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Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain

Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain

Titel: Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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seine Meinung über den amtierenden Oberpriester kund getan. Aber der Mar-Tanjaj traf auf viel Zustimmung unter den anderen Kommandanten.
    »Das wäre Verrat am Glauben und am Imperium!«, rief einer der jüngeren Kommandanten.
    Sein Name war Gastan-Zor, und Ratan-Lai hielt große Stücke auf ihn. In ferner Zukunft sah er in dem Jüngeren das Potential, einmal sein Nachfolger im Amt des Mar-Tanjaj zu werden. Schon jetzt betraute ihn der Oberbefehlshaber der ruhmreichen Flotte häufig mit Aufgaben, die sein besonderes Vertrauen erforderten.
    So dachte Ratan-Lai beispielsweise daran, Gastan-Zor das Kommando über die Begleitflottille zu geben, die die Verhandlungsführer zu dem Geheimtreffen im System 5147 begleite würde. Natürlich würde dann auch Gastan-Zor selbst zur Delegation gehören und den Mar-Tanjaj jederzeit auf dem Laufenden halten.
    Ngor-Don meldete sich noch einmal zu Wort.
    »Wir müssen alle Eventualitäten in Betracht ziehen, Mar-Tanjaj!«, sagte er. »Es gibt kaum etwas, das wir tun könnten, um die Zeit der Suche zu verkürzen, so sehr wir unseren Einfluss auch schwinden sehen. Die Priester haben nun einmal die Macht, die Inthronisierung des neuen Raisa fast beliebig hinauszuzögern. Der einzige Fall, der uns berechtigen würde, den Krieg trotz der Gebote fortzusetzen, wäre ein Angriff der Menschen, womit nach unseren Geheimdienstinformationen nicht zu rechnen ist.«
    »Die Gebote gestatteten uns dann, diesen Angriff abzuwehren – aber nicht mehr«, gab Ratan-Lai zu bedenken.
    »Das ist eine Frage der Interpretation«, erwiderte Ngor-Don mit einen schrillen, schabenden Geräusch, der durch das Reiben beider Schnabelhälften entstand.
    »Einer Interpretation, deren Hoheit in den Händen der Priester liegt«, erwiderte Ratan-Lai.
    »Aber sie könnten es im Verteidigungsfall als vorteilhaft zur Sicherung ihrer eigenen Machtbasis ansehen, den Raisa zu inthronisieren. Wir wären wahrscheinlich alle überrascht, wie schnell dieses Heilige Kind plötzlich ausgebrütet wäre!«
    Allgemeines Schnabelklappern als Ausdruck der Heiterkeit war die Antwort des Kommandantenrates.
    »Unglücklicherweise ist dieser Fall kaum wahrscheinlich«, meinte Ratan-Lai.
    »Die Priester haben eine lange Tradition darin, Wundern nachzuhelfen, die einfach nicht eintreten wollen«, sagte der alte General. »Wir sollten vielleicht auch damit beginnen.«
    Dieser Fuchs! , dachte Ratan-Lai. Ich habe ihn unterschätzt!
    Immerhin konnte er sich angesichts des hohen Alters von Ngor-Don ziemlich sicher sein, dass dieser keinerlei Absicht hegte, sich selbst zu profilieren oder gar irgendwann in den Rang des Mar-Tanjaj zu erheben. Diese Ambitionen lagen lange hinter ihm.
    »Ich werde darüber nachdenken«, verkündete Ratan-Lai. »Aber ein etwas näher liegendes Problem harrt noch einer Lösung. Was tun wir, wenn sich der Unterhändler der Priesterschaft tatsächlich mit den Menschen einigt? Lajton-Dor ist verkommen genug, den Heiligen Krieg für seine eigenen Ziele zu opfern. Unseren Informationen nach gibt es auf der Zentralwelt der Menschheit Pläne, uns für das Versprechen eines dauerhaften Friedens sogar System 5147 zu überlassen.«
    »Einen derartigen Handel dürfen wir nicht zulassen«, meldete sich Gastan-Zor zu Wort. Die Entschiedenheit und Selbstbewusstsein, mit der dieser vergleichsweise junge Kommandant in dieser Runde auftrat, wirkte auf manche überraschend.
    Alle Blicke waren jetzt auf ihn gerichtet.
    Er wandte den Kopf in Richtung seines Mar-Tanjaj und Mentors Ratan-Lai. Dieser senkte leicht den Kopf. Ein Zeichen der Bestätigung und der Unterstützung.
    Lass ihn sich profilieren! , dachte Ratan-Lai. Das Imperium braucht starke Individuen wie ihn in dieser schweren Zeit der inneren Fäulnis.
    »Notfalls müssen der Unterhändler und alle seine Begleiter getötet werden«, fuhr Gastan-Zor fort.
    »Der Mord an einem Priester ist ein Frevel!«, ereiferte sich einer der anderen Kommandanten.
    »Ein Frevel, von dem ja niemand erfahren muss. Aber sollte sich die Lage wirklich so zuspitzen, wie unser Mar-Tanjaj es gerade skizziert hat, sehe ich darin eine Notwendigkeit zum Erhalt des Imperiums.«
    »Es wäre die Hinrichtung eins Verräters, der seine Tat noch nicht vollendet hat«, erklärte Ngor-Don und signalisierte damit seine Zustimmung. »Die Gebote heißen eine derartige Vorgehensweise durchaus gut – auch wenn niemand unter den alten Schriftgelehrten sich offenbar vorstellen konnte, dass es ein Priester sein könnte,

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