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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Doherty sie an, als hätte sie den Waschzuber über seinem Kopf ausgeleert. Aber er erholte sich recht schnell von seinem Schrecken. »Ich bin nicht hier, um über Maßnahmen zu diskutieren, die meine Patienten betreffen«, schnaubte er. »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich Ihnen ab sofort Hausverbot in meinem Hospital erteile.«
    Ricarda stemmte die Hände in die Seiten und legte den Kopf schief. »Sie tun was?«
    »Ich erteile Ihnen Hausverbot«, entgegnete Doherty ungerührt. »Sie hatten kein Recht, in den Räumen meines Hospitals zu praktizieren. Damit haben Sie gewissermaßen Hausfriedensbruch begangen, und ich als Eigentümer des Grundstücks habe das Recht, Sie von dort zu verweisen.«
    Ricarda hätte ihn zu gern gefragt, ob er den Verstand verloren hatte. Das Behandeln eines Patienten sollte Hausfriedensbruch sein? Wahrscheinlich hatte er sich heute bereits zu lange in der Sonne aufgehalten. Ihr lag bereits eine entsprechende Bemerkung auf der Zunge, doch die würde die Sache nur noch schlimmer machen. Immerhin hatte der Bürgermeister ihr die Zustimmung zur Niederlassung noch nicht erteilt. Wenn sich Doherty über sie beschwerte, würde sie wohl oder übel aus Tauranga abreisen müssen, denn hier könnte sie sich dann nicht mehr niederlassen.
    »Ich habe lediglich die Patientin behandelt, wie es meine Pflicht war«, erklärte sie so ruhig wie möglich.
    »Auf der Straße, ja, da war es Ihre Pflicht. Doch in dem Augenblick, in dem Sie das Hospital betreten haben, waren Sie nicht mehr zuständig. Dass Sie diese Person behandelt haben, ohne meine Rückkehr oder meine Erlaubnis abzuwarten, werte ich als Eingriff in mein Geschäft, und Sie können froh sein, dass ich keinen Schadensersatz von Ihnen fordere.«
    Das wurde ja immer besser! Ricarda konnte ein Schnaufen nicht unterdrücken. Am liebsten hätte sie diesem Kerl die Arroganz und Selbstgefälligkeit aus dem Gesicht geschrubbt, doch sie zwang sich zur Besonnenheit. »Doktor Doherty«, sagte sie und funkelte den Arzt zornig an, »Schadensersatz kann man nur für einen Schaden fordern, den man tatsächlich erlitten hat. Soweit ich weiß, hat Mr Borden, in dessen Lokal die junge Dame arbeitet, Ihnen die Rechnung beglichen. Ich hingegen habe kein Honorar erhalten, obwohl die Patientin einen größeren Schaden davongetragen hätte, wenn ich sie auf der Straße liegengelassen hätte. Also kommen Sie mir nicht auf diese Weise, Sir!«
    Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie sich nicht einschüchtern ließ. Er atmete erst einmal tief durch, bevor er knurrte: »Sie werden sich von meinem Hospital fernhalten! Sollten Sie einen Patienten dort einweisen wollen, können Sie das tun, und ich werde auch Sie behandeln, sollten Sie jemals eingeliefert werden. Aber solange Ihre Füße Sie tragen, werden Sie sich dort nicht mehr blicken lassen, haben Sie mich verstanden?«
    Ricarda schaute ihren Widersacher nur trotzig an. Am liebsten hätte sie ihm entgegengeschleudert, wie armselig sein Verhalten doch sei, aber sie schwieg. Wenn sie zu Studienzeiten auf Männer seines Schlages getroffen war, hatte sie es genauso gehalten. Es gab schließlich andere Wege, bornierten Mannsbildern einen Denkzettel zu verpassen. Das würde ihr bei Doherty schon noch gelingen. Spätestens wenn sie ihre eigene Praxis hatte.
    »Gut, ich denke, dann wäre alles gesagt«, fügte Doherty hinzu. »Wenn Sie mir nicht mehr in die Quere kommen, werden wir uns bestens vertragen. Guten Tag, Miss Bensdorf.«
    Er verneigte sich spöttisch, wandte sich ab und verschwand.
    Ricarda verpasste dem Waschbottich einen Tritt, und zwar so kräftig, wie sie Doherty am liebsten getreten hätte. Das Waschbrett rutschte ab und landete platschend im Wasser. Ein Schwall Lauge ergoss sich auf Ricardas Schürze und durchnässte auch ihr Kleid. Doch das war ihr gleichgültig. In ihren Augen standen Tränen, und ein Kloß formte sich in ihrem Hals. Sie hatte sich an den Grenzen gestoßen, die ihre Eltern ihr setzen wollten, aber das war ja gar nichts gewesen im Vergleich zu dem, was sie sich heute bieten lassen musste. Allmählich wurde ihr angst und bange. Vielleicht hatte sie sich doch etwas Unmögliches vorgenommen.
    Am liebsten hätte sie sich in ihr Zimmer verkrochen, um sich unter der Bettdecke einzuigeln und zu weinen. Oder etwas von dem Wein zu trinken, den Molly in ihrem Keller lagerte. Aber nein! Das wäre der falsche Weg! Entschlossen strich sie sich das Haar aus der Stirn und wischte sich über die

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