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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Hier! Da runter!« Sie zeigte auf eine schmutzige, zerbeulte Tür.
    »Wohin - wohin willst du?« Sarah rang nach Luft.
    »Zu Alice!«
    »Käpt’n«, meinte Xtaska besonnen und gar nicht außer Atem, »ich muss dich doch nicht daran erinnern, dass dein Schiff unbrauchbar ist? Es hat keine Energie mehr.«
    »Wir können senden«, sagte Tabea, schubste Sarah durch die Tür, streckte den Arm hoch und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen Xtaskas Untertasse. »Ich habe da noch ein paar Starter-Sets. Irgendwo«, sagte sie und sprang in den Fallschacht.

58
    Die Alice lag still und einsam in dem stinkenden Hangar, inmitten strotzender Graffiti und undichter Rohre, zusammengebrochen wie ein ungeschlachtes, waidwundes Tier.
    Das Trio drängte ins Cockpit. Die beiden Zweibeiner traten über venusischen Schlamm und Klumpen aus breiiger Vegetation, Plexiglasscherben, verkohlte Reste von Papier und Farbe, Gerätetrümmer, Stofffetzen und Blutspritzer. Durch das geborstene Bugfenster sah ein trostloses, stählernes Brandschott herein wie eine Einhalt gebietende und kaltherzige Zukunft, umzingelt von Schatten.
    Tabea hatte Xtaska mit allem Drum und Dran ins Copilotennetz bugsiert und war dabei, die Untertasse mit einem hoch belastbaren Kabelstrang an die Kommunikationseinheit der Konsole
anzuschließen. Archaisch. Dampfmaschinen-Zeitalter. Aber wo ein Wille war, war auch ein Weg.
    »Versuch es jetzt«, dirigierte sie. »Sarah, du hältst die Augen offen.«
    Xtaska schloss die ihren und schob das winzige Kinn vor, hantierte mit der Schwanzspitze.
    Sie warteten. In der Luft lag noch der traurige Geruch nach verbranntem Gefieder.
    Nichts geschah.
    Tabea sah sich in dem Halbdunkel um, betrachtete die Ruine ihres Schiffes und ihre merkwürdigen Gefährten: den gekrümmten Cherub in dem Netz, den ängstlichen Klon unten im Gang. Wo waren all die Leute geblieben?, fragte sie sich flüchtig. Sie schien in eine schräge Traumdimension zu entgleiten, in der jeder entweder verrückt oder irreal war.
    Ein Flackern auf der Konsole.
    Nichts.
    Tabea stürzte los und hieb mit der Faust auf eine Verbindung. »Nun mach schon«, schimpfte sie. »Warte.« Sie streckte den Arm tief in die Aussparung, so weit sie konnte, die Wange schmerzhaft gegen den Sockel gepresst. Sie nestelte an etwas herum. »Jetzt.« Sie schlug auf den Akku.
    Die Anlage pfiff, kreischte und fing an zu brummen. Vor-Dampfmaschinen-Zeit. Dinosaurier-Technik. Kontrollen leuchteten reihenweise rot auf, dann sprangen sie in derselben Reihenfolge auf Grün um.
    »Juchu!« Sarah kam die Cockpittreppe heraufgehüpft und umarmte Tabea, wirbelte auf dem Absatz herum und umarmte Xtaska samt Netz.
    »Störe sie nicht!«, rief Tabea. Sie zeigte auf die Luftschleuse. »Geh und pass auf.«
    Wie ein geprügelter Hund schlich Sarah auf ihren Posten zurück.
    Tabea kam hoch. Xtaska tastete mit ihren winzigen Fingerchen in der Öffnung eines Lesegerätes herum. Mit einer Grimasse des Widerwillens zog sie ein schlaffes schwarzes Fetzchen von schwammartiger Struktur heraus und ließ es auf den Boden fallen. Sie wischte sich die Hände am Schutzanzug ab und hielt sie Tabea hin, Handflächen nach oben.
    »Was?«, fragte Tabea.
    »Der Chip«, sagte Xtaska.
    »Welcher Chip?«
    »Hannahs Chip.«
    »Den du ihr vorgespielt hast? Ich hab ihn nicht.«
    Xtaska blickte sie aus ihren kirschroten Augen unerschütterlich an.
    Entnervt wandte Tabea sich ab. »Sarah? Hast du diesen Chip gesehen?«
    Die Akrobatin geisterte zum Fuß der Treppe, ein fahler, zerfließender Schemen in der Düsternis. »Marcos Chip? Ich dachte, den hättest du .«
    Tabea wandte sich wieder an Xtaska, die den Sender auf eine Relaisstation einpegelte. »Was willst du denn mit dem Chip? Kannst du nicht einfach ›HILFE‹ funken?«
    »Wir sind im Hyperraum«, sagte Xtaska, als wäre das Tabea verborgen geblieben, »und Hannah befindet sich in kryonischer Suspension. Die Schnittstellen erfordern zusätzliche Energie, wenn wir sie schnell erreichen wollen.«
    »Warum überhaupt Hannah, wenn das so kompliziert ist?«, fragte Tabea ärgerlich.
    »Um ihr den Chip zu geben«, sagte Xtaska gelassen. »Damit sie freie Hand hat.« Sie bedachte Tabea mit einem durchdringenden Blick. »Auf dem Chip befindet sich der Quellcode des Hauptsteuerprogramms von Plenty.«

    Tabea sah von Xtaska zu Sarah. Sarah zuckte mit den Achseln. Es sah ausgesprochen hübsch aus, wenn sie das machte.
    »Hast du nicht gesagt«, sagte Tabea, »das wäre ein Paarungsruf

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