Sternenfall: Roman (German Edition)
Lupe nehmen. Schließlich …«
»Harold Barnes!«, sagte jemand hinter Thorpe. »Bohrst du unseren Gast etwa um kostenlosen Rat an?«
Als Thorpe sich umwandte, sah er Mrs. Hobart hinter sich stehen. Sie trat näher und ergriff sanft seinen Arm. »Sie müssen ihn entschuldigen, Tom. Im Vergleich zu einem Lunarier ist ein Schotte ein Verschwender, und unsere Banker sind die schlimmsten von allen. Harold würde Sie den ganzen Abend mit Beschlag belegen, wenn Sie ihn nur ließen. Harold, noch ein Fehltritt, und ich muss dich von meinen Partys verbannen.«
Barnes verneigte sich vor seiner Gastgeberin. »Ein Schicksal schlimmer als der Tod, Nadia. Ich werde mich an dein Verbot halten.«
»In der Zwischenzeit muss ich mir deinen Gesprächspartner ausleihen.« Sie führte Thorpe zu einer Stelle, wo sie auf einer Parkbank in der Nähe des Zimmerteichs sitzen konnten. »Bitte verzeihen Sie, dass ich das nicht schon früher gesehen habe. Luna ist immer noch so etwas wie ein Grenzland, fürchte ich, und manche gesellschaftlichen Gepflogenheiten gehen uns einfach ab.«
Thorpe lächelte. »Nicht so sehr Grenzland wie der Ort, von dem ich komme. Ihre Wohnung ist bezaubernd.«
»Danke. John hat sie extra anfertigen lassen. Ich bin auf der Erde geboren, und während der ersten Jahre unserer Ehe habe ich mich darüber beklagt, in einer Höhle leben zu müssen. Das hier …« – sie umfasste mit einer ausholenden Geste die belebte Szenerie – »ist seine Rache.«
»Es ist trotzdem bezaubernd.«
»Uns gefällt es. Möchten Sie noch einen Drink?«
»Vielleicht ein Glas Wein. Ich muss heute noch zu meinem Hotel zurücknavigieren.«
Nadia Hobart stand auf und kehrte mit einem Glas Weißwein zurück, dann fragte sie Thorpe, wie ihm Luna City gefalle. Er erklärte ihr, dass er noch nicht viel davon gesehen habe, doch dass ihm noch ein paar Tage für Besichtigungen blieben. Sie schlug ihm eine Reihe von Sehenswürdigkeiten vor und empfahl ihm einen Führer, der ihn zum Friedensdenkmal bringen würde. Sie sprachen immer noch über die lokalen Sehenswürdigkeiten, als der Koch bekanntgab, dass das Essen serviert würde.
Nach dem Essen lud Hobart Thorpe mit zwei anderen Männern in sein Arbeitszimmer ein. Einer von ihnen war Harold Barnes, der Bankier.
»Bourbon, Mr. Thorpe?«
»Nur einen kleinen.«
»Er ist ziemlich gut«, sagte der Parlamentarier, während er ein kleines Glas füllte, das besonders hoch war, um die Flüssigkeit bei der niedrigen Mondschwerkraft unter Kontrolle zu halten. »Wir destillieren ihn selbst. Er würde sich hervorragend zum Export eignen, wenn nicht gewisse reaktionäre Elemente auf der Erde dagegen wären.«
Thorpe nickte. Die Importbeschränkungen der Erde bedeuteten für alle Niederlassungen im Raum ein Ärgernis. Von einem unerschöpflichen Vorrat an Vakuum umgeben, war die Vakuumdestillation für sie leicht und billig. Aus Angst vor der Konkurrenz hatten sich die Destillateure auf der Erde zusammengetan und den Import extraterrestrischer Spirituosen verbieten lassen.
Als jeder der Männer ein Glas in der Hand hielt, wandte sich John Hobart an seinen Gast. »Wie kommen Sie mit dem Kometenkauf voran?«
»Wie bitte?«, erwiderte Thorpe mit einem möglichst unbeteiligten Gesichtsausdruck.
Sein Versuch, unberührt zu erscheinen, begegnete einem breiten Lächeln. »Kommen Sie, Mr. Thorpe. Sie werden anerkennen müssen, welche Möglichkeiten mir hier zur Verfügung stehen. Ihre Verabredung mit Rektor Cummings wurde im Universitätscomputer verzeichnet. Ich musste nicht erst lange danach suchen. Anschließend rief ich den Rektor einfach an und fragte ihn danach, was Sie von ihm wollten. Erzählen Sie mir von diesem Kometen.«
Thorpe präsentierte den Lunariern dieselbe Geschichte, die er dem Rektor erzählt hatte.
»Glauben Sie wirklich, dass sich dieser Irrläufer aus der Tiefe des Alls zum Abbau eignet?«, fragte Hobart.
Thorpe zuckte mit den Achseln. »Das werden wir erst sagen können, wenn wir die endgültigen Orbitaldaten vorliegen haben. Außerdem müssen wir seine Zusammensetzung und seine Größe kennen. Jedenfalls besteht eine ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit, dass Mr. Smith ihn sich nicht wird entgehen lassen wollen.«
»Ich hatte den Eindruck, Willy Grandstaff war überrascht darüber, dass ich Sie für heute Abend eingeladen habe.«
»Er meinte, eine solche Einladung sei höchst ungewöhnlich.«
»Das ist sie in der Tat. Ich hätte sie beinahe nicht ausgesprochen. Ich war schon
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