Sternenfall: Roman (German Edition)
bis jetzt entstandenen Kosten zu erstatten, zuzüglich eines beträchtlichen Bonus, um Ihre Aktionäre zufriedenzustellen. Für die Vereinbarung garantiere ich persönlich.«
»Wie?«
»Wenn sich die Staaten weigern sollten, zu zahlen, werde ich Ihre Klage vor dem Internationalen Gerichtshof unterstützen. Wenn die Gerichte gegen Sie entscheiden, trete ich die Hälfte des Felsen an System Resources ab.«
»Sie schlagen eine Fusion zwischen unseren beiden Gesellschaften vor?«
»Keineswegs. Wir konkurrieren wie bisher. Wir beuten lediglich das gleiche Vorkommen aus. Es wird nicht anders sein, als wenn Sie Avalon tatsächlich in einen Parkorbit geschafft hätten.«
»Ist es Ihnen ernst damit?«
»Ja.«
Eine Minute lang herrschte Schweigen. Schließlich streckte Sandoval seine Hand aus. »Ich werde meine Leute die notwendigen Schriftstücke aufsetzen lassen. Sie können Mrs. Forbin sagen, dass sie über einen Asteroiden verfügt, mit dem sie nach Belieben verfahren kann.«
Nach einigen Minuten weiterer Diskussion gingen sie alle drei zur Party zurück. Carlos Sandoval kehrte zum Kreis seiner Bewunderer zurück, während Smith und Barbara umherwanderten. Smith hielt einen vorbeieilenden Ober an, der ein Tablett mit Drinks dabeihatte, und fragte Barbara, ob sie einen wolle.
»Nein, danke.«
»Was ist los? Reicht Ihnen schon einer?«
»Ich trinke nicht gern auf leeren Magen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie noch nichts gegessen haben?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur einen Snack auf dem Hinflug.«
»Dann entschuldige ich mich dafür, Sie nicht vorher gefragt zu haben. Was halten Sie davon, wenn wir uns hier verabsentieren und irgendwo einen Happen essen?«
»Ich möchte nicht, dass Sie wegen mir die Party verlassen.«
»Ich hasse diese Veranstaltungen. Der einzige Grund, warum ich heute hier bin, ist das Geschäft, das wir eben abgeschlossen haben.«
»Wenn es so ist, dann würde ich wirklich gern mit Ihnen zusammen essen.«
»Ich suche nur noch schnell unsere Gastgeberin, damit wir uns entschuldigen können. Ich kenne ein nettes kleines Bistro ganz in der Nähe, wo man eine wirklich gute Bouillabaisse bekommt.«
Wilhelm von Stiller war der Botschafter des Vereinten Europas bei der Republik Luna und der Doyen des diplomatischen Korps von Luna City. Der Posten war mehr eine Sinekure, da die Aufgaben vorwiegend zeremonieller Natur waren. Die wenigen anstehenden Probleme betrafen Handelsangelegenheiten und die Nutzung europäischer Ökopatente seitens der lunaren Industrie. Stiller hatte nie damit gerechnet, dass er es einmal mit einer echten diplomatischen Krise zu tun haben würde. Es war kaum fassbar, dass er mit dem Oberbefehlshaber der Friedenstruppe an seiner Seite durch die unterirdischen Tunnel schritt, die zum Privatbüro des Premierministers führten. Ein Kreuzer der Friedenstruppe hing über ihnen im Orbit. In von Stillers Kuriertasche befand sich eine Botschaft, die sehr wohl den Beginn des ersten interplanetarischen Kriegs der Menschheit bedeuten konnte.
Während er mit einem für einen Mann von siebzig Jahren beeindruckend raumgreifenden Schritt dahineilte, dachte von Stiller daran, dass er immer von einer bedeutenden diplomatischen Mission geträumt hatte. Jetzt, da es so weit war, sehnte er sich nach den Tagen zurück, da sich alles um Visaprobleme und Empfänge für Würdenträger gedreht hatte. Sich ein wenig Aufregung in seinem Leben wünschend, hatte von Stiller die klassische Definition des Abenteuers vergessen: eine schlimme Zeit für jemand anderen, der sich weit weg befand!
Von Stiller und der Admiral gelangten zum Eingang, vor dem zwei Polizisten Wache hielten. Sie zeigten ihre Ausweise vor und wurden hineingeleitet. Sie fanden John Hobart und einen engen Beraterkreis um einen Konferenztisch versammelt vor. Zwei Plätze dem Premierminister gegenüber waren frei geblieben.
»Willkommen, Sir«, sagte der Premierminister, indem er sich von seinem Platz hinter dem Tisch erhob. Er sah abgezehrt aus, aber seine Stimme war fest.
»Bürger remierminister«, grüßte von Stiller mit einer knappen Verbeugung. »Darf ich Ihnen Admiral Sutu Praestowik Suvanavum von der Friedenstruppe vorstellen?«
»Admiral Suvanavum«, sagte der Premierminister. »Wir haben die Ankunft Ihres Schiffes mit besonderem Interesse zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, seine Anwesenheit bedeutet keine schlechten Nachrichten.«
»Es ist nicht unsere Absicht, Luna zu provozieren, remierminister«, erwiderte
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