Sternenfaust - 002 - Angriff der Kridan
meldete Lieutenant John Santos, der Ruderoffizier der STERNENFAUST. »Die Rechner sind bereits entsprechend programmiert. Anschließend folgen noch etwa fünf Stunden Bremszeit, um relativ zur NEW ORLEANS zum Stillstand zu kommen.«
Frost nickte. »Gut. Ich ziehe mich noch einmal in meinen Raum zurück.«
Santos bestätigte und schaute dem Captain hinterher. Als sich die Tür zu ihrem Raum hinter ihr schloss, wandte sich Santos an Lieutenant David Stein, den Kommunikations- und Ortungsoffizier. »Irgendetwas bedrückt sie, finden Sie nicht auch?«
»Die unerwartete Flucht der beiden Kridan-Schiffe vor einigen Tagen gibt ihr zu denken«, vermutete Stein. »Sie glaubt im Gegensatz zum I.O. nicht, dass die Kridan nicht bereit sind, einen Krieg zu riskieren. Und das ganz zu Recht: Da ist etwas faul!«
»Spüren Sie das in Ihrem arthritischen Knie?«, fragte Lieutenant Commander Tong in diesem Moment.
Stein und Santos nahmen augenblicklich Haltung an. »Sir«, begann Stein, doch der Erste Offizier unterbrach ihn.
»So lobenswert es in Ihren Augen vielleicht erscheinen mag, sich um den Captain Sorgen zu machen, so wenig ist ein Gespräch über Ihre Privatangelegenheiten ein Thema, das Sie hier auf der Brücke besprechen sollten. Ist das klar?«
»Völlig klar, Sir«, antwortete Stein kleinlaut.
»Dann ist ja alles in bester Ordnung.« Tong wandte sich wieder anderen Aufgaben zu.
Stein lag eine bissige Frage über die schlechte Laune des Ersten Offiziers auf den Lippen, doch er verkniff sie sich. Auch nachdem Tong sie nicht mehr gehört hätte.
Kurz darauf kehrte sein Vorgesetzter noch einmal zurück. »Nehmen Sie noch einmal Funkkontakt zur NEW OELEANS auf und informieren Sie Captain Lorraine darüber, dass wir in Kürze eintreffen werden.«
»Aye, Sir.« Stein sah, dass Lieutenant Commander Tong leicht grinste.
»Mein Rüffel von vorhin bedeutet nicht, dass ab sofort nur noch militärische Kurzmeldungen ausgesprochen werden dürfen, Lieutenant«, stellte der Erste Offizier klar. »Sie dürfen natürlich anderer Ansicht sein als ich. Ich habe das nicht als Kritik aufgefasst. Ich habe dem Captain meine Meinung mitgeteilt, und sie hat dem nicht zugestimmt. Damit ist die Sache erledigt. Der Captain eines Schiffes trifft die Entscheidungen. Seine Offiziere dürfen ihn natürlich beraten, haben sich dem Willen des Captains aber zu beugen.«
»Jawohl, Sir«, antwortete Stein zackig. »Ähm … ich verstehe.«
»Dann an die Arbeit, Lieutenant!«
Es dauerte nur Sekunden, bis Stein Antwort erhielt.
»Wir freuen uns, Sie bald begrüßen zu können«, lautete die lapidare Nachricht von Steins Kollegen auf der NEW ORLEANS. »Hier ist nach wie vor nichts los. Sie werden sich auf ein paar ruhige Tage einstellen können …«
*
Lieutenant Commander Michael Tong lag auf dem Bett in seinem Quartier. Als Erster Offizier musste er seine Kabine mit niemandem teilen – doch das bedeutete nicht, dass ihm besonderer Luxus zustand. Die Quartiere waren für alle genormt: 16 Quadratmeter, und keinen Zoll mehr. Der Unterschied lag lediglich darin, wie viel Menschen in diesen Raum gezwängt wurden … je nach Mannschaftsgrad wurden die Kabinen zu zweit oder gar zu viert benutzt.
Schließlich war die STERNENFAUST ein Kriegsschiff und kein Tourismusshuttle, wie Tong zu sagen pflegte. Der Platz auf Leichten Kreuzern war nun einmal beschränkt, und 107 Mann Besatzung neben 20 Marine-Infanteristen und allem nötigen Equipment auf einem 110 Meter langen Schiff unterzubringen, bedeutete nun einmal zwangsläufig, in der Bequemlichkeit Abstriche zu machen. Für jeden an Bord, sogar für den Captain – Dana Frost, das Eisbiest …
Tong schluckte hart, als er an sie dachte. Seit dem Aufbruch an ihr jetziges Ziel hatte er kein längeres Gespräch mehr mit ihr geführt. Dienstliche Treffen waren nicht nötig gewesen – der Flug war ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen. Und privat war er ihr aus dem Weg gegangen, was nicht weiter schwer gewesen war, denn der Captain schien ebenso zu handeln.
Tong ärgerte sich über sich selbst. Nach den Konflikten im Allister-System hatte er Frost die Hand gereicht und war entschlossen gewesen, sie als seine Vorgesetzte zu akzeptieren. Seinen Ärger darüber, nicht selbst zum Captain der STERNENFAUST ernannt worden zu sein, hatte er hinuntergeschluckt …
Doch von dort hatten die unterdrückten Emotionen offenbar problemlos wieder einen Weg zurück in seinen Kopf gefunden.
Tong wusste, dass er
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