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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Pepper. Er saß mit dem Rücken zur offenen Tür, die Füße in Stiefeln, die er auf der Konsole hatte, eine Dose Bier in der Hand, und redete um eine kleine braune Zigarre herum mit der unhörbaren Stimme in seinem Ohrhörer.
    »Verdammt, ja«, sagte er. »Klar hab ich den Treffpunkt. Klar. Koordinaten und alles. Ja sicher hab ich das hier irgendwo.«
    Die Stiefelspitze stieß gleichgültig nach einem Wust von Papieren. »Verdammt ja, wir werden da sein«, sagte er schleppend. »Kein Problem.«
    Er hustete.
    »Was sagen Sie?«, fragte er und lauschte eine Weile.
    »Ja sicher doch«, sagte er mit Nachdruck, als wolle er das einem ängstlichen Zuhörer noch einmal beteuern, »wir haben die Kobold. Sie kann nirgends mehr hin. Häh-häh. Wir haben die Besatzung. - Nein, ich kann Ihnen versichern, wir haben ihnen kein Haar gekrümmt. - Nein, negativ. Sie unterhalten uns momentan mit einem kleinen Konzert. Häh-Häh.«

    Er nahm die Zigarre aus dem Mund und spuckte auf den Boden.
    »Na klar doch.« Er steckte sich die Zigarre wieder zwischen die Lippen. »Na klar, auch den Frasqui. Darüber müssen wir noch reden, Perlmutter. Dass er frei rumlief, davon war nicht die Rede, das war nicht abgemacht.«
    Er lauschte wieder.
    »Den was? Oh, den Cherub?«
    Sarah warf Xtaska einen Blick zu. Xtaska versteifte sich.
    »Na jaaa, nein«, meinte Pepper gedehnt. »Wie ich schon sagte. Ich kann es nur wiederholen. Wir haben ihn. Oh, und ob wir ihn haben. Jawoll-ja. Er kreist und kreist. Häh-häh. Er kann es einfach nicht lassen.«
    Plötzlich schwang er mit dem Stuhl herum. Sarah und Tabea konnten gerade noch rechtzeitig in Deckung gehen.
    »Soll ich es buchstabieren?«, hörten sie ihn sagen. »Er ist draußen. Er umkreist uns. Er umkreist uns immer noch, seit wir von der Venus fort sind. Den Cherub können wir auf die Verlustliste setzen. Den können wir abschreiben.«
    Es entstand eine Pause. Käpt’n Peppers Stuhl quietschte. Tabea und Sarah wagten wieder einen Blick.
    »Nichts konnten wir tun«, sagte Pepper. »Ich weiß das. Ich weiß das. Ich bin mir dessen bewusst. Da war nichts zu machen. Verdammt«, grollte er. »Hören Sie zu. Wollen Sie mir eine Minute zuhören? Kyber … Kyberna … So hören Sie mir doch verdammt nochmal zu!«
    Es gab wieder eine Pause, eine lange diesmal. Pepper seufzte. Er stieß seine Kappe zurück und kratzte sich am Kopf. Er kaute seine Zigarre. Er trank seine Bierdose leer und sah sich um, unschlüssig, wo er sie hinpfeffern sollte. Die beiden Frauen gingen wieder in Deckung.

    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte der Käpt’n plötzlich. »Hören Sie zu, stecken Sie Ihren Leuten, dass sie nichts davon haben. Buchstabieren Sie ihnen das Wort Vertrag. Wir haben uns strikt daran gehalten. Der Cherub hat uns eine Menge Scherereien gemacht. Dabei hat er sich umgebracht. Das ist alles.« Er blies blauen Qualm gegen den Luftreiniger. »Hören Sie, ich muss jetzt Schluss machen, in Ordnung?«
    Er hörte noch einen Moment lang hin.
    »Eh ja, wir werden sehen.« Er unterbrach die Verbindung. »Arschloch«, murmelte er missmutig und hustete.
    Sie hörten den Stuhl knarren, als Pepper aufstand. »Allmächtiger Jesus«, beklagte er sich leise.
    Sie hörten ihn den Raum durchqueren. Er kam direkt auf sie zu.
    Xtaska nahm Reißaus, und Tabea und Sarah folgten ihr.
    Sie liefen geradeaus, um die erste Biegung links, die nächste rechts, stießen eine Tür auf, hasteten eine Kajütstreppe hinunter und kauerten sich auf einen schmalen Absatz, der übersät war mit Glasfaserschnipseln und Orangenschalen.
    »Was jetzt?«, keuchte Sarah, die Augen weit aufgerissen.
    Tabea gab ihr einen Rippenstoß. »Weiter!«
    Sarah sprang zur nächsten Stufe, dann hielt sie inne. »Nein!«
    Tabea bemerkte jetzt auch den Geruch, der plötzlich den schalen Mief im Treppenschacht überlagerte. Es war ein überwältigender Gestank, die Ausdünstungen eines Tieres. Er glich dem Duft eines Menschenaffen, der seit geraumer Zeit eine sehr intime Beziehung zu einer Katze unterhielt. Einer Raubkatze mit Fängen und Klauen.
    Der Gestank drang von unten herauf. Er wurde immer intensiver, quoll näher.
    Tabea übernahm die Führung, und zwar zurück nach oben. Sie nahm drei Stufen auf einmal.

    Sie vernahmen das Klatschen von Sandalen weiter unten, das die Stufen heraufkam, und ein Ticken wie von langen, krummen Zehennägeln auf Metall.
    Als Tabea sich um eine Ecke schwang, berührte sie einen kleinen Sensor auf ihrem Armbandmonitor.

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