Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt
Konturen ergeben überhaupt keinen Sinn«, knurrte Ralf Oloff son, der einzige Marine, der mit an Bord des Shuttles war.
»Was sagten Sie da gerade?«, fragte Dana Frost.
»Äh, entschuldigen Sie Commander, aber so wichtig war meine Bemerkung nicht.«
»Im Gegenteil Sergeant. Wredan, ziehen Sie die Fähre noch einmal hoch.«
»Kein Landeanflug, Commander?«
»Später, Pilot. Nun machen Sie schon.«
Der Shuttlepilot fing den langsamen Sinkflug der L-1 ab und zog sie in einem eleganten Bogen in eine höhere Position.
»So ist es gut«, sagte Frost, »Und jetzt die breitestmögliche Streukraft unserer Scheinwerfer. Ich will einen möglichst großen Ausschnitt sehen.«
Die Struktur in dem flachen Krater war gerade noch erkennbar. Keine der so genannten Straßen und Flächen ragte sehr hoch aus dem sie umgebenden, glatten Boden hervor. Kaum eine der Vertiefungen reichte mehr als einen halben Meter in den Boden.
Wahrscheinlich , dachte Dana, kann ich mit einem Schritt hinauf- oder hinuntersteigen.
Sie hatte es längst erkannt, was sich da vor ihren Augen darbot. Sie wartete nur geduldig ab, bis es auch ihren Begleitern dämmerte. Aus den Augenwinkeln nahm sie das Blitzen der Erkenntnis wahr, das über Bruder Williams Gesicht glitt. Aber auch er schwieg und lächelte leise.
Bis vor wenigen Minuten hatte sich die Polvertiefung des Planeten nur den Sensoren der Messinstrumente offenbart. Der karge, unwirtliche Planet, der fern einer Sonne durch das All wanderte, wurde nur vom Blinken femer Sterne beschienen. Hier in der Randzone der Milchstraße war das ein viel zu schwaches Licht, als das mit menschlichem Augenlicht überhaupt etwas hätte erkennen können. Schwarz auf schwarzem Grund, so könnte man den Planeten vor dem ihn umgebenden Weltraum beschreiben.
Die Bearbeitung der Polkappe war von den Instrumenten der Ortung deutlich erkannt worden, aber erst jetzt, da unter dem Licht der Scheinwerfer auch das menschliche Auge Konturen und Strukturen erkennen konnte, war es, als wäre eine Art kosmischer Vorhang aufgezogen worden. Ein Stück weit nur, eben genauso weit, wie der Kegel der Scheinwerfer reichte.
»Das sieht aus wie eine gigantische Schrift …«, rief Susan Jamil aus.
»Eine Schrift – so ein Unsinn«, polterte Dr. Schmetzer, doch Dana Frost hob die Hand und unterbrach dadurch den Wissenschaftler.
»Sie waren nicht dabei, Professor«, sagte sie und nickte Susan Jamil gleichzeitig anerkennend zu, »aber ich glaube, Fähnrich Jamil hat Recht.«
»Die Hieroglyphen der Toten Götter«, ergänzte Bruder William.
»Es ist unter diesen Lichtverhältnissen nur schwer zu erkennen«, fuhr Dana Frost fort, »und wir sehen auch nur einen Ausschnitt. Aber für mich steht außer Frage, dass es sich hierbei um die gleiche Schrift handelt. STERNENFAUST Ortung, bitte melden!«, sprach sie jetzt ins Funkgerät.
»Aye, Captain«, ertönte David Steins Stimme aus dem Lautsprecher und übertönte mühelos die Fluggeräusche der L1.
»Ich möchte eine detaillierte Kartierung des Kraters mit jeder kleinsten Erhebung und Absenkung. Das können Sie von der STERNENFAUST aus leichter bewerkstelligen. Der I.O. erhält meine ausdrückliche Genehmigung, das Schiff näher an den Planeten heranzumanövrieren, wenn dies für die Kartierung notwendig sein sollte.«
»Wird gemacht, Captain«, antwortete jetzt Tong an Stelle Steins. Beide waren an Bord der STERNENFAUST zurückgeblieben.
»Noch was, I.O. und Ortung. Machen Sie sich auf eine kleine Überraschung gefasst.«
»Wenn das stimmt, was wir gerade von Ihnen mitbekommen haben, dann hat uns die Überraschung zeitgleich mit Ihnen erreicht, Captain«, meldete sich jetzt wieder Stein.
Dana Frost sagte nichts und warf dem Piloten des Shuttles einen Blick zu. Wredan zuckte nur mit den Schultern und zeigte auf ein kleines, grünes Licht an der Anzeigetafel. Der Funkkanal zur STERNENFAUST war während des gesamten Anfluges offen gewesen. Kein Wunder, dass sich die Nachricht der gewaltigen Schriftzeichen auch sofort auf dem Mutterschiff herumgesprochen hatte.
»Landung einleiten, Pilot«, befahl Frost. »Setzen Sie in unmittelbarer Nähe des Kraterzentrums auf.«
»Zu Befehl, Captain«, sagte der Pilot und zog die Steuertastatur zu sich heran.
Während das Shuttle in einer eleganten Parabel auf das rechnerische Zentrum des Pols einbog, beschleunigte Wredan die Eigenrotation der L-1, bis sie die gleiche Drehgeschwindigkeit erreicht hatte, mit der Schmetzer 23 unter ihnen
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