
    Ihr Blick schweifte über sein Gesicht und zeichnete seine Konturen fasziniert nach. Sie fand es fast schon rührend, wie ruhig er schlafen konnte, als gäbe es ringsherum keine Wildnis und als wären die Zeltbahnen feste Mauern.
    Sehnsucht stieg in ihr auf, und da sie sicher war, dass er tief und fest schlief, rückte sie nun tatsächlich ein wenig näher an ihn heran. Wenn er wach wird und sich darüber wundert, kann ich mich ja immer noch schlafend stellen.
    Als ihr Körper Jacks Körper spürte, entzündete sich in ihrem Inneren ein Feuer. Es brannte so hell, dass es die unheimlichen Schatten verbannte. Ricarda merkte, dass sie ruhiger wurde, während ihr sein Geruch in die Nase stieg. Ihr Herzschlag vertrieb die Geräusche ringsherum, und obwohl an Schlaf noch immer nicht zu denken war, fühlte sie sich nun wirklich geborgen, als hätte selbst der schlafende Jack an ihrer Seite die Macht, sie zu beschützen.
 
    Am nächsten Morgen erhob sich Ricarda schon in aller Frühe. Sie steckte den Kopf aus dem Zelt und sah auf zu dem Baumdach über ihnen, in dem wie ein Schleier der Nebel hing. Das Licht war noch fahl, doch schon bald brachte die höher steigende Sonne das Buschland zum Erwachen. Während die Nachtjäger in ihre Unterschlüpfe zurückkehrten, beendeten die Geschöpfe des Tages ihren Schlaf und erfüllten die Luft mit vielen fremdartigen Geräuschen.
    Über Nacht hatte sich Tau auf die Farne und die Blätter am Boden gelegt. Wie mag es wohl sein, ihn an den Füßen zu spüren?, fragte sie sich und lief mit nackten Füßen aus dem Zelt.
    Die kühle Nässe war Ricarda zunächst unangenehm, doch schnell gewöhnte sie sich daran und stellte fest, dass es ihre Sinne klärte. Während die Luft erfrischend in ihre Lungen strömte, breitete sie die Arme aus und fühlte sich inmitten des Zwitscherns und Raschelns ringsherum wie eine Feenkönigin, die von ihren Untertanen begrüßt wurde.
    Eine Waschgelegenheit gab es hier nicht, aber da sie ohnehin zu einem Wasserfall ritten, beschloss Ricarda, mit einem Teil ihrer Wasserration eine Katzenwäsche zu machen. Später würde sie ihre Flasche wieder auffüllen.
    Sie ging zu den Pferden hinüber, die schnaubend den Kopf drehten, als sie sie witterten. »Ruhig, ich tue euch nichts!«, redete sie sanft auf die Tiere ein und tätschelte ihre Mähne. Dann öffnete sie eine der Satteltaschen.
    Nachdem sie sich noch einmal zum Zelt umgeschaut hatte, knöpfte sie ihre Bluse auf. Das Wasser, das sie der großen Feldflasche entnahm, war kühl auf ihrer Haut, doch es vertrieb den letzten Rest Müdigkeit.
    »Guten Morgen, Ricarda, haben Sie gut geschlafen?«
    Jacks Stimme ließ sie zusammenschrecken. Rasch raffte sie ihre Bluse vor der Brust zusammen.
    »Himmel, Mr Manzoni, haben Sie mich erschreckt!«
    »Tut mir leid, war keine Absicht«, entgegnete er mit einem schelmischen Lächeln. »Als ich gemerkt habe, dass Sie nicht mehr bei mir sind, wollte ich nachschauen, ob Sie jemand entführt hat.«
    »Wer sollte mich hier entführen?«, fragte Ricarda in scherzhaftem Ton und verschloss die Flasche wieder.
    »Vielleicht die Geister der Maoriahnen. Ich habe mir sagen lassen, dass sie ein Faible für schöne Frauen haben.«
    »Ich habe bislang keine Ahnengeister gesehen«, gab Ricarda zurück, während sie sich die Haare im Nacken zusammenband. »Aber vielleicht verstecken sie sich im Nebel.«
    »Durchaus möglich. An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig.«
    »Sie würden mir doch sicher zu Hilfe eilen, wenn ich in Not geriete, oder?«
    Ricarda strebte nun wieder dem Zelt zu.
    »Selbstverständlich!« Jack stand davor, ihre Stiefeletten in der Hand. Er reichte sie ihr.
    »Danke, das ist ...« Ricarda verstummte, als seine Finger ihre Hand berührten.
    Einen Moment lang blickten sie sich in die Augen, und der Wunsch, ihn zu küssen, wurde beinahe übermächtig. Warum tust du es nicht einfach?, fragte Ricarda sich.
    Doch da zog er sich wieder zurück und schlug beinahe scheu die Augen nieder. »Ich werde ein Feuer machen, damit wir Kaffee bekommen«, sagte er und stiefelte, die Hosenträger über die Schultern ziehend, in Richtung Pferde.
    Ricarda drückte die Stiefeletten an sich und wünschte sich inständig mehr Mut für die nächste Gelegenheit.
 
    Nach dem Frühstück brachen sie ihr Lager ab und setzten ihre Reise fort. Nachdem sie die folgenden Stunden durchgeritten waren, ertönte am Nachmittag aus der Ferne ein leises Donnern.

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