Sternenfall: Roman (German Edition)
Sie sicher sind, dass sich der resultierende Orbit innerhalb bestimmter enger Toleranzen bewegen wird, dann warten Sie am besten ab und veranstalten später eine Auktion. Wenn Sie sich jedoch über den Verlauf des Orbits im Unklaren sind, dann sollten Sie auf Nummer sicher gehen und sich den größtmöglichen Gewinn sichern, den Sie jetzt herausholen können. Je länger Sie warten, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Erstentdeckerrecht des Observatoriums durch neue Daten wertlos wird.«
»Und sollten sie sich als ausgesprochen günstig erweisen, gewinnt die Sierra Corporation, und wir haben eine wertvolle Ressource für ein Butterbrot verkauft.«
»Ganz und gar nicht«, sagte Thorpe. »Unsere Option wird ausdrücklich keinen späteren Pachtpreis nennen. Wenn jemand Ihnen mehr bietet, dann schlagen Sie zu. Alles, worum wir Sie bitten, ist die Gelegenheit, jedes beliebige Angebot zu überbieten.«
»An welche Summe für eine Option haben Sie denn gedacht?«
Thorpe nannte die Summe, mit der Halver Smith die Verhandlungen beginnen wollte. Die Augen des Universitätsrektors weiteten sich. »Das ist ausgesprochen großzügig von Mr. Smith.«
»Wir wollen, dass Sie wissen, wie vertrauenswürdig wir sind«, sagte Thorpe mit dem aufrichtigsten Blick, zu dem er fähig war.
»Wie verfahren wir weiter?«
»Ich werde das Farside-Observatorium aufsuchen, um die Daten, über die ich verfüge, bestätigen zu lassen. Ich brauche Informationen über die Zusammensetzung des Kometenkerns und seine Größe. Wir sind an bestimmten organischen Stoffen interessiert, die in manchen Kometenkernen anzutreffen sind. Wenn wir diese Stoffe in dem betreffenden Kometen feststellen, dann werde ich die Option auf der Stelle unterschreiben.«
»Ah, ja«, sagte Cummings. »Ich habe bei Ihnen eben vielleicht einen falschen Eindruck erweckt. Das Farside Observatorium ist zwar in vielen Dingen unabhängig, Angelegenheiten wie diese erfordern jedoch die unmittelbare Beteiligung der Universität. Es handelt sich um eine Frage der Rechtmäßigkeit, ich denke, Sie verstehen das.«
»Natürlich«, stimmte Thorpe zu. »Sobald der Direktor und ich die Absichtserklärung unterzeichnet haben, wende ich mich wegen Ihrer Unterschriften wieder an Sie. Das ist doch die korrekte Vorgehensweise, nicht wahr?«
»Ganz richtig, Mr. Thorpe. Ich werde Direktor Meinz heute noch eine Nachricht zukommen lassen. Ich bin sicher, Sie werden von ihm jede erdenkliche Unterstützung bekommen.«
5
Hätte man Luna City vom Raum aus sehen können, hätte die Stadt an nichts so sehr wie an ein gigantisches Bullauge erinnert. Da sie sich jedoch unter der Erde befand, fiel ihre Form nur jemandem auf, der sich die Zeit nahm, einen Stadtplan zu betrachten. Tom Thorpe tat genau dies, als er den Weg von seinem Hotel zu John Hobarts Wohnung suchte.
Luna City lag zweihundert Kilometer südwestlich des Kopernikus-Kraters. An dieser Stelle war im Jahre 2005 zunächst eine der frühen lunaren Siedlungen der Vereinigten Staaten errichtet worden. Die Kolonie hatte sich ein Jahrzehnt später nach der Entdeckung unterirdischer Eisvorräte ausgedehnt. Später hatten automatisch arbeitende Tunnelbohrer fünfhundert Meter unter der Oberfläche sechs konzentrische Ringe ausgehöhlt. Sobald ein Tunnel versiegelt und mit Atmosphäre versehen war, hatten ihn neue Einwanderer von der Erde besiedelt.
Als die Bevölkerung wuchs, hatte man diese ersten sechs Tunnel erweitert, untereinander vernetzt und neue hinzugefügt. Schließlich wurden fünf zusätzliche Wohnebenen in das Mondgestein gegraben. Jede neue Ebene wurde hundert Meter unter der letzten und mit ein oder zwei zusätzlichen konzentrischen Ringen angelegt. Die sechste und neueste Ebene bestand aus insgesamt zwölf Ringen.
Tom Thorpe stand vor einem öffentlichen Monitor und gab sein Ziel ein. Eine purpurrote Linie markierte den Weg bis zu Hobarts Wohnung. Nach kurzer Zeit hielt er einen dreidimensionalen Stadtplan in der Hand, auf dem die abgestumpfte Kegelform der Stadt deutlich zu erkennen war. Zuversichtlich, dass er sein Ziel nun würde finden können – oder wenigstens den Rückweg zum Hotel, falls er sich verlaufen sollte -, trat er auf den Großen Verteiler hinaus.
Der Große Verteiler war eine spiralförmige Galerie, die in die Seitenwand der künstlichen Höhle geschnitten war, die das Stadtzentrum beherrschte. Die zylindrische Höhlung maß mehr als hundert Meter im Durchmesser und erstreckte sich
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