Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden
beschleunigten die STERNENFAUST immer mehr. Trotzdem würden noch Stunden vergehen, bis sie endlich die Geschwindigkeit erreicht hätte, die ausreichte, um die Bergstrom-Aggregate einzuschalten und in den Bergstrom-Raum überzuwechseln. In dieser Zeit bestand ihre einzige Chance darin, sich möglichst ungesehen vom Acker zu machen und immer schneller zu werden.
Noch immer wühlte der Zorn über das verantwortungslose Verhalten der GALAXY, namentlich ihres Captain Schaffer, in Dana Frost.
Dieser Kerl wird mir etwas erklären müssen! , dachte sie wütend, während die STERNENFAUST ihr ursprüngliches Einsatzgebiet immer weiter hinter sich ließ.
*
Als die STERNENFAUST mehr als elf Stunden später wieder aus dem Bergstrom-Raum in den Normalraum zurückfiel, wartete die GALAXY bereits an dem vereinbarten Treffpunkt, der nur knapp ein Lichtjahr von der Dunkelwolke entfernt lag.
Das Eintauchen in den Bergstrom-Raum und das anschließende Wiederauftauchen war diesmal nicht mehr als ein kurzes Antippen der Strukturen des n-dimensionalen Raums gewesen.
Ein kurzes Sand-in-die-Augen-des-Gegners-streuen, von dem der Kommandant der STERNENFAUST sich erhoffte, dass der Gegner annehmen würde, sie hätten sich weit, weit weg davongemacht.
»Holen Sie mir Commander Schaffer auf den Schirm«, sagte Dana Frost zu dem Dienst habenden Offizier der GALAXY, der ihren Funkspruch entgegennahm.
»Äh, hat das noch ein wenig Zeit, Commander …?«, entgegnete der Offizier, der so nah an die Übertragungskamera herangerückt war, dass Dana die Haare in seinen Nasenlöchern sehen konnte.
Unwillkürlich lehnte sich Dana Frost in ihrem Kommandosessel zurück. »Nein, Lieutenant. Das hat keine Zeit.«
»Äh, ich fürchte jetzt ist es völlig unmöglich, Ma’am«, flüsterte der Offizier.
»Was heißt hier unmöglich?«, donnerte Frost. »Ist Commander Schaffer krank oder tot?«
Das auf dem großen Display riesig vergrößerte Gesicht des Lieutenants zuckte erschrocken zurück.
»Nein, weder noch, Ma’am«, stammelte er schließlich. Dann rückte er wieder näher. »Der Captain schläft, und wir haben Befehl, ihn nur im äußersten Notfall zu wecken. In fünf, sechs Stunden steht er ihnen sicherlich zur Verfügung.«
Dana wusste nicht, ob sie losschreien oder lachen sollte. Am liebsten hätte sie den Dienst habenden Offizier der GALAXY durch den Bildschirm hindurch am Kragen gepackt und wie wild geschüttelt. Doch äußerlich ließ sie sich nichts anmerken. Stattdessen rückte sie ihrerseits jetzt so nahe an die Kamera des Funkgeräts heran, dass ihr Gegenüber in der GALAXY wahrscheinlich nur noch ihre eiskalten Augen auf sich gerichtet sah.
»Wenn Sie mir nicht innerhalb von einer Minute Commander Schaff er vor den Bildschirm zerren, setze ich einen Hyperfunkspruch an die Flotten-Einsatzzentrale ab. Spätestens dann bekommen Sie das, was Sie einen äußersten Notfall nennen, Lieutenant. Und nun etwas hurtig, wenn ich bitten darf.«
Die Lautstärke ihrer Stimme war auf ein leises Flüstern herabgesunken, doch jedes ihrer Worte hatte die Schärfe einer Rasierklinge.
Dana Frost lehnte sich grimmig zurück und beobachtete, wie sich der Bildschirm vor ihr leerte. Sie schaute auf die Uhr.
Es dauerte nur 45 Sekunden. Dann tauchte das ihr bereits bekannte Gesicht Captain Schaffers mit verklebten Augen auf dem Schirm auf.
Er gähnte herzhaft. »Entschuldigung, Commander Frost. Ich habe geschlafen.«
»Das hörte ich bereits, und das sieht man, Commander Schaff er.«
»Aber gut, dass sie mich haben wecken lassen.«
»Ach ja? Warum bläuen Sie dann Ihren Offizieren ein, Sie nur im äußersten Notfall zu aufzuwecken? Aber sparen Sie sich die Antwort. Wir haben Wichtigeres zu bereden.«
»In der Tat, Commander Frost.«
»Wie kamen Sie dazu, ein derart unverantwortliches Manöver angesichts der Begegnung mit der Kridan-Einheit zu fliegen, Commander? Wären wir nicht da gewesen und hätten den Feind von der anderen Seite abgelenkt, es hätte Sie Ihr Schiff, das Leben Ihrer Leute und Ihr eigenes Leben kosten können.«
»Ich wusste doch, dass Sie da sind, Commander Frost.«
»Wie bitte, woher?«, erwiderte sie verblüfft. Mit dieser Antwort hatte Dana nicht gerechnet.
»Ich habe Order, die STERNENFAUST abzulösen …«
Dana schluckte, hatte sie richtig verstanden?
»Ablösen? Warum?«, fragte sie, ohne verhindern zu können, dass ihr verschlafenes Gegenüber ihr Erstaunen mitbekam.
»Das weiß ich nicht, Commander Frost.
Weitere Kostenlose Bücher