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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Sie ein und lassen Sie sich mit meiner Frau und den anderen Gästen bekanntmachen.«
    Hobarts Wohnung war so geformt, dass sie einer natürlichen Höhle auf der Erde ähnelte. Hauptsächlich bestand sie aus freiem Raum, mit Sitzgruppen über mehrere natürlich wirkende Nischen verteilt, die durch künstliche Stalaktiten und Stalagmiten voneinander abgeteilt wurden. Ebenso waren die Durchgänge zu den anderen Räumen als natürliche Öffnungen getarnt. Ein weiches, indirektes Licht, das aus den gewölbten Wänden kam, erhellte den Raum. Hobart führte Thorpe an einem kleinen Teich voller Lilien und Goldfische vorbei zu einer Gruppe von Leuten, die sich um die gutsortierte Bar drängten.
    »Thomas Thorpe, ich möchte Sie mit meiner Frau Nadia bekanntmachen. Nadia, das ist Mr. Thorpe, Einsatzleiter auf dem Felsen .«
    »Hallo, Mr. Thorpe«, sagte Mrs. Hobart und streckte ihre Hand aus. Sie war eine hübsche Frau in den späten Vierzigern. Ihr schwarzes Haar war graugesträhnt, aber sonst hätte sie durchaus als zehn Jahre jünger durchgehen können. Ihr Abendkleid zeigte mehr Haut, als es verbarg, war nach Mondmaßstäben jedoch konventionell. »Ich freue mich, dass Sie kommen konnten.«
    »Ich möchte Ihnen für die Einladung danken«, erwiderte Thorpe.
    Hobart besorgte ihm einen Drink und stellte ihn den anderen Gästen vor. Ihm wurde bald klar, dass es sich hier um eine Zusammenkunft der Nationalpartei von Luna und ihrer Anhänger handelte. Gerade als die Vorstellung beendet war, erklang eine leise Glocke, und Hobart entschuldigte sich, um die Tür zu öffnen.
    »Sie waren also am Einfangen des Felsens beteiligt?«, fragte einer von Hobarts Gästen. Thorpe wandte sich dem Mann zu, der ihm als Harold Barnes, Vorstandsmitglied der Bank von Luna vorgestellt worden war.
    Thorpe nickte. »Vom ersten Erkundungsflug an bis vor sechs Wochen, als ich bei einem Unfall verletzt wurde.«
    »Ja«, sagte die Frau des Bankiers, »John hat uns erzählt, was passiert ist. Es muss schrecklich für Sie gewesen sein!«
    »Als es passierte, nicht. Ich erinnere mich noch, dass ich mir wegen des Produktionsausfalls Sorgen machte.«
    »Wie tapfer!«, säuselte die Dame.
    Thorpe lachte. »Seitdem hatte ich aber mehr als einmal den Tatterich, das können Sie mir glauben.«
    »Und wie viel hat es Sie denn nun gekostet, den Felsen zu bewegen?«, fragte Barnes.
    »Eine Menge!«, antwortete Thorpe. »Nach der genauen Summe müssten Sie allerdings Halver Smith fragen.«
    »Ich bezweifle, dass er sie mir nennen würde.«
    »Das bezweifle ich auch«, stimmte Thorpe zu.
    Die Antwort ließ Barnes unbeeindruckt. »Meine Bank hat sich mit der Kostenseite des Asteroidenfangs befasst. Man schätzt die Kosten als zehnmal so hoch ein wie bei einem ähnlichen Projekt auf Luna. Warum ist das so?«
    »Aus einer Reihe von Gründen«, antwortete Thorpe. »Die Masse des Felsen beträgt etwa dreihundert Milliarden Tonnen. Ein Antriebssystem, das einen solchen Brocken bewegt, kommt nicht gerade billig. Es hat vier Jahre gedauert, wie Sie wissen. Dazu kommen Finanzierungskosten, Versicherung, Gehälter. Schließlich noch die Brennstoffkosten. Wir haben fast zehn Kilogramm Antimaterie gebraucht, um den Felsen in die Erdumlaufbahn zu befördern.«
    » Zehn Kilogramm, sagten Sie? Das ist eine ganze Menge, nicht wahr?«
    Thorpe nickte. »Ungefähr die Zweijahresproduktion eines der großen Energiesatelliten.«
    »Mein Eindruck war, dass der Felsen ziemlich nahe an der Erde vorbeigeflogen ist. Dass er fast mit ihr zusammengestoßen ist, um genau zu sein! Warum so viel Antimaterie?«
    »Es stimmt, dass der ursprüngliche Orbit den Felsen ziemlich nahe an die Erde herangebracht hat. Jedenfalls hatte er ebenfalls eine Neigung von zehn Grad gegenüber der Ekliptik.«
    »Der was?«
    »Die Ebene der Umlaufbahn der Erde. Eine Korrektur dieser Ebene ist das kostspieligste aller Manöver im Weltraum. Achtzig Prozent der verbrannten Antimaterie dienten dazu, die Rotationsebene des Felsens neu auszurichten. Danach war die Umstellung vom solaren auf den terrestrischen Orbit ein Kinderspiel.«
    »In unserer Branche, Mr. Thorpe, werden wir oft darum gebeten, die Finanzierung derartiger Unternehmungen zu beurteilen. Würden Sie ein solches Projekt empfehlen?«
    »Als Erstes würde ich mir die betreffende Orbitalmechanik ansehen. Wie groß muss Delta V – das ist die Geschwindigkeitsänderung – in welcher Zeit sein? Dann würde ich das technische Gutachten der Firma genau unter die

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