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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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eine weitere Dose mit einem belebenden und stärkenden Sirup aussaugte. Sie machte sich Sorgen um die kleinen Maschinen, die so hart in Regen und Hitze schufteten. Die Standard-Isolierung der Kerlchen entsprach durchschnittlichen Anforderungen und war nicht geschaffen für diese Bedingungen. Eines benahm sich bereits ein bisschen merkwürdig. Wenn sie es nicht im Auge behielt, würde es davonpaddeln und gegen den erstbesten Baumstamm prallen, dort bleiben und in abwegiger Verzückung immer wieder dieselbe Kabellasche öffnen und schließen.
    Sarah meldete sich wieder, und kurz darauf Marco.
    »Hat sich der Ausreißer blicken lassen?«
    »Ausreißer?«, sagte Tabea.
    »Hektor, Hektor.« Der Empfang war lausig, als müssten die Wellen durch einen riesigen Schwamm aus Drahtwolle hindurch. »Wer denn sonst?«
    »Euer verstorbener Kollege, ich verstehe.«
    »Naja, wer kennt sich schon aus mit denen?«
    »Der tote Hektor.«
    »Er war tot! Die … äh … die Eladeldi haben ihn erschossen.« Prasseln, Knistern. »… Burschen gesehen. War er tot oder lebendig?«
    Sie knirschte mit den Zähnen. Sie wollte jetzt nicht mit ihm diskutieren. Sie wollte nicht mal reden mit ihm.
    »Ist er etwa zurückgekommen?«, fragte er nach einer Pause.

    »Nein.«
    »Bist du in Ordnung? Du bist doch nicht verletzt oder so? Mogul scheint der Einzige zu sein, der … nicht allzu schlimm, ein Glück, was? Ist … bei dir? Jetzt habe ich dich, ich kann das Schiff sehen … unterwegs.«
    Tabea knurrte einmal für »Ja« und zweimal für »Nein«. Sie erhob sich, klopfte ihren Anzug ab, stieg hinunter und duckte sich unter das schwebende Schiff. »Gib dir keine Mühe, Marco.«
    »Ich muss aber mit dir reden«, sagte er.
    Und er näherte sich durch den gekrümmten Wald und redete ohne Unterlass. »Die Hitze muss ihn aufgetaut haben. Hektor. Mist, er hat uns vielleicht einen Schrecken eingejagt … setzte sich auf und stieg … im Nu oben raus«, erzählte er, wobei der Empfang immer wieder durch Zischen und Rauschen unterbrochen wurde. »Er war auf und davon.«
    Er klang angespannt, redete von Schock und Angst und Aufregung. Er erstickte jede Frage mit Worten, dachte Tabea verbittert. Er redete immer noch. »Sie sind gut zu Fuß, diese Burschen. Ich glaube … nur durcheinander, er muss es mit der Angst gekriegt … gelandet sind.«
    Tabea gab keine Antwort mehr. Sie fuhr die Inspektionsplatte zurück, die das Primärsystem abdeckte.
    Für einen kurzen Augenblick sah sie Marco, gut hundert Meter entfernt zwischen den Bäumen. Sein Anzug stach ins Auge, scharlachrot und pechschwarz. Marco winkte. Sie ignorierte ihn. Sie forderte die nächstbeste Drohne an, und als sich das Kerlchen näherte, bückte sie sich, um es hinaufzuheben.
    Marco lief herbei. »Oh, warte, warte, lass dir helfen.« Er half ihr, die Drohne durch die offene Luftschleuse zu hieven. Das Gesicht hinter der polarisierten Helmscheibe war grimmig und schweißnass.

    »Gott, wüsste ich doch nur, wo er sich herumtreibt«, sagte er, derweil die Drohne eine Kehrtwende machte und zu den Stiegen ins Cockpit trudelte. Er wies mit einer müden Armbewegung auf den nassen Wald. »Er könnte zu Schaden kommen da draußen, ohne Anzug.«
    Einen Moment lang nahm sie an, er meinte Mogul. Tabea widmete sich dann wieder ihrem Armbandmonitor.
    »Gottverdammich, er könnte da draußen wirklich ums Leben kommen!«, brauste er auf und hieb die Faust auf die Schleusenschwelle.
    Tabea konnte das nicht länger mit anhören. »Er ist ein Frasqui, Marco.«
    »Ein Frasqui«, sagte er. »Na und?«
    »Die einzigen Wesen, die mit der Venus zurechtkommen sollten.«
    »So?«
    »Die einzigen, die sich hier fortpflanzen könnten, um Himmels willen. Die einzigen, die sogar im Raum gebären können, wenn man so will. Im Vakuum.«
    »Und die Seraphim?«, wandte er ein.
    »Gebären, hab ich gesagt.«
    Ihr Helmfenster erblindete sekundenlang, während die Drohne ein grafisches Zustandsprofil übertrug.
    »Was willst du damit sagen? Willst du vielleicht sagen, es geht ihm gut, meinst du das?« Er streckte plötzlich den Daumen aus und stieß ihn unter den Helm, als habe er auf dem Daumennagel kauen wollen und vergessen, dass er einen Raumanzug trug.
    »Marco, wenn ich das Schiff nicht wieder in Gang bringe, werden wir sterben. Hier. Und zwar bald.«
    »Was? Du hast doch bestimmt einen SOS-Ruf oder so was Ähnliches abgesetzt?«

    »Nein«, sagte sie. Sie deutete auf das düstere Wolkenmeer. »Da geht nichts durch.«
    Er

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