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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Vergnügungskuppel zu kommen, die drohend über ihren Köpfen hing.
    Tabea Jute hatte, vergessen wir das nicht, noch nie einen Fuß in die anderen Stockwerke von Plenty gesetzt. Ihr reichte es vollauf, was man sich über Plenty erzählte, und das war, wie gesagt, nichts Gutes. Plenty galt als gefährlich, als ein Ort, wo man unversehens beraubt, vergewaltigt oder mir nichts, dir nichts ins Jenseits befördert werden konnte. Ein Ort, wo einem wildfremde Leute Unsummen abverlangten für Dinge, die man sonst niemals mit sich machen lassen würde. Nein, einem Käpt’n Jute reichten bereits die Docks von Plenty. Das Schlimmste, was einem hier unten begegnen konnte, waren merkwürdige huschende Schatten, da, wo man sie am wenigsten erwartet hätte, oder diese überspannten Geschichten vespanischer Mechaniker über einen sagenhaften, verwaisten Schatz der Frasqui in der Parkbucht gleich hinter der nächsten Biegung; und diese Banden von erpresserischen Kecks …
    Die Kecks, die die Anschlussmuffen bewachten, wurden ungeduldig. Sie kratzten an der Luftschleuse. »Tschiii …«
    Die Geräusche schienen Talo zu beunruhigen. Der Laut, den er von sich gab, klang nachdenklich, wie ein fernes Hornsignal. Er hob eine Klaue und machte sie auf und zu.
    »Nein, ich finde das herrlich«, sagte Marco. »Archaisch. Wie Fußball.«
    »Sieh zu, dass wir sie los werden«, zischte Tabea.
    »Rasiermesser!«, flötete Talo auf einmal. »Rasiermesserkuchen!«

    »Reg dich ab, Talo«, sagte Marco. »Ich geh ja schon. Ich kümmere mich darum.« Er hielt Tabea den Arm hin. »Hier, übernimm du ihn solange.«
    Bevor Tabea zustimmen oder ablehnen konnte, trat plötzlich woanders jemand in Aktion.
    Im blau glitzernden Pyjama und barfuß kam draußen ein Etwas aus dem Nirgendwo gewirbelt, vollzog einen Salto über die Kecks hinweg, die das Schiff sperrten, und prallte wie eine Bowlingkugel in die Servicemannschaft, die wie ein Satz Kegel auseinanderspratzte.
    »Du meine Güte, Talo«, sagte Marco. »Die Zwillinge haben die Geduld verloren.«
    Talo gab ein Krächzen von sich, das ganz und gar untypisch war für einen Papagei, flatterte durchs Cockpit und ließ sich oben auf einem Monitor nieder.
    »Riesig«, sagte Tabea. »Toll. Den Kampf aufnehmen. Guter Plan.«
    Die menschliche Bowlingkugel, wenn sie denn menschlich war, stand auf und schüttelte sich. Drei Kecks, die sich an sie klammerten, wurden zu Boden geschleudert.
    Tabea war unwillkürlich beeindruckt und sah näher hin. Der Kerl war groß und hager, hatte eine hohe Stirn mit fliehendem Haaransatz und lange Haare, die ihm fast bis ins Kreuz hingen. Seine Augen lagen tief, die Nase war dünn und gerade, der Mund klein und offen. Beine und Arme waren ungewöhnlich lang und beweglich. Er ließ sie in allen möglichen und unmöglichen Freiheitsgraden wirbeln und drosch die Kecks, die sich aufrappeln wollten, im Nu wieder zu Boden.
    Aber es waren insgesamt zwanzig (oder vierundzwanzig), und jetzt drangen sie alle auf ihn ein.
    Tabea sah Marco an. Er stand auf die Konsole gestützt, ein riesiges Grinsen im Gesicht.

    Der Hagere rief irgendetwas, was sie nicht hören konnte. Als die kleinen Nager über ihn herfielen, zog er seinen Arm zurück und deutete aufgeregt in den rückwärtigen Teil des Hangars.
    Talo gab einen durchdringenden Pfiff von sich. »Maaaarzipan!«, kreischte er.
    Tabea fuhr zusammen. Sie war drauf und dran, ihn wieder in die Box zu sperren und sich auf den Deckel zu setzen.
    Ihr fiel eine Bewegung auf dem Heckmonitor auf. Einen Moment lang war sie irritiert. Sie dachte, es wäre der hagere Fremde, und sie konnte sich nicht erklären, wieso er plötzlich hinter ihnen war. Aber es handelte sich um eine zierlichere Gestalt, eine Frau, die die Backbordtragfläche herauftänzelte und von dort über die sengendheiße Hülle lief, in federleichten Sätzen um die Wölbung kam, den Arm nach vorne schleuderte und mit Zeige- und kleinem Finger auf die Meute zielte, die den Mann in die Knie zwang.
    Ein Feuerball explodierte über dem Tumult. Flammen regneten auf die Kecks herunter. Man hörte schrille Schreie und Geheul, sah kleine Leiber in hellem Aufruhr, die sich stießen und schubsten, und Pfoten, die auf schwelende Kleidung und glimmende Borsten schlugen.
    Geblendet von dem Kugelblitz sah Tabea plötzlich das Gesicht der Frau vor sich, allerdings verkehrt herum. Wie ein vierarmiger Seestern klebte sie außen am Sichtfenster, ohne erkennbaren Halt, und starrte ins Cockpit. Ihr Gesicht

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