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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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war die Stimme verstummt. Das Licht ging von alleine aus.
    »Tabea«, rief die Stimme dieses schnuckeligen Kerls.
    Die Flurwände schwappten und kabbelten. Allmählich kam sie von ihrem Trip herunter.
    »Wo bist du?«, fragte sie.
    »Hier drin.«
    Desorientiert versuchte sie, die Stimme zu lokalisieren. Die Musik schien ihr auszuweichen, derweil sie suchte. Schließlich fand sie ihn. Er stand im Dunkeln vor einem Wandfenster, hinter ihm lautlos explodierendes Feuerwerk. Sie ging auf ihn zu und überschüttete ihn mit Küssen. Da war ein Bett. Sie waren im Schlafzimmer.
    Auf einem Tischchen neben dem Bett stand eine Karaffe, halbvoll mit irgendwas, Gin, Tequila, Wein, sie würde den Unterschied ohnehin nicht mehr schmecken. Sie tranken davon. Er trank von ihrem Mund.
    Dann zogen sie ihr das T-Shirt aus. Das war ein sehr verwickelter und komplizierter Prozess.
    Die Lichter des Feuerwerks zuckten in den Raum. Konzentrische Kreise breiteten sich auf den Wänden aus, wie Wellen aus flüssigem Metall.

    Tabea sagte: »Und morgen früh machen wir alles dingfest?«
    Der zärtliche Mann küsste ihren Nabel, fuhr mit den Lippen am Bund ihres Höschens entlang. Er begann, an ihrem Zwickel zu schmusen, sehr sanft, kaum dass die Lippen den Stoff berührten. Er sagte: »Natürlich wird alles dingfest gemacht. Wie könnte ich mich um den hübschesten Chauffeur im ganzen Sonnensystem bringen?«
    Mit den Zähnen zog er ihr das Höschen aus. Ein Musiker mit dem Talent eines Akrobaten.
    Ihre Zunge liebkoste seine Leiste. Das Feuerwerk schien mit der Musik zu pulsieren, ihre Haut schien abwechselnd zu schmelzen und zu gefrieren. Sie wusste nicht mehr genau, wo sein Leib aufhörte und der ihre begann.

10
    Tabea Jute erwachte, und es sollte ihr augenblicklich leidtun. Sie entdeckte, dass sie auf dem Rücken geschlafen hatte. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte er Bekanntschaft mit einem Zementsack gemacht, oder als wäre er durch einen solchen ersetzt worden. Ihre Stirnhöhlen schienen ein einziger verklebter Klumpen zwischen den Augen zu sein.
    »Kgn«, sagte sie matt.
    Sie lag in einem fremden Bett in einer fremden Wohnung. Der Morgen dämmerte herauf. An den Rändern einer grauen Jalousie leckte kraftloses orangefarbenes Licht ins Zimmer. In der Ecke neben dem Fenster stand eine strähnige Pflanze, die verzweifelt aus ihrem fleckigen braunen Topf wucherte, als suche sie nach Wasser. Tabea wusste, was sie durchmachte.
    Sie blinzelte und sperrte die Augen weit auf. An der Wand hinter der Pflanze konnte sie nur unregelmäßig gemalte blassgoldene
Spiralen ausmachen. Ein Stückchen neben der Pflanze stand ein leerer Kleiderständer aus blauem Stahlrohr, ein Stuhl aus blauem Stahlrohr und eine AV-Vitrine aus blauem Stahlrohr.
    Sie machte die Augen wieder zu.
    Das Bett war warm und außergewöhnlich bequem.
    Tabea wälzte sich auf die Seite und sah den Mann. Er schlief fest, mit dem Rücken zu ihr, und schnarchte ganz leise. Er hatte sich so in die Steppdecke gewickelt, dass nur noch sein Haarschopf zu sehen war.
    Dann erinnerte sie sich an alles gleichzeitig, in einem rasenden, grellen und bunten Sog aus Geräuschen, Lichtern, Musik und Handlung.
    »Ngk«, sagte sie.
    Ein Geräusch, das Reue, Verblüffung und Erleichterung zugleich bedeutete.
    Sie bewegte vorsichtig den Mund, um herauszufinden, wo die Zunge war. Letztere schien sich im Laufe der Nacht irgendwo weiter hinten verklebt zu haben.
    Sie musste dringend pinkeln.
    Sie setzte sich versuchsweise auf.
    Marco rührte sich nicht.
    Einen Augenblick später, als sich der Schlamm in ihrem Kopf wieder abgesetzt hatte, schlug Tabea langsam die Steppdecke zurück. Sie bemerkte, dass sie noch ihre Socken anhatte. Und dass sie einen strengen Geruch verströmte.
    Marco Metz schnarchte weiter.
    Tabea schwang die Füße aus dem Bett. Ihre Sicht war undeutlich und verschwommen, ihr Mund fühlte sich an wie eine Sandmulde. Sie fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es kam, dass ein Körper an dem einen Ende nach Flüssigkeit lechzen konnte und gleichzeitig
an dem anderen den unwiderstehlichen Drang verspürte, sie loszuwerden.
    Im Bad begegnete sie wieder ihrem Spiegelbild. Obwohl die Jalousien heruntergelassen waren, fielen ihr sofort die dunklen Schatten unter den Augen auf.
    Schlampe, schalt sie sich. Ihr Vater hatte diesen Ausdruck häufig gebraucht. Schlampe, dachte sie wieder, diesmal versöhnlicher.
    Tabea entleerte ihre Blase und duschte. Mit richtigem Wasser. Sie seifte sich ein, spülte

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