Sternendieb - Roman
und gewartet, und dann hieß es …
> KREDIT UNZUREICHEND FÜR DIESE OPERATION.
> Äh, nein. Nein, dann hätte ja wenigstens etwas funktioniert.
> BITTE WENDEN SIE SICH AN UNSER PERSONAL. MAN WIRD IHNEN GERNE BEI DIESER OPERATION BEHILFLICH SEIN.
> Aber …
> WEIT UND BREIT KEIN PERSONAL.
> Du bist heute ziemlich redselig, Alice.
> VERZEIHUNG, KÄPT’N.
> Oder habe ich das schon mal erzählt?
> OH, WAHRSCHEINLICH. ABER ERZÄHL RUHIG WEITER.
> Nein, wozu denn? Du erinnerst dich doch besser als ich. Ich meine an das, was ich erzählt habe. Du hast das doch sicher abgespeichert.
> ICH ERINNERE MICH NICHT, KÄPT’N.
> Na, also echt.
> IM ERNST. ICH ERINNERE MICH NICHT, EHRLICH.
> Aber du würdest es finden.
> WENN DU MIR SAGST, ICH SOLL ES SUCHEN, JA. DANN WÜRDE ICH ES BESTIMMT FINDEN. ABER DU HÄTTEST NICHTS DAGEGEN, MIR DIE GESCHICHTE NOCH EINMAL ZU ERZÄHLEN, ODER?
> Nein. Kommt mir nur ein bisschen sinnlos vor, das ist alles.
> IST ES ABER GANZ UND GAR NICHT. KEINE GESCHICHTE IST BEIM ZWEITEN MAL NOCH DIESELBE.
> Willst du mich auf die Probe stellen?
> DU LEIDEST AN VERFOLGUNGSWAHN.
> Hätte ich mich bloß nicht darauf eingelassen. Hätte ich mich doch einfach herumgedreht und das Möbiusband Möbiusband sein lassen, dann wäre das alles nicht passiert. Ich hätte irgendeinen öden, ordinären Job aufgetan und die Bullen ausgezahlt, und du hättest längst deinen neuen Quarz, und ich wäre Marco nicht begegnet und auch nicht seinen Komplizen, und ich wäre heute weiß Gott glücklicher dran.
> NEU-MALIBU. DER HAFEN. HOTELS, TOURISTEN IN WEISSEN GANZKÖRPERKONDOMEN UND EILFERIGE ROBOTFAHRZEUGE BESTIMMEN DAS BILD. TABEA JUTE VERSUCHT, SICH MIT EINEM GELDAUTOMATEN ZU VERSTÄNDIGEN, SIE VERSUCHT ES MIT EINER GANZEN REIHE SOLCHER AUTOMATEN. NICHT EIN EINZIGER ZEIGT VERSTÄNDNIS.
> WIE GEHT ES WEITER, KÄPT’N?
> Tabea Jute vernimmt hinter sich eine Stimme.
> »V-v-v-verzeihung«, sagt sie. »Bi-bi-bi. Bi-bi-bi.«
> Tabe Jute dreht sich um. Hinter ihr steht ein junger Mann, in dessen Nase eine Röhre verschwindet. Seine Augen sind blutunterlaufen. Seine Zähne sind ekelhafte Ruinen. Aber seine Implantate sind sauber und glänzen.
> Na, großartig, denkt Tabea. Ein Stöpselkopf.
> Der Stöpselkopf trägt keinen Raumanzug aus Silberlamé. Er trägt auch keine Schuhe mit extra klobigen Absätzen. Er trägt einen transparenten blauen Plastikanorak. Er hat die Kapuze über den Kopf gestülpt.
> »Bi-bi-bist du angeschlossen?«, sagt er.
> Na großartig, denkt Tabea. Ein Stöpselkopf mit Sendungsbewusstsein. Einer, der obendrein stottert. So einen trifft man nicht alle Tage.
> DU BIST NICHT GUT ZU SPRECHEN AUF DEN HEILIGEN GRAL DER ERWEITERTEN NEUROSPHÄRE.
> So ist es.
> WEGEN DEINER SCHWESTER.
> Ja.
> ANGIE.
> Ja.
> ANGIE GING FORT UND WURDE EIN STÖPSELKOPF.
> Du hast doch ein gutes Gedächtnis.
> DANKE, KÄPT’N. ICH GEB MIR MÜHE.
> Das tat er auch.
> Er faselte was von Abgleichen und Anpassen. Und die ganze Zeit über streichelte er das Gehäuse des Geldautomaten, der mich nicht akzeptieren wollte. »D-d-die Maschinen werden di-di-dich dann i-i-immer verstehen, immer.«
> WARUM HAST DU IHN NICHT IN DIE WÜSTE GESCHICKT?
> Weil ich eine schwache Person bin.
> DU DOCH NICHT, KÄPT’N.
> Durchaus. Er tat mir leid.
> WEIL ER STOT TERTE?
> Wegen Angie. Stöpselköpfe machen mich wehrlos. Sie bekommen immer Geld von mir. Besonders, wenn es sich um Frauen handelt. Ich stelle mir immer vor, es könnte Angie sein, die da vor mir steht.
> DAS IST ÄUSSERST UNWAHRSCHEINLICH.
> Darum geht es nicht.
> So einen Kopf hatte ich noch nie gesehen. Der war wie ein Helm geformt, so wie man sich vorstellt, dass ein Polizistenkopf eigentlich aussehen müsste, unter dem Helm, meine ich. Eine Kinnlade wie eine Schublade. Das ganze Gesicht, als wäre er damit gegen einen Betonsturz gelaufen. Da, wo die Nase war, richtig eingeknickt.
Die Röhre zog eine Furche über die Wange, bog unterm Ohr ab und verschwand unter der Kleidung.
> »Wir müssen sie nur richtig behandeln«, sagte er und liebkoste die Maschine. Das Gestammel kannst du dir selbst ausmalen. »Und fühlen, was sie uns sagen wollen.«
> Ich sagte: »Ich weiß, was der Apparat mir sagen will. Er sagt, ich soll ihn in Frieden lassen.«
> Er wollte das nicht wahrhaben. Er lachte, so ein kurzes, quietschendes Lachen, mit dem man sich über ein Kind mokiert, das einen vertrackten Fehler macht. »Nein, nein«, sagte er. »Der
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