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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sagte er unverbindlich. »Möchtest du Kaffee? Ich mach welchen.«
    Er schüttete Kaffee auf. Er rasierte sich, und er zog sich an. Viereckig ausgeschnittenes Hemd und die Hose von gestern.
    »Ich muss unbedingt nach Plenty«, raunte er, »den Rest der Band auftreiben und die ganze Ausrüstung.« Er saß auf der Couch, Tabea zugewandt, den Arm aufs Rückenpolster gestreckt. »Da treten wir heute Abend auf. Du kannst uns danach zum nächsten Engagement bringen.«
    »Und das wäre wo?«, fragte sie.
    »Auf Titan.« Er nippte an seinem Kaffee.
    »Zu wievielt seid ihr?«
    »Ich, Talo. Ein paar andere. Sagen wir, zusammen fünf. Oder lieber, vier. Talo zählt nicht.«
    Als der Papagei seinen Namen hörte, gab er ein lautes Kollern von sich.
    »Er ist lustig«, meinte Tabea. »Er sieht wirklich so aus wie ein Papagei.«
    »Talo ist ein Papagei, eine Papageienart jedenfalls. Er stammt von Altair, irgendeinem Planeten da draußen. Ich habe ihn beim Pokern gewonnen und ihm das Singen beigebracht. Ein paar Kunststücke. Er fühlt sich nicht wohl im Weltraum, hab ich recht, kleiner Halunke?«
    »Bananenstaude!«, zirpte Talo. »Sriti naogar demestica! In Mongu, da wo ich geschlüpft bin, in Mongu, da wohnte ein fröhliches Mädel, hoch droben bei den Bananen!«
    »Sei still, Talo!«, rief Marco energisch.
    Der Vogel zwitscherte noch ein paarmal, ehe er verstummte.
    »Er hasst das Reisen«, sagte Marco. »Ich habe eine Reisebox für ihn. Sie muss hier irgendwo sein.«
    Er sah sich flüchtig um.
    »Also«, meinte er. »Bist du einverstanden?«

    Tabea nickte. »Aber wir brauchen einen neuen Achsenstabilisierungsquarz«, erinnerte sie ihn.
    »Wir? Wer ist wir? Ich dachte, es gäbe nur dich.«
    »Ich meine, Alice braucht ihn.«
    »Wer ist Alice?«
    »Das Schiff. Sie braucht unbedingt einen neuen Quarz.«
    »Wir werden einen auftreiben. In Plenty.«
    Tabea überlegte. Mit dieser Idee mochte sie sich nicht anfreunden. Plenty war ein schlimmes Pflaster. Und der Titan lag so weit ab vom Schuss, dass sie kaum Aussicht auf eine Rückfracht hatte. Aber der Titan war weit, und Marco saß vor ihr. Und der hatte das Geld.
    Sie räusperte sich. »Gut, warten wir damit, bis wir in Plenty sind. Aber die zweihundertfünfzig brauche ich als Vorschuss.« Sie sah auf die Uhr. »Damit ich die Geldstrafe bezahlen kann.«
    Marco wurde sehr still. »Welche Geldstrafe?«
    »Habe ich dir das nicht erzählt?«
    Sie holte es nach. Er lachte. Er kam nicht mehr aus dem Lachen heraus.
    »So spaßig ist das auch wieder nicht.«
    »Ein Heidenspaß! Ich stelle mir vor, wie der kleine Bursche durch die Luft segelt …«
    Tabea trank wieder von ihrem Kaffee. »Ein teurer Spaß«, sagte sie.
    »Also gut. Zweihundertfünfzig.«
    »Dreihundert mit Hafengebühr und Proviant. Dreihundertfünfundsiebzig mit Treibstoff.«
    »Himmel, da kommen wir auch noch drüber. Daran soll’s nicht scheitern.«
    Tabea war erleichtert. Sie hasste es zu feilschen. Irgendwie hatte sie immer das Gefühl, in einer schlechten Ausgangsposition zu sein.
    »Und was kostet der Kristall?«
    Tabea erzählte Marco, was Carlos ihr am Fon erzählt hatte.

    Er schluckte es, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie fragte sich, ob sie mit ihrer Vermutung über die Gage beim Möbiusband auf dem Holzweg war.
    Marco meinte: »Sagen wir mal so, wir bezahlen dir die Geldstrafe und den Quarz, und du bringst uns dafür nach Titan.«
    »Habt ihr denn so viel Geld?«
    »Aber ja. Natürlich haben wir. Das heißt, Hannah hat es.«
    »Wer ist Hannah?« Tabea bemerkte eine unliebsame Schärfe in ihrer Stimme.
    »Unsere Managerin«, sagte er. »Das hier ist ihr Appartement.«
    »Wohnt sie hier?« Das wollte ihr nicht in den Kopf. Denn das Mobiliar und das Drum und Dran, die Audio-Chips in den Regalen, die ganze Wohnung machte einen trostlosen Eindruck. Alles wirkte verlassen, wie auf dem Abstellgleis. Hier fehlte die persönliche Note, die alles wie eine Klammer zusammenhielt.
    »Nein. Nein, ich bringe dich zu ihr. Du wirst Hannah mögen.«
    »Lebt sie auf Titan?«
    »Auf Titan? Nein.«
    »Aha, in Plenty also.«
    »Man kann nicht sagen, dass sie da lebt, nein«, sagte er. »eher, dass sie von da aus ihre Fäden spinnt.«
    Manchmal konnte er dämliche Ausflüchte machen. Vermutlich war das so, wenn man im Rampenlicht stand - oder gestanden hatte -, dass man auf seine Intimsphäre bedacht war. Na ja, sie selbst stand überhaupt nicht im Rampenlicht und bewahrte sich auch ihre Intimsphäre. Es machte ihr nichts aus, ihn

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