Sternenfall: Roman (German Edition)
Er könnte es an Mr. Smith weitermelden. Dann müsste ich mir den Lebensunterhalt womöglich wieder mit Arbeit verdienen.«
Der Rektor wandte sich an Thorpe. »Ich bin Robert Cummings, Rektor der Universität.«
Thorpe schüttelte seine Hand und ließ sich zu einem Plüschsessel vor Cummings’ Schreibtisch führen. Auf dem Schreibtisch standen eine Sprechanlage, ein Computermonitor und ein vergoldeter Bilderrahmen. Die Hologramme im Rahmen zeigten eine Frau mittleren Alters und drei Kinder.
»Ist das Ihre Familie?«
»Ja, das ist sie!«, sagte der Rektor stolz. »Diese Bilder sind allerdings schon ziemlich alt. Das fünfjährige Mädchen wird nächsten Monat heiraten, und mein ältester Sohn hat mich gerade mit meinem vierten Enkelkind überrascht. Ich kann Ihnen aber sagen, dass meine Frau immer noch so gut aussieht wie eh und je. Sind Sie verheiratet, Mr. Thorpe?«
Tom schüttelte den Kopf. »Die letzten zehn Jahre habe ich größtenteils auf dem Felsen zugebracht. Kein geeigneter Ort, um die richtige Frau kennenzulernen, fürchte ich.«
»Das wird Sie zu einem begehrten Mann in Luna City machen. Der Regierungsdienst scheint junge Frauen anzuziehen. Und da die meisten jungen Männer wie Sie drau ßen in den Eisminen arbeiten, bedeutet das für jeden Junggesellen nur Gutes.«
»Wenn ich das früher gewusst hätte, wäre ich schon eher nach Luna gekommen.«
Der Rektor bot seinem Besuch Erfrischungen an. Als sie alle drei ihre Schwelobecher mit dampfender Flüssigkeit gefüllt hatten, lehnte er sich in seinem Sessel zurück. »Es ist immer eine Freude für mich, Mr. Thorpe, wenn ich Bürger Grandstaff einen Gefallen tun kann. Ich muss Ihnen allerdings gestehen, dass er mir noch nicht den Grund mitgeteilt hat, warum Sie dieses Treffen herbeigeführt haben.«
Thorpe beugte sich vor, um seinen Aktenkoffer zu öffnen, und holte die den bevorstehenden nahen Vorbeiflug an Jupiter betreffende Verlautbarung der Astronomischen Vereinigung heraus. Er reichte sie Cummings, der sie kommentarlos durchlas.
»Wie Sie sehen, Mr. Cummings, wurde dieses Objekt vor sechs Wochen vom Farside Observatorium entdeckt. Das Observatorium ist, glaube ich, Ihrer Universität angeschlossen.«
Der Rektor nickte. »Mit halber Autonomie. Wenn Sie etwas vom Observatorium wünschen, werden Sie sich an Direktor Meinz wenden müssen.«
»Ich werde das Observatorium nächste Woche besuchen. Wir nahmen an, dass Sie als Oberhaupt der Mutterorganisation des Observatoriums über unser Anliegen kurz ins Bild gesetzt zu werden wünschten.«
»Unbedingt.«
Thorpe wiederholte, was man ihm aufgetragen hatte. Der Kern seines Anliegens war: Die Sierra Corporation zog die Ausbeutung des Kometenkerns für den Fall ernsthaft in Erwägung, dass sich die Umlaufbahn nach der nahen Jupiter-Begegnung in ökonomischer Hinsicht als günstig erweisen sollte. Des Weiteren erörterte er die rechtlichen Voraussetzungen für den Erwerb der Besitzrechte. Als er die Hälfte seiner Ausführungen hinter sich gebracht hatte, beugte sich der Rektor im Sessel vor. Es war ihm soeben aufgegangen, dass es dabei um Geld ging.
Als Thorpe fertig war, fragte Cummings: »Wollen Sie damit sagen, dass Sie der Universität den Kometen abkaufen wollen?«
»Dafür ist es wohl noch zu früh, Sir. Bei der Berechnung seiner Bahn nach der Jupiter-Begegnung gibt es zu viele Unbekannte. Zudem fehlen uns noch Daten bezüglich der Größe und der Zusammensetzung des Kometen. Alle diese Faktoren haben erheblichen Einfluss auf die Rentabilitätsrechnung. Ich wurde beauftragt, eine Option auf zukünftige Nutzungsrechte zu erwerben. Wenn sich der Komet später als kommerziell wertvoll erweisen sollte, werden wir über eine langfristige Nutzung verhandeln.«
Cummings runzelte die Stirn und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Mir scheint, dass Sie es hier ein wenig zu eilig haben, Mr. Thorpe. Warum irgendetwas riskieren, solange Ihre Fragen nicht beantwortet sind? Warum nicht warten, bis der Vorbeiflug stattgefunden hat?«
Thorpe lächelte. »Wenn wir warten, dann werden unsere Konkurrenten ebenfalls die kommerziellen Möglichkeiten entdecken. Indem wir jetzt ein kleines Risiko eingehen, sichern wir uns eine starke Verhandlungsposition für später.«
»Es läge im Interesse unserer Universität, den Kreis der Wettbewerber zu erweitern, nicht ihn zu begrenzen«, erwiderte der Rektor. »Warum sollten wir der Sierra Corporation eine Monopolstellung einräumen?«
»Das sollen Sie gar nicht. Falls
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