Sternenfall: Roman (German Edition)
Becken ist ein großes Mare am Westrand des Mondes. Vor vier Milliarden Jahren ist dort ein großer Meteor eingeschlagen. Da das Orientbecken nie von Magma überflutet wurde, besteht der Boden aus den staubförmigen Überresten des Aufpralls. An manchen Stellen beträgt die Tiefe vier Kilometer. Der spezifischen Dichte nach sollte er sich bei einem solchen Zusammenprall ähnlich wie eine Flüssigkeit verhalten.«
»Was ist mit dem dabei hochgeschleuderten Material?«, fragte Thorpe. »Bei Ihrer schwachen Gravitation kann niemand sagen, wo das lose Gestein niedergehen würde.«
»Das muss natürlich noch im Detail untersucht werden«, stimmte Hobart zu. »Ist SierraCorp an einem solchen Vorhaben interessiert?«
»Mehr als interessiert«, antwortete Thorpe. »Hören Sie, ich werde Mr. Smith von dieser Unterredung unterrichten und Sie nach meiner Rückkehr vom Farside-Observatorium wieder aufsuchen. Einverstanden?«
»Einverstanden, Mr. Thorpe. Wir unsererseits werden so lange davon Abstand nehmen, den Plan mit Señor Sandoval von System Resources zu erörtern, bis wir von Ihnen wieder etwas hören. Schließlich ist ein Asteroid vor Ort mehr wert als einer in der Überführung. Noch einen Bourbon?«
Thorpe blickte in sein Glas, das beinahe leer war. »Vielleicht noch einen, Bürger Hobart. Trinken wir auf ein erfolgreiches Geschäft für alle Beteiligten!«
»Nein, Mr. Thorpe«, sagte Hobart. »Trinken wir auf die Republik Luna. Auf dass sie immer stark bleibe!«
6
Tom Thorpe saß neben dem jugendlichen Fahrer in der Steuerkabine des Rolligon und sah in die von den starken Scheinwerfern erhellte Mondnacht hinaus. Trotz der Panoramasicht gab es nicht viel zu sehen. Vor drei Tagen war hier die Sonne untergegangen, und die Landschaft auf der erdabgewandten Seite des Mondes war so dunkel wie die tiefste Nacht auf der Erde.
Vor zwölf Stunden hatte die mondumspannende Einschienenbahn Thorpe an Hardley’s Crossroads abgesetzt, und vor vier Stunden hatte der Rolligon seine Hundertzwanzig-Kilometer-Fahrt zum Observatorium begonnen. Von Hadley hatte er wenig mehr gesehen als das sich andauernd verändernde Muster der Reifenspuren, die von früheren Fahrten stammten.
Da es nichts Interessantes zu sehen gab, hatte Thorpe die Zeit dazu genutzt, seine Gedanken zu ordnen. Am Morgen nach der Dinnerparty hatte er Hobarts Vorschlag in einem langen Telegramm an die Geschäftsleitung zusammengefasst. Dann hatte er ein Ticket für die Viertagesreise zum Friedensdenkmal gekauft, wo er ein paar andere Spuren gesehen hatte – die seltsamen geriffelten Fußabdrücke, die Armstrong und Aldrin vor fast einem Jahrhundert hinterlassen hatten. Die Vertiefungen, wo sie Bodenproben genommen hatten, waren noch so deutlich wie an dem Tag, als sie entstanden waren, doch das blaue Feld und die roten Streifen ihrer Flagge waren fast vollständig verblasst.
Bei seiner Rückkehr nach Luna City fand er zu seiner Überraschung im Hotel eine Antwort auf sein Telegramm vor. Er entschlüsselte es und las:
BIN AM TAUSCH EISEN FÜR EIS HÖCHST INTERESSIERT. FAHREN SIE MIT IHRER ARBEIT FORT, ABER HOLEN SIE WEITERE INFORMATIONEN EIN. HABE OFFENBAR DEN RICHTIGEN MANN NACH LUNA GESCHICKT. DAS MUSS DER GRUND SEIN, WESHALB DER RUBEL ROLLT.
Halver Smith
Das hatte das Ende von Thorpes Urlaub bedeutet. Seine letzten Tage in Luna City hatte er mit dem Studium der wirtschaftlichen Hintergründe des Eisbergbaus und der Selenologie des Orientbeckens zugebracht. Was er erfuhr, ermutigte ihn. Es sprach offenbar nichts dagegen, Eisen in Millionen-Tonnen-Einheiten auf den Mond zu befördern.
Thorpe wurde aus seiner Stimmung aufgeschreckt, als der Rolligon um eine Ecke bog und auf einen abschüssigen Hang zuzurutschen begann.
»Ist es nicht gefährlich, in der Nacht so schnell zu fahren?«, fragte er, nachdem der Fahrer die Kontrolle wiedererlangt hatte. Wie Thorpe trug der Fahrer einen Leichtgewichts-Vakuumanzug. Sein Anzug war blau-metallic, wenn die Originalfärbung unter einer dicken Schmutzschicht auch kaum zu erkennen war. Thorpes Anzug war orange reflektierend und trug das Firmenzeichen und die Registriernummer von Verns Raumanzugsverleih in Hadley’s Crossroads, Luna. Er war ebenfalls stark verschmutzt. Innendrin roch er nach zu vielen ungewaschenen Männern.
»Nachts fährt sich’s besser als bei Tag«, sagte der Fahrer mit seinem silbenverschluckenden Luna-Akzent. »Lass mich ohne meine Unterwäsche aus Blei nicht gern von’ner solaren
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