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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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die Hauptakteure im Kontrollraum zurück. Einer der wenigen, die blieben, war John Malvan.
    »Es wird eine ganze Weile dauern, bis wir die Daten vollständig ausgewertet haben«, sagte Amber mit einem Seitenblick auf Thorpe, »aber ich kann Ihnen einige vorläufige Schlussfolgerungen mitteilen. Nach meinen Berechnungen liegt der Durchmesser zwischen vierhundert und fünfhundert Kilometern. Es handelt sich definitiv um einen an flüchtiger Materie reichen Kometenkern, wenn er auch von erheblicher Dichte zu sein scheint. Kommt das den Erwartungen der Sierra Corporation entgegen?«
    Thorpe machte den Mund auf, dazu bereit, die schlechte Nachricht zu verkünden, doch dann schloss er ihn wieder. Ihm war gerade eben ein merkwürdiger Gedanke gekommen. Er bemühte sich, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen, als er Amber bat, ihre Erkenntnisse zu erläutern.
    Sie erklärte, der Kern sei so groß, dass es sich dabei wahrscheinlich eher um einen massiven Körper als um eine Ansammlung von Schneebällen handelte, die für die meisten Kometenkerne charakteristisch seien. Ihre Komauntersuchungen bewiesen, dass der Kern größtenteils aus gefrorenem Wasser bestünde, wenn auch mit all den kometentypischen Verunreinigungen. Da der Kern ein fester Körper sei, wäre es unwahrscheinlich, dass er unter dem Einfluss der Gravitation des Jupiter zerbräche.
    »Nun, Mr. Thorpe«, sagte Direktor Meinz. »Sind Sie nun so weit, die Absichtserklärung zu unterschreiben?«
    Thorpe schwieg und schien mit sich um eine Entscheidung zu ringen. Nach einer Minute sah er Meinz an. »Ich brauche noch bedeutend detailliertere Informationen über die Zusammensetzung, Mr. Meinz.«
    »Sie werden so viel davon bekommen, wie unser Computer aus einer sechzigminütigen Beobachtung mit dem größten Teleskop des Sonnensystems herausquetschen kann.«
    »Sehr schön«, sagte Thorpe. »Wir lassen es darauf ankommen. Sagen wir – in fünf Minuten in Ihrem Büro?«
    »Das wäre mir recht, Mr. Thorpe«, erwiderte Meinz, während er angestrengt seine Erleichterung zu verbergen suchte.
    An der Rückseite des Kontrollraums runzelte John Malvan die Stirn. Irgendetwas störte ihn, aber er kam nicht darauf, was es war.
     
    Halver Smith starrte in die Flammen des Kamins in seiner Bibliothek. Er war altmodisch genug, um richtiges Holz verbrennen zu wollen, und so reich, dass er es sich leisten konnte. Er war schon immer der Meinung gewesen, dass weder Gas noch synthetische Zellulose mit dem Knistern und dem aromatischen Geruch eines Pinienfeuers mithalten konnten. Heute Nacht beobachtete er die Flammen in dem abgedunkelten Zimmer und grübelte über die Zukunft nach.
    Wie er Tom Thorpe zwei Wochen zuvor erklärt hatte, sah sich die Sierra Corporation mit einer kurzfristigen Liquiditätskrise konfrontiert. Smith allein wusste, wie kritisch die Situation in Wirklichkeit war. Wie die Wirtschaftswissenschaftler in aller Welt lehrten, gab es nur fünf Arten, sich Kapital zu verschaffen. Man konnte es verdienen, sich borgen, den Ersparnissen entnehmen, es sich durch den Verkauf von Aktiva verschaffen oder geschenkt bekommen. Das Einfangen des Felsens war in erster Linie durch Kredite und Schenkungen finanziert worden – etwas anderes war die Ausgabe von Aktien nicht. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würden diese beiden Quellen ausreichen. Als die Banken erst einmal Hochrechnungen der aus dem Verkauf von Asteroideneisen zu erwartenden Gewinne gesehen hatten, wurden sie bei der Vergabe günstiger Kredite großzügig. Die gleichen Hochrechnungen hatten für hohe Aktienkurse gesorgt. Eine von dem Projekt faszinierte Öffentlichkeit hatte ihm die Neuemissionen beinahe aus den Händen gerissen.
    Der Preis der Anteilscheine der Sierra Corporation hatte sich während der fünf Jahre, die man gebraucht hatte, um den Felsen in eine Erdumlaufbahn zu befördern, fast verdoppelt. Ihr Wert war um weitere dreißig Prozent an dem Tag gestiegen, als der erste Erzcontainer vor der brasilianischen Küste niedergegangen war. Und hämische Presseberichte über die Eisenmenge, die SierraCorp wohl würde anliefern können, hatten dem Kurs nicht geschadet.
    Drei Jahre später, als aktuelle Produktionszahlen die fiktiven ablösten, war die Realität eingekehrt. Mit dem Fortschreiten des Avalon-Projekts hatte Halver Smiths Aufstieg weiter an Faszination eingebüßt. Zum ersten Mal begann der Aktienkurs der Sierra Corporation zu sinken. Der sinkende Kurs hatte die Banken dazu veranlasst, ihre

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