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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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irgendeinen diplomatischen Schwindel ein, hatte ein krummes Geschäft vor, ich weiß nichts Genaues; es ging um einen
günstigeren Zolltarif für Valenzuela. Er fühlte sich pudelwohl dabei. Er konnte den Väterlichen herauskehren, den Großväterlichen - allein schon das Wort! Er spazierte durch das Botschaftsquartier, an jeder Hand ein Kind und einen Winzling rittlings auf den Schultern. Das Balg schob ihm immerzu die Perücke in die Augen. Er beschwerte sich laut und ging weiter. »He! Jetzt kann ich gar nicht mehr sehen, wo’s lang geht!« Er ging dann im Kreis und lief vor die Wand, mit Absicht, und das Balg auf seinen Schultern kreischte vor Vergnügen. »Wenn ich nichts sehe, verliere ich dich noch.« Und er tat so, als würde er ihn runterkippen und packte ihn im letzten Moment, und die anderen sausten um ihn herum und schmissen sich an die Wände. Sie fanden ihn herrlich.
    > Er war derjenige, der mir von den Quinthochzeiten erzählt hat. »Solltest du jemals die Gelegenheit haben, Tabea, dann rate ich dir dringend, sie zu nutzen.« Er saß da in seinen Knickerbockerhosen und mit seinem Eckenkragen, ein gewinnendes Lächeln unter dem mordsmäßgen Zinken, und tätschelte mein Knie. Der alte Lustmolch. Hörte sich an, als redete er über eine Führung durch die Sankt Asträa Capella, aber ich hatte ihn bei Partys auf der alten Jungbrunnen erlebt. Wenn Onkel Fritz besonders vernünftig und besonders freundlich ist, dann schlagen bei mir die Hunde an.
    > Deshalb habe ich mich so gefreut, als sie mich einluden. Zu der Quinthochzeit, meine ich. Es handelte sich um die Tochter des designierten Gemeindevorstehers und den Bruder des Gefängnispiloten, und die anderen waren, warte mal, das war der Bruder ihrer Mutter, der Quintbruder, meine ich, oder nein, sein Quintbruder und von dem anderen Mann ihrer Mutter die …
    > ICH MÜSSTE EINE SCHEMATISCHE DARSTELLUNG HABEN, KÄPT’N. HÄTTEST DU SIE GERNE AUF DEM MONITOR?

    > Lass nur, Alice. Das ist ohnehin alles viel zu kompliziert. So kompliziert, dass es ein Wunder ist, wie sie jedes Mal die fünf zusammenkriegen. Tatsache ist, dass sie es nahezu alle schaffen, das reicht es zu wissen.
    > DA MÜSSEN SIE SICH JA TÜCHTIG VERMEHREN. LEIDER HABE ICH KEINERLEI ZAHLENMATERIAL.
    > Sie treten nur zu fünft in Erscheinung. Das ist nicht bloß eine Ehe, das ist ein Team, beruflich, sportlich, eine Bootsmannschaft zum Beispiel, eine Instrumentalgruppe. Und wenn erst Kinder da sind, bilden sie einen ganzen Klan. Obwohl mir fast scheint, als bildeten alle Kinder zusammengenommen eine einzige, riesige Spielgruppe. Ich weiß nicht, wie sie die auseinanderhalten.
    > Sobald sie verheiratet sind, sind sie sich absolut treu, Alice. Sie sind völlig aufgeschmissen, wenn einer abhandenkommt. Wenn man sie trennt, dann verschmachten sie und werden unleidlich. Nur der Tod kann ein solches Quintett aufbrechen. Wenn die Hinterbliebenen dann keinen Ersatz finden, schnappen sie über, einige jedenfalls. Man kann sie manchmal um die Schlafquartiere oder die Kantinen streichen sehen, apathisch, vier Palerner, die zu jemandem reden, der nicht da ist. Sie verwahrlosen regelrecht. Sie bekommen diese schreckliche Krätze. Dann fangen sie plötzlich an und zerschmeißen und zertrümmern alles, was ihnen vor die Augen kommt.
    > Allerdings machen sie das bei der Quinthochzeit nicht viel anders.
    > Wenn man als Palerner heiratet, kommen alle Verwandten zusammen, und das ist ein ganz schöner Haufen, wenn man ein Palerner ist, dann machen alle zusammen diese Sache, die nicht leicht zu erklären ist. Das Ganze ist ein Mischmasch aus Tanz, Orgie und Lotteriespiel. Es dauert tagelang. Es gibt eine Menge
zu essen, zu trinken und zu rauchen. Die Bewirtung gehört zu den wichtigsten Dingen.
    > HAT MAN DICH DESHALB EINGELADEN, KÄPT’N?
    > Was wir lieferten, also die Innereien vom Pferd und das, das war eine Aushilfslieferung, weil sie irgendjemand sitzengelassen hatte. Und sie waren so froh, als ich damit ankam, dass sie mich gleich fragten, ob ich nicht bleiben wollte.
    > Der erste Tag war bloß ein großes Trinkgelage. Ich meine, es tat sich eine Menge, Gelübde ablegen, Ohren markieren und so’n Zeug, aber jedes Mal, wenn irgendwer irgendwas sagte, gab es eine Trinkpause, und wenn da fünf Leute sind, die das alles sagen müssen, dann wird eine ganze Menge getrunken. Und getanzt wurde zu ganz lauter Musik. Ich kann dir sagen, es wurde ganz schön eng da in der Halle mit ein paar hundert Palernern. Aber es

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