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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einen Job für sie. Ihre Kiefer schmerzten vor Lächeln. Er kam zurück und nahm sie eine Weile in die Arme. Er war warm und nachgiebig, Fleisch wie goldenes Leder, umgeben von kabbeliger silbriger Luft. Sie kämpften mit ihren Jeans.
    Es tat einen Rutsch. Sie stand da, nur noch in T-Shirt, Höschen und Socken. Er saß im Schneidersitz zu ihren Füßen. Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte, und sie wusste nicht, was.

    Tabea, Tabea, schalt sie sich. Dann fiel es ihr ein.
    »Ich muss erst noch Vorsorge treffen«, sagte sie.
    Er streckte eine Hand aus und streichelte ihr Schienbein. »Wir können …«
    »Nein«, sagte sie. »Es muss sein. Ich muss vorsichtig sein. Schön vorsichtig!«
    Sie taumelte leichtfüßig zu ihrer Tasche hinüber, öffnete den Reißverschluss und schaufelte durch den Inhalt. Sie zog etwas ans Licht, eine flache mattschwarze Plastikschachtel. Irgendein Audio-Chip.
    Sie erinnerte sich nicht an den Chip. Der ganze andere Kram kam ihr durchaus vertraut vor, aber nicht der Chip.
    »Was ist das?«, lallte sie.
    »Sieht aus wie ein Audio-Chip«, sagte er mit einem Achselzucken.
    Sie sah ihn an, den Chip in der Hand. »Ja. Aber ich kann mich nicht daran erinnern …«
    Der Haifisch grinste wieder. »Jetzt bist du nicht gerade in der Verfassung, um dich zu erinnern, was meinst du, Süße?«
    »Aber daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern«, entgegnete sie mit Nachdruck.
    Inzwischen war er aufgestanden, kehrte ihr den Rücken zu und marschierte flott durchs Zimmer, um auf einem Regal einen Haufen Magazine zu richten. »Es gehört bestimmt zu dem fremden Zeug, das du sammelst«, zitierte er sie. »Warum gehst du nicht und setzt dir deinen Störsatz ein, so lange du noch weißt, was das ist?«
    Er hatte recht. Er hatte ja völlig recht. Er war wundervoll. Sie legte den Audio-Chip auf den Tisch. »Bad«, sagte sie.
    »Zweite links.«
    Tabea stolzierte langsam den Flur entlang. Die Musik folgte ihr ins Bad. Hier war alles verspiegelt.

    Sie setzte sich und hielt lautlose und gestrenge Zwiesprache mit ihrem Spiegelbild. »Du verletzt die Regeln, Tabea, hab ich recht?«, sagte sie. »Ja«, gab sie zu. Aber in Wahrheit war ihr alles schnuppe. Er war so hübsch. Sie hatte für diese Nacht einen hübschen Platz zum Schlafen gefunden und einen hübschen Mann zum Schmusen, der morgen früh ihre Geldstrafe bezahlen und Alice einen neuen Quarz kaufen würde.
    Und das waren die Regeln. Nie mit jemandem losziehen, besonders nicht, wenn es sich um einen Mann handelte, es sei denn, die Bedingungen waren klar abgesteckt. Nie zu jemandem nach Hause gehen, bevor man die Örtlichkeit nicht abgeklärt hatte. Und sich nie jemandem anvertrauen, und schon gar nicht einem Mannsbild, wenn man keinen klaren Kopf hatte.
    Jede einzelne dieser Regeln hatte sie heute Abend bereits gebrochen.
    Aber diese Nacht war keine gewöhnliche Nacht. Marco war etwas Besonderes, nicht ihr üblicher Standard. Erstens konnten die Männer, mit denen sie sonst losging, für gewöhnlich nicht mit einem Bidet aufwarten und zweitens nicht mit einer Klosettbrille aus echtem Erdholz. Wie konnte er sich eine solche Wohnung leisten, wenn er in solchen Örtlichkeiten wie dem Möbiusband auftrat? Er musste auf dem absteigenden Ast sein. Egal, Hauptsache, das Geld reichte noch für sie und Alice .
    Auf der Party hatte sie ihn eine Zeit lang aus den Augen verloren, aber sie war schon zu beschwipst gewesen, um sich Sorgen zu machen. Sie hatte mit einem palernischen Quintett getanzt, mit allen fünfen auf einmal. Sie hatten ihr fantastischen kristallinen Ophir gegeben, der sie drei Meter groß und ganz scharf gemacht hatte. Dieser Stoff hatte ihr die Welt versilbert. Ein Generator hatte Holoblasen durch den Saal gewirbelt, mit alten Filmsequenzen, Reklamespots, irgendwelchen Gesichtern und exotischen Landschaften
darin. Es war, als wirbelte man durch einen fremden Traum. Lachend herumgesprungen war sie mit den Palernern, um die Holos zum Zerplatzen zu bringen, wie Kinder es mit Seifenblasen tun. Dann war Marco zurückgekommen. Sie hatte ihn geküsst.
    Das Klosett hatte keinen Spülknopf. Tabea fahndete ein paar Minuten vergeblich danach. Als sie schließlich zurücktrat, summte es auf und spülte selbsttätig ab. Sie zuckte mit den Achseln, ging zum Bidet, wusch sich und plazierte den winzigen Störsatz. Sie vernahm von irgendwo eine leise Stimme, die in Abständen redete, als mische sich ein fremder Sender in die Musik, doch als sie das Bad verließ,

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