Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt
hässlichen Geräusch das winzige Leck unter dem Druck des ausströmenden Gases die Hülle schließlich auf eine Länge von fast einem Arm zerriss …
*
Normalerweise gehörte die Anflug- und Abbremszeit wegen ihrer enervierenden Dauer zu den eher langweiligen Phasen eines interstellaren Raumfluges. Allerdings gab es Ausnahmen von dieser Regel. Etwa, wenn man ein feindliches Geschwader beim Austritt aus dem Bergstrom-Raum ortete und genau wusste, der Gegner hatte einen ebenso auf dem Schirm.
Oder die Annäherung an eine unbekannte Welt erbrachte unerwartete Messergebnisse, die verifiziert und verarbeitet werden mussten. Dann konnte während diesem Routineablauf schon einmal Hektik ausbrechen. Schließlich musste immer damit gerechnet werden, dass neue Daten auch Gefahr bedeuten konnten. Und bevor nicht alle Ergebnisse zweifelsfrei zugeordnet, interpretiert und ausgewertet worden waren, gab es für den Commandanten eines Raumschiffs nur eine Anweisung, die strikt zu befolgen war: Gehe keine überflüssigen Risiken ein, aber versuche gleichzeitig so viel wie möglich über die neue Situation herauszubekommen.
Diese Anweisung des Oberkommandos des Star Corps hatte natürlich auch Dana Frost so verinnerlicht, als sei sie kein Befehl sondern Teil ihrer selbst. Für jeden Verlust an Menschenleben, für jede schief gegangene Operation und jeden sonstigen materiellen Schaden war an Bord der STERNENFAUST und unter ihrem Kommando nur eine verantwortlich, der Captain, sie selbst.
Die gesamte Besatzung, die an Bord stationierten Marines und natürlich mitreisende Gäste, um sie alle war Dana Frost ganz unmittelbar besorgt und gerade die jüngsten Ereignisse hatten bewirkt, dass sie die Bürde dieser Verantwortung noch stärker auf ihren Schultern spürte als sonst.
Außenstehende mochten die Entdeckung der offensichtlich künstlich bearbeiteten Polfläche von Schmetzer 23 für eher unaufregend oder wenig spektakulär halten. Was sollte schon Besonderes sein an einem blank und glatt geschliffenen Krater, vielleicht mal abgesehen davon, dass er einige tausend Kilometer im Durchmesser maß?
Dana Frost wusste genau, dass diese Entdeckung in den Nachrichten der Solaren Welten höchstens eine Notiz unter »Vermischtes« wert war.
Ganz anders natürlich in Fachkreisen. Jeder Profi der interstellaren Raumfahrt und Forschung würde die Ohren spitzen. Schließlich besagte diese Entdeckung nicht weniger, als dass man von noch mindestens einer zusätzlichen, technisch hoch entwickelten, raumfahrenden Spezies ausgehen musste, die einst oder vielleicht sogar heute noch in diesem Bereich der Galaxis unterwegs war.
»Der große Solist ist ein Schnelldreher.«
So sprach nur einer an Bord: David Stein. Lieutenant. Zuständig für die Ortung und alle damit zusammenhängenden Aufgaben der Messung, Datenerfassung und -verarbeitung.
»Präziser, Ortung«, sagte Dana Frost.
Sie saßen zusammen in dem kleinen Besprechungsraum neben der Brücke und planten das weitere Vorgehen. Die Runde wurde ergänzt durch Michael Tong, den I.O. der STERNENFAUST, Robert Mutawesi, den Waffen- und Taktikoffizier, Sergeant Ralff Olafsson, den Leiter des zwanzigköpfigen Marines-Kontingents an Bord und Bruder William, der zwar streng genommen nicht zum Führungskader des Leichten Kreuzers zählte, den Dana Frost aber von Mission zu Mission für immer unverzichtbarer hielt. Die Brücke und damit die vorübergehende Befehlsgewalt lag in den Händen von Lieutenant John Santos, dem Ruderoffizier, dessen geringe bisherige Erfahrungen durch hervorragende Reflexe und großen Lerneifer kompensiert wurden. Ein Grund für seine, gemessen am Alter frühe Beförderung zum Lieutenant lag genau darin begründet. Frost wusste, dass er keine Alleingänge wagen würde und lieber schon bei der Andeutung einer kritischen Situation die Besprechung unterbrechen würde, um Meldung zu machen. Insofern konnte sie sich beruhigt in ihrem Sessel zurücklehnen und ganz auf die Ausführungen Steins konzentrieren.
»Bitte verlangen Sie keine bis ins Letzte nach allen Regeln der Astrophysik ausgearbeitete Erklärung von mir«, erklärte Stein. »Ich kann Ihnen hier nur die nackten Daten präsentieren. Vermutlich stammt der Planet von einem seit längerem von den Sternenkarten verschwundenen Sonnensystem. Verschwunden, weil die fragliche Sonne am Ende ihres Lebenszyklus in einer Nova explodiert und verglüht ist. Wahrscheinlich war die Sonne zu klein, um bei ihrer Massekontraktion
Weitere Kostenlose Bücher