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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Verletzte stürzte ihr nach und schleuderte sie gegen den Schreibtisch. Inmitten von Büchern und Karteikarten ging Ricarda zu Boden. Das Skalpell fiel ihr aus der Hand. Der Angreifer, dessen Gesicht vor Wut und von Blut rot gefärbt war, starrte sie hasserfüllt an, und bevor sie sich wegducken konnte, zerrte er sie an den Haaren in die Höhe und versetzte ihr eine brutale Ohrfeige. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie sank zusammen.
    »Hast du sie totgeschlagen, Mann?«, fragte Burt hinter ihm.
    Der Angesprochene reagierte nicht. Er stierte reglos auf sein Opfer und wischte sich über das Gesicht. »Fackeln wir die verdammte Hütte ab!«, murmelte er schließlich.
    »Aber der Boss hat doch gesagt ...«
    »Halt die Klappe, Burt!« Schon griff er nach der Petroleumlampe, die auf einem Tischchen stand, zog ein Streichholz aus der Tasche und riss es an der Wand an.
    Bevor er die brennende Lampe jedoch auf die Frau schleudern konnte, fiel sein Kumpan ihm in den Arm und riss sie ihm aus der Hand. Offenbar hatte er Mitleid mit der Ärztin, denn er schleuderte die Lampe in eine Ecke, wo der Glaszylinder zerschellte und das Petroleum sogleich in Flammen aufging.
    »Nichts wie weg hier!«, fuhr er seinen Begleiter an.
    Mit einem letzten Blick auf die leblose Ricarda rannten sie hinaus.
 
    Lange hatte Jack mit sich gerungen, ob er die Einladung persönlich beantworten oder einen Brief schicken solle. Heute hatte er sich endlich entschieden, Ricarda aufzusuchen.
    Er warf einen prüfenden Blick in den Spiegel und war zufrieden mit dem, was er sah. Sein bester Gehrock und das weiße Hemd, dessen Kragen von einem weinroten Tuch zusammengehalten wurde, waren elegant genug, um bei Ricarda Eindruck zu machen, aber hoffentlich dennoch so dezent, dass sie ihn nicht für einen verliebten Gockel hielte.
    Während er auf den Kutschbock seines Wagens kletterte, streifte sein Blick das Mannschaftsquartier. Die Stimmung unter seinen Männern war seit dem Abschlachten der Mutterschafe gespannt. Sie alle schienen regelrecht auf einen neuen Zwischenfall zu warten. Das lenkte sie natürlich von der Arbeit ab, sodass Kerrigan sie des Öfteren ermahnen musste.
    Wird Zeit, dass ich mal auf andere Gedanken komme, sinnierte Jack und lenkte den Wagen voller Vorfreude auf die Straße in Richtung Tauranga.
    Die Stadt wirkte im sanften Abendlicht wie verändert. Ein rötlicher Schein lag auf Gebäuden und Menschen und ließ sie wie die Kulisse und die Figuren eines überdimensionalen Gemäldes aussehen.
    Vom Hafen her ertönte das laute Tuten eines ablegenden Dampfschiffes, das alle Geräusche in der Nähe verschluckte. Fuhrwerke kamen ihm entgegen. Auf der Ladefläche eines von ihnen entdeckte Jack ein Blumengebinde, das offenbar für ein Hochzeitsbankett bestimmt war.
    Vielleicht sollte ich Ricarda einen Blumenstrauß überreichen, ging es ihm durch den Kopf, und er ärgerte sich ein wenig, weil ihm das nicht früher eingefallen war. Was ist nur aus dir geworden, Jack, dass du deine guten Manieren vergisst? Du hättest ein paar von den wunderschönen lila Lupinen pflücken sollen, die überall auf dem Anwesen blühen.
    Da er nicht kehrtmachen wollte, lenkte er den Wagen zum einzigen Blumenladen in Tauranga. Von außen wirkte er unscheinbar, aber das täuschte.
    Jack brachte den Wagen zum Stehen und stieg ab. Das Läuten der Türglocke begleitete ihn in ein Reich voller Düfte und Farben. Mr Turner besaß außerhalb der Stadt einen großen Garten, in dem er die Blumen zog, die seine Gattin im Shop verkaufte.
    Auch heute stand die ältliche Frau hinter dem Tresen. Sie wusste, welche Bedeutung Blumen hatten und mit welchen man eine Dame am besten erfreuen konnte.
    »Mr Manzoni, was verschafft mir das Vergnügen?«, fragte sie, während sie Jack erstaunt ansah.
    »Ich hätte gern ein paar Rosen«, antwortete Jack. Er traf diese Entscheidung spontan, denn in seinen Augen war das die passende Blume für Ricarda. Sie war schön, hatte aber dennoch Dornen.
    Er wählte rosefarbene, denn dieser Ton erschien ihm am unverfänglichsten.
    »Soll der Strauß für eine Dame sein?« Mrs Turner beäugte ihn prüfend.
    Jack spürte, dass sie vor Neugierde beinahe platzte.
    »Gewiss, für eine Dame.« Er lächelte unwillkürlich. »Aber machen Sie ihn bitte nicht zu mächtig! Es soll nur eine kleine Aufmerksamkeit sein.«
    Hinter Mrs Turners Stirn arbeitete es sichtlich. Wahrscheinlich fragte sie sich, wer die Auserwählte sei. Bestimmt würden schon bald die wildesten

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