Sternenfaust - 005 - Der Wächter
auszuwechseln, kann helfen.
»Es scheint sich um einen Witzbold zu handeln«, sagte Catherine zu Andy Mallons, der ihr über die Schulter schaute und die Aufzeichnungen ebenfalls las.
»Der es darüber hinaus mit Formulierungen nach Dienstvorschrift nicht allzu genau nimmt«, ergänzte dieser.
Auch meine Arbeitsstation hat etwas abbekommen. Die Energieversorgung erfolgt unregelmäßig. Wahrscheinlich ist es kein großer Schaden, doch ich weiß momentan nicht, wo mir der Kopf steht. Ich werde mich wohl erst darum kümmern, wenn gar nichts mehr geht.
Etwas anderes nimmt zu allem Überfluss meine Aufmerksamkeit gefangen. Ich habe bei Untersuchungen der Umgebung in einiger Entfernung ungewöhnliche Energiewerte angemessen. Sollte nicht bald Rettung kommen, werde ich trotz der Gefahr durch die Dämonen, die vor wenigen Stunden die KALKUTTA angegriffen haben, diesen Werten auf den Grund gehen müssen.
»Dämonen?«, fragte Andy Mallons skeptisch.
Catherine klärte ihn über die Hintergründe auf, bevor sie gebannt weiterlas. Ungewöhnliche Energiewerte? Worum es sich dabei wohl handelte? Offenbar erschienen sie dem Chefingenieur trotz der Schäden am eigenen Schiff wichtig genug, ihnen nachzugehen.
Außerdem hatten ihre Instrumente nichts dergleichen angemessen!
Sie überflog die nächsten Absätze, die von den bereits erfolgten Reparaturen berichteten. Dann wurde sie fündig, und ihr stockte beim Lesen der Atem.
Weitere Messungen haben meinen ersten Verdacht erhärtet. Ich kann mir mit den wenigen noch funktionierenden Messgeräten keine Gewissheit verschaffen, aber ich werde dennoch den Stellvertreter des gestorbenen Captains , Franc Tiziano, davon berichten. Wenn ich Recht habe, sitzen wir möglicherweise in der Nähe einer Zeitbombe ungeheuerlichen Ausmaßes. Die Messwerte deuten auf große Menge von Antimaterie hin.
*
Der Priester – er hatte sich ihnen als Kariss vorgestellt – hatte die Existenz anderer Zivilisationen noch rascher akzeptiert als Ssurk.
»Er ist überrascht, aber sein Weltbild scheint nicht ins Wanken geraten zu sein«, sagte Bruder William zum Captain, als sie für einen Moment allein waren.
Die beiden Bewohner von Gerohli-III hatten sich aus dem Raum zurückzogen, in den der Priester sie geführt hatte.
Schon in der nächsten Minute öffnete sich die Tür wieder, und der Priester trat ein. Dana erkannte ihn daran, dass die Schuppenhaut unter seinem mittleren Auge rötlich verfärbt war.
»Ssurk ist gegangen«, erklärte er.
»Aus welchem Grund?«, fragte Dana.
»Was wir zu bereden haben, ist nicht für seine Ohren bestimmt.«
Dana akzeptierte das. Ihr kam es nur darauf an, Informationen über die seltsamen Geschehnisse an Bord der KALKUTTA zu erhalten. Der Priester schien genau derjenige zu sein, der darüber etwas wissen konnte. In dieser religiösen Kultur war er als Oberhaupt sicher auch über viele Hintergründe informiert.
»Es ist das erste Mal seit vielen hundert Jahren, dass wir Besuch von anderen Planeten erhalten«, sagte Kariss.
»Sie wissen von anderen Zivilisationen?«, fragte Frost.
»Unsere Vorfahren standen in Kontakt.« Kariss lief in dem hohen, schmucklosen Raum auf und ab. »So wurde es überliefert, doch kaum jemand kennt heutzutage noch diese alten Texte.«
»Aber Sie schon«, stellte Bruder William fest.
»Sie sind verboten«, antwortete der Priester. »Und heute weiß ich, warum. Weil sie wahr sind.«
»Und sie widersprechen in einigen Punkten der religiösen Überzeugung Ihres Volkes?«, vermutete der Christophorer.
»Manche würden es so sagen«, stimmte Kariss nach einem Moment zu. »Ich nicht. Schon vor wenigen Stunden nicht, und jetzt schon gar nicht mehr.«
Dana war fasziniert von dem Bild der planetaren Kultur, das sich durch diese kurze Unterhaltung abzuzeichnen begann.
Als das Gespräch an dieser Stelle ins Stocken geriet, berichtete Dana vom Absturz des Forschungsschiffes und davon, was an Bord der KALKUTTA geschehen war.
»Der Wächter«, antwortete Kariss ohne zu zögern, als sei damit alles gesagt.
»Der Wächter?«, hakte Bruder William nach.
»Der Wächter der Ewigkeit.« Der Priester beendete seinen unruhigen Gang durch das Zimmer. »Er wacht über das Tor zum Nichts, auf dass Kalikora nicht kommt, ehe die Götter es bestimmen.«
»Kalikora?«, fragte Dana. Der Translator war nicht in der Lage, dieses Wort zu übersetzen.
»Das feurige Ende allen Seins, wenn der Weltenfresser die Existenz des Universums beendet.«
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