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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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und sah Mary eindringlich an. »Glauben Sie, dass er mich wirklich angreifen wird?«
    »Nein, so dumm wird Borden nicht sein. Aber machen Sie sich darauf gefasst, dass er es Ihnen nie vergessen wird! Und wenn sich eine Gelegenheit ergibt, wird er es Ihnen heimzahlen. Auch wenn er sich die Sache eigentlich selbst zuzuschreiben hat.«
    Ricarda spürte einen dicken Klumpen in der Magengrube. Sie teilte Marys Ansicht, dass Borden sie nicht angreifen würde, nicht. Die Erinnerung an seinen bedrohlichen Auftritt in Emma Coopers Zimmer stand ihr noch zu deutlich vor Augen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Ricarda! Tauranga mag vielleicht ein kleiner Bezirk sein, aber auch hier gibt es Gesetz und Ordnung. Wenn Borden Ihnen etwas antun will, muss er mit der Polizei rechnen. Unsere Constables sind sehr gewissenhaft.«
    Ricarda lächelte schief. Das würde ihr wohl kaum helfen, wenn sie erst einmal tot in einer Gasse lag.
    »Aber jetzt will ich Sie nicht mehr länger von der Arbeit abhalten. Wenn Sie heute fertig sind, kommen Sie doch zu uns zum Abendessen. Mein Koch hat hervorragendes Hammelfleisch eingekauft, und er versteht es auf eine Weise zuzubereiten, die Sie überraschen wird.«
    Ricarda bedankte sich für die Einladung und sagte zu. Sicher würde der Abend angenehmer verlaufen. Heute hatte Mary bestimmt niemanden eingeladen, der im Laufe des Abends einen Herzinfarkt erlitte.
    »Wir freuen uns auf Sie, meine Liebe. Und bringen Sie ja viele Anekdoten von der Arbeit und von Molly mit, so etwas ist immer erfrischend.«
    Damit verabschiedete Mary sich. Ricarda hatte gerade noch Zeit, um einen kleinen Lunch einzunehmen, bevor die nächsten Patientinnen eintrafen. Glücklicherweise, denn wenn sie arbeitete, vergaß sie Borden.
 
    Nach getaner Arbeit stand Ricarda am Fenster ihrer Praxis und schaute hinauf zu den Wolken. Sie hatte noch nie ein so schönes Abendrot gesehen. Das sanfte Licht glitt über die Dächer und Palmwipfel und verlieh ihnen ein beinahe überirdisches Leuchten - ein Anblick, den Ricarda zu gern festgehalten hätte. Sie nahm sich vor, eine Staffelei, Leinwand und Farben zu kaufen, sobald sie Geld dafür erübrigen könnte. Noch gingen ihre Einkünfte für die Miete und ihren Lebensunterhalt drauf.
    Sie beschloss, sich für das Dinner bei den Cantrells umzuziehen. Sie selbst nahm den Geruch nach Karbol nicht mehr wahr, aber sie wusste, dass er nicht nur in ihren Kleidern hing, sondern sogar ihrer Haut anhaftete, und damit wollte sie den Cantrells den Geschmack des Hammelgerichts nicht verderben.
    Sie hatte gerade den weißen Kittel an den Haken gehängt, als die Tür aufgerissen wurde. Ricarda sprang erschrocken zurück.
    Zwei Männer in schäbigen Anzügen bauten sich vor ihr auf.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie möglichst ruhig, obwohl ihr Magen vor Angst krampfte.
    »Haben gehört, dass du Ärger machst, Missy«, sagte einer und zog unter seiner Jacke einen Knüppel hervor.
    Ricarda nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Verschwinden Sie von hier!«, zischte sie. Ihre Gedanken rasten. Was sollte sie bloß tun? Sie versuchte an dem Kerl vorbeizuhuschen, doch der andere vertrat ihr den Weg, packte ihre Hand und riss sie mit sich.
    Ricarda wehrte sich, schrie und versuchte den Mann zu treten. Schließlich versetzte sie ihm mit der freien Hand eine Ohrfeige; doch das schien ihn gar nicht zu beeindrucken. Ungerührt zerrte er sie mit sich; es knallte und schepperte, als er eine Schüssel mit Instrumenten herunterriss, die neben der Untersuchungsliege stand. Brutal drückte er Ricarda auf das gestärkte weiße Laken. Dann beugte er sich über sie. Ein Gestank nach Schweiß und Whisky stach Ricarda in die Nase. Sie war wie gelähmt.
    »Was ist, Burt, wollen wir der Kleinen mal zeigen, wozu Frauen eigentlich gemacht sind?« Damit riss der Angreifer Ricardas Bluse entzwei.
    »Klar doch!« Der Angesprochene öffnete bereits seine Gürtelschnalle.
    Panik wallte in Ricarda auf. Was sollte sie tun?
    Da fiel ihr das Skalpell wieder ein. Bevor Burt, der inzwischen seine Hose heruntergelassen hatte, bei ihr war, griff sie blitzschnell an ihr Korsett.
    Burts Kumpan lachte hämisch. »Genierst dich wohl, Mädchen? Nun lass mal sehen, was du zu bieten hast, schließlich woll'n wir auch auf unsere Kosten -« Er jaulte auf vor Schmerz und wich zurück.
    Blutspritzer regneten auf Ricarda herab, während sie ihm die Klinge durch das Gesicht zog. Es gelang ihr, von der Liege zu springen. Doch weit kam sie nicht. Der

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