Sternendieb - Roman
»Ffforrratsmaggazinne«, sagte sie knistrig. Oder etwas, das für meine Ohren so klang wie »Vorratsmagazine«. Jedenfalls marschierte ich los.
> »Ja«, sagte ich, »Unsere Vorratsmagazine. Ihr habt völlig recht. Wir von der Prächtigen Trogon können uns rühmen, von allen Handelsschonern, die zurzeit von sich reden machen, das umfassendste
und zugleich modernste Ersatzteil- und Vorratslager zu betreiben«, schwafelte ich und schwenkte großspurig die Arme.
> Die Frasqui knisterte etwas.
> Ich hatte keine Ahnung, ob es da etwas zu verstehen gab oder nicht. Also nickte ich und legte einen Schritt zu. Ich erzählte ihr alles über Kabel-Klettschellen, blaue und orangene, und wie wir ganz besonders darauf achteten, die Konserven und leicht verderblichen Waren hier drüben unterzubringen, während wir da drüben am entgegengesetzten Ende die giftigen und leicht entzündlichen Dinge lagerten.
> Die Frasqui folgte mir mit ihren kleinen Perlaugen überallhin. Ihre Glieder knarrten bei jeder Bewegung. Sie ruckte voran und hielt inne, ruckte voran und hielt inne. Zwischen den Bewegungen erstarrte sie einfach, kein Muckser, nichts, wie ein vertrockneter Weidenstrauch.
> Der beißende Geruch verfolgte mich. Ich sah mich insgeheim nach geeigneten Wurfgeschossen um, für den Fall, dass sie die Nase voll hatte von mir und meinem Geschwätz.
> Dann schwang die Tür auf, und ich bekam Unterstützung.
> Melissa Mandreba kam herein, mit ihrem Steward, dem ersten Offizier und zwei Wachleuten. Wenyk hielt sich hinter ihr, sie war ganz außer Puste. Ich hatte nicht den großen Boss persönlich erwartet, aber ich nutzte meine Chance. Ich setzte mit Schwung über die Warenausgabe und präsentierte mich als diejenige, die die streunende Hoheit aufgegabelt hatte, und vergaß auch nicht, das großzügige und wohlgefällige Interesse zu schildern, mit dem die Kommandantin unsere bescheidene Arbeit hier unten gewürdigt hatte.
> Melissa sah mich an. Sie sah mich an, als verstünde sie mich voll und ganz, aber wie aus weiter, weiter Ferne; so wie Xtaska gucken kann.
> Ich dachte, gib’s zu, Melissa Mandreba, du hast ganz schön Fracksausen gehabt.
> Dann machte sie den Mund auf und sagte etwas zu meiner vornehmen Besucherin. Auf Frasquisch.
> Es war scheußlich. Sie hörte sich an wie jemand mit Laryngitis, der an einem Mund voller Fischgräten würgt.
> Die Frasqui drehte energisch ihren Kopf hin und her und antwortete.
> Dann haben sie beide gelacht.
> Frag mich nicht, wie sich das angehört hat.
> Sie lachten, alles war ausgestanden, die ganze Gesellschaft schwirrte mit viel Getue und großer Erleichterung aus dem Raum. Keiner war so erleichtert wie Wenyk.
> BIST DU DANACH BESSER MIT IHR AUSGEKOMMEN?
> Nein, im Gegenteil, ich glaube, ich bin ihr nur noch mehr auf den Geist gegangen. Dafür fand mich Tricarico umso köstlicher. Er behandelte mich wie eine Art Wundertier, wie einen Schimpansen, der Macbeth kapiert hatte. Er legte bei der Fährpilotin ein gutes Wort für mich ein. Sie war nicht mehr die Jüngste und die Einzige auf der Prächtigen Trogon, die den Geldadel herumkutschieren konnte. Jeder Leutnant konnte ihre Aufgabe übernehmen, wenn Not am Mann war, aber Tricarico gab zu, dass es ein guter Schachzug wäre, jemanden speziell darauf zu trainieren, diese Frau zu ersetzen.
> Ich denke, er wollte mich so auch bei der Stange halten.
> Die Fährpilotin erwähnte meinen Namen gegenüber Melissa, die sich meiner mit einer gewissen Anerkennung erinnerte.
> So also lernte ich damals das Fliegen.
> Von der Walross brachte ich ein paar Grundkenntnisse mit, und zwischen den Ausläufern der Karawane herumzugondeln war
ein Kinderspiel im Vergleich zu den abstrusen Manövern, bei denen ich Pate gestanden hatte, wenn Käpt’n Frank sich an ein besonders schönes Stück Treibgut heranpirschte. Bis Jupiter hatte die Offiziersfähre nichts weiter zu tun, als die Mandrebas und ihre Gäste zu irgendwelchen gesellschaftlichen Verpflichtungen an Bord solcher Großraumschiffe wie der Negro Spiritual und der Schwarzen Skorpion zu chauffieren. An zwei Abenden in der Woche durfte ich den Chauffeur spielen.
> Manchmal kriegte ich ein Glas Chablis, manchmal mehr. Auf der Waldrebe III ließ ich mich mit einem von den Sicherheitsleuten ein.
> Und am Tag des Ersten Sprungs begab es sich, dass Tabea zum Ball ging.
44
Sie waren in dem regennassen Morast herumgestapft, hatten zwischen die Äste der widerlichen Bäume gespäht, die
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