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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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zuvor bereits Thorpe. Als er damit fertig war, sagte er: »Ich dachte mir, Sie sollten besser davon wissen.«
    »Und Sie sagen, der Direktor des Observatoriums hat die Absichtserklärung bereits unterschrieben?«
    »Ja, Sir. Ich erinnere mich, dass es mich irgendwie gestört hat, aber ich hatte es noch nicht ganz durchdacht.«
    »Ich kann immer noch intervenieren. Ein Eisasteroid von fünfhundert Kilometern Durchmesser, sagten Sie?«
    »Ja, Sir. Dann stimmen Sie mit mir überein, dass es wichtig sein könnte?«
    »Es war richtig von Ihnen, mich anzurufen. Halten Sie Ihre Ohren offen und mich auf dem Laufenden. Notieren Sie sich diese Nummer!« Hobart hielt eine Karte hoch, auf die seine private Telefonnummer gedruckt war. Der Anruf würde Tag und Nacht automatisch zu seinem Büro, seiner Wohnung oder seinem PocketPhone durchgestellt.
    »Ich werde Ihnen laufend berichten«, sagte Malvan, als er die Nummer notiert hatte.
    »Auf Wiedersehen, Bürger Malvan. Und danke!«
    John Hobart starrte den Telefonschirm noch lange an, nachdem er erloschen war. Die Folgerungen, die sich aus dem Auftauchen des Kometen ergaben, waren sowohl beunruhigend als auch aufregend. Man musste sie studieren, ehe man unumstößliche Tatsachen schuf – was bedeutete, dass eine bestimmte Kette von Ereignissen sofort unterbrochen werden musste.
    Hobart drückte den Summer für seine Sekretärin.
    »Ja, Sir?«
    »Bitte holen Sie Rektor Cummings ans Telefon, Miss Cates. Ich möchte mit ihm über eine Angelegenheit von einiger Dringlichkeit sprechen.«

8
     
    »Achtung, an alle Passagiere! Sonnenaufgang in dreißig Sekunden. Bitte treffen Sie alle nötigen Vorkehrungen.«
    Die Ankündigung hallte durch die Einschienenbahn, während die Kette der gedrungenen Zylinder durch die Dunkelheit der langen Mondnacht schoss. Tom Thorpe suchte den Horizont nach einem Anzeichen der bevorstehenden Dämmerung ab. Zunächst war hinter dem dreiwandigen Fenster nichts als Dunkelheit. Einen Moment später hatte die Bahn den höchsten Punkt der Steigung erreicht, die sie hinaufgeklettert war, und die Sonne stand eine Handbreit über dem Horizont. Der Übergang von tiefster Schwärze zu blendender Helligkeit vollzog sich beinahe unvermittelt.
    Thorpe stöhnte vor Schmerz, als sich zwei Dolche in seine Augen bohrten. Er wandte rasch den Blick ab, doch nicht schnell genug, als dass nicht grüne Nachbilder in seiner Sicht geschwommen wären. »Verdammt, das ging aber schnell!«
    »Deshalb wird man ja vorgewarnt«, sagte neben ihm Amber. »Ich hätte etwas sagen sollen. Ich habe Sie aus dem Fenster starren sehen, aber mir ist nicht aufgefallen, dass Sie sich nicht darüber im Klaren waren, was Sie zu erwarten hätten. Ich dachte, Sie kennen die Gefahr, weil Sie auf dem Felsen arbeiten.«
    Anders als auf der Erde, wo die Dämmerung von einem allmählichen Hellerwerden des östlichen Himmels angekündigt wird, war der Sonnenaufgang auf einem atmosphärelosen Himmelskörper eher ein gewaltsamer Vorgang. Man wurde nur dann vorgewarnt, wenn die Sonne größere Erhebungen beschien. War nichts dergleichen in Sicht, begann der Tag so abrupt, als würde ein Licht eingeschaltet, zumal wenn man sich mit dreihundert Stundenkilometern fortbewegte.
    Thorpe spähte zwischen den Augenlidern hervor, dann öffnete er langsam die Augen. Nachdem er seinen Handrücken angestarrt hatte, ließ er den Blick durch das Innere der Passagierkapsel schweifen. Einzig das Fenster und die erhitzte Landschaft dahinter sparte er aus. Wenn er nur daran dachte, tränten ihm bereits die Augen. »Ich glaube nicht, dass ich mich verletzt habe.«
    »Ich kann den Steward um eine Eispackung bitten, wenn Ihnen der Kopf wehtut.«
    »Nicht nötig. Übrigens, so schnell würde ich ihm gegenüber ein solches Kunststück auch nicht zugeben. Er könnte mich für einen Touristen halten.«
    Sie lachte. »Ein Schicksal schlimmer als der Tod!«
    Als das Geschäft mit dem Farside-Observatorium abgeschlossen war, hatte Thorpe eine Fahrt mit dem Vor-Sonnenaufgangs-Rolligon nach Hadley’s Crossroads gebucht. Zu seiner Überraschung hatte er Amber Hastings bereits an Bord vorgefunden, als er durch die offene Luke in die große Passagierkabine des Fahrzeugs geklettert war.
    »Was tun Sie denn hier?«, hatte er gefragt, als er neben ihr Platz genommen hatte.
    »Ich gehe auf Heimaturlaub!«
    »Richtig. Sie haben das mal erwähnt, nicht wahr?«
    Sie hatte genickt, was durch den Helm ihres Vakuumanzugs kaum zu erkennen gewesen war.

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