Sternenfall: Roman (German Edition)
nichts dagegen machen, das wissen Sie.«
»Wogegen?«
»Ruhm und Reichtum. Die Medien lassen es nicht zu. Ich sehe schon die Überschriften vor mir: ›Gutaussehende junge Astronomin entdeckt aufsehenerregenden neuen Kometen! ‹«
»Das ist genau der Grund, weshalb ich das verdammte Ding nicht nach mir benannt haben will«, sagte Amber. »Man wird einen Zirkus darum veranstalten, sobald man erkannt hat, wie spektakulär es möglicherweise ist. Für jemanden, der so neu im Beruf ist wie ich, ist eine solche Bekanntheit schädlich. Nehmen wir nur mal Clyde Tombaugh. Als er den Pluto entdeckte, war er in meinem Alter, und dann veröffentlichte er einige wirklich erstklassige Arbeiten über Galaxienhaufen. Niemand erinnert sich an diese späteren Arbeiten. Alles, woran man sich bei seinem Namen erinnert, ist der Pluto!«
»Vielleicht entpuppt sich der Komet als ein Flop«, sagte Thorpe scherzhaft. »Dann wird sich keiner darum kümmern.«
Amber schüttelte den Kopf. »Es wird schwer sein, ihn nicht zu bemerken, Tom. Mit dieser Masse wird er einen Schweif von einer Million Kilometern Länge hinter sich herziehen. Schlimmer noch, die Umlaufperiode wird weniger als zehn Jahre betragen. In den Jahren, wo er sich nahe der Erde bewegt, wird er sich über den ganzen Himmel erstrecken!«
»Wie nahe wird er ihr eigentlich kommen?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das kann man erst sagen, wenn er den Jupiter hinter sich hat.«
»Ist wohl wenig wahrscheinlich, dass ihm etwas Wichtiges in die Quere kommt, oder?«
»Völlig ausgeschlossen«, sagte sie lachend. »Ein Planet ist einfach ein zu kleines Ziel.«
»Wie erklären Sie dann all die Sternschnuppen, die man über das Jahr am Himmel über der Erde sieht?«
»Ganz einfach. Es gibt so schrecklich viele davon! Die Ebene der Ekliptik ist ziemlich vollgestopft mit den Überbleibseln aus der Zeit, als sich das Sonnensystem gebildet hat. Das meiste von diesem Müll ist zu klein, um gefährlich zu sein. Die Erde wird alle Million Jahre einmal von etwas getroffen, das größer als einen Kilometer ist.«
»Aber der Komet Hastings wird sich in der Ekliptik bewegen.«
» Nahe der Ekliptik«, erwiderte Amber, plötzlich wieder ernst geworden. »Sobald die Neigung seiner Umlaufbahn plus oder minus drei Tausendstel Grad beträgt, kann er nie und nimmer mit der Erde zusammenstoßen. Und behaupten Sie bloß nicht, er könnte es doch, nicht einmal im Scherz! Jeder Reporter im Sonnensystem wird meine Meinung über die drohende Apokalypse hören wollen.«
»Ich verspreche es«, sagte Thorpe und hob seine Hand mit dem Dreifinger-Zeichen der Pfadfinder. Amber konnte nicht mehr an sich halten vor Lachen. Thorpe stimmte in ihr Gelächter ein. Plötzlich kam ihnen ihre Unterhaltung während der letzten paar Minuten unglaublich lächerlich vor.
Der Hauptverkehrsknotenpunkt von Nearside war der Raumhafen von Luna City. Er war nicht nur Startpunkt für Fernflüge und das Zentrum des örtlichen suborbitalen Verkehrs, sondern hier liefen auch alle Oberflächenrouten zusammen. Der Hauptbahnhof der mondumspannenden und der Tycho-Einschienenbahn war ein ausgedehnter Gebäudekomplex im Nordosten des Raumhafens. Der Zug, mit dem Tom Thorpe und Amber Hastings angekommen waren, passierte die große Luftschleuse von Luna City Station runde neunzehn Stunden nach seiner Abfahrt in Hadley’s Crossroads. Zwölf Stunden davon war er gefahren. Die restliche Zeit hatten zahlreiche Aufenthalte in Anspruch genommen, bei denen Passagiere aus- oder zugestiegen waren und Ladung aufgenommen oder entladen worden war.
Im Gegensatz zu den Hochgeschwindigkeitszügen auf der Erde fehlte der Einschienenbahn jede aerodynamische Glätte. Ihre Form wurde nicht vom Fahrtwind diktiert, sondern entsprach den Erfordernissen der Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit. Nicht einmal die Ingenieure, die die Bahnmodule entworfen hatten, hielten das Resultat für schön. In Thorpes Augen sah die Reihe der Wagen wie sechs Bierdosen aus, die ein ziemlich betrunkener Bastler zusammengefügt hatte.
Als die Bahn am Luna-City-Raumhafen ankam, waren Thorpe und Amber mehr als fünfundzwanzig Stunden zusammen gewesen. Das schloss die sechs Stunden ein, die sie sich unter eine gemeinsame Decke gekuschelt und zu schlafen versucht hatten. Es gab nur wenige bessere Möglichkeiten, einen anderen Menschen kennenzulernen, zumal wenn es sich um einen Vertreter des anderen Geschlechts handelte.
»Endlich wieder zu Hause, Thomas!«, sagte
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