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Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain

Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain

Titel: Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zentrum des Reiches. Milliarden von Kridan pilgerten zu den hohen Feiertagen hierher, um die Heiligtümer zu besuchen. Der Himmel Kridanias war durch seinen hohen Staubgehalt in der Atmosphäre stets rötlich.
    Die Farbe des Blutes, mit der Gott seine Gebote an den Himmel geschrieben hatte, so hieß es im Buch der Weisen, der wichtigsten Überlieferung der Kridan-Religion.
    Ratan-Lais Kleidung war ebenfalls rot. Die Farbe der Flotte, deren Ziel es war, die Feinde des auserwählten Volkes zu vernichten.
    An einer langen Tafel hatten sich die obersten Offiziere der Kridan-Streitmacht versammelt. Sie alle waren aufgestanden, sobald ihr Oberbefehlshaber den Raum betreten hatte. Ihre großäugigen Köpfe wandten den Blick in Richtung des Eingetretenen. Gemessenen Schrittes trat Ratan-Lai vor. Erst nachdem er auf einem an die vogelartige Anatomie der Kridan angepassten Sitz Platz genommen hatte, setzten sich auch die anderen wieder.
    Ein Platz – er war gegenüber den anderen leicht erhöht – blieb frei.
    Hier saß normalerweise der Raisa, der Stellvertreter Gottes, dessen Führung sie sich bereitwillig anvertrauten. Es war das Recht des Raisa, jederzeit an einer Sitzung des obersten Militärstabes teilzunehmen, sofern er dies wünschte.
    Der letzte Raisa hatte selten diesen Wunsch gehabt. Die Gesellschaft von Priestern war ihm deutlich lieber gewesen als die von Vertretern des pragmatisch eingestellten Militärs, für das die religiösen Motive des Krieges nur zweitrangig waren.
    Zurzeit war der Stuhl des Raisa nicht nur in diesem Raum verwaist.
    Nach dem plötzlichen Tod des letzten Raisa hatte die Zeit der Suche begonnen, in der es Aufgabe der Priesterschaft war, einen neuen Raisa zu erwählen. Üblicherweise wurde dazu ein männliches Kridan-Kind nach bestimmten, nur den Priestern bekannten Merkmalen ausgewählt.
    Formal herrschte der Raisa dann mit absoluter Macht über das Reich der Kridan. Er war nicht nur Herrscher, sondern die rechte Hand Gottes, die in dessen Namen die Heiligen Gebote ausführte und in seinen Träumen die Macht des Geistes empfing.
    Faktisch teilten sich Priesterschaft und Militär die Macht zumindest so lange, bis der Raisa alt genug war, um tatsächlich politische oder religiöse Entscheidungen treffen zu können.
    Ratan-Lais offizieller Titel lautete Mar-Tanjaj, was Kommandant der Gotteskrieger bedeutete. Die Tanjaj waren die privilegierte Kriegerkaste der Kridan, die höchste Verehrung genossen. Ihre Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass den wahren Gläubigen ein genügend großer Teil der Galaxis als Siedlungsraum zur Verfügung stand.
    Formal waren nur die Raisa-Priester den Tanjaj übergeordnet. Faktisch herrschte ein schwankendes Gleichgewicht zwischen diesen beiden die Kridan-Gesellschaft beherrschenden Kräften.
    Im Augenblick allerdings neigte sich diese Waage eindeutig auf der Seite der Priesterschaft, der immer dann eine besondere Bedeutung zukam, wenn die Zeit der Suche anbrach. Von der Wahl der Priester hing alles ab. Solange kein Raisa im Tempelkomplex von Matlanor residierte, durfte der Heilige Krieg nicht fortgeführt werden, so lautete das Gebot.
    »Die Lage ist äußerst ernst«, sagte Ratan-Lai. »Für meinen Geschmack dauert die Phase des Friedens schon viel zu lange. Die Kampfkraft der Tanjaj schläft ein, und die Gläubigen drohen fett zu werden. Das Feuer des Glaubens kommt ihnen abhanden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es zum Auftreten von ersten Zweiflern an dem Gebot des permanenten Heiligen Krieges kommen wird!«, eröffnete Ratan-Lai.
    Es hatte vor dreihundert Matlanor-Jahren eine Zeit der Suche gegeben, die fast ein halbes Jahrhundert gedauert hatte. Die Folge waren Ketzerbewegungen gewesen, die genau dieses Gebot in Frage gestellt hatten. Der Wohlstand der Gläubigen war in dieser Zeit stark gestiegen, aber die Ketzer hatten das Reich an den Rand des Abgrunds und der Spaltung gebracht. Nur durch das blutige Eingreifen der Tanjaj war es gelungen, das Imperium geeint zu halten.
    So etwas durfte nie wieder geschehen!
    »Die Priesterschaft spielt mit dem Feuer, wenn sie versucht, ihren Einfluss dadurch zu stärken, dass sie die Inthronisierung eines neuen Raisa verzögert«, meldete sich Ngor-Don zu Wort, ein uralter Tanjaj-General, dessen Schnabel bereits rissig und fleckig geworden war. Er genoss höchstes Ansehen im Kreis der Kommandanten. »Es liegt doch auf der Hand, dass unser Einfluss in Friedenszeiten zurückgeht – und genau das ist das Ziel der

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