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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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imperialen Macht nur höchst offiziellen und oft höchst geheimen diplomatischen Noten. Für private »Gespräche« stand der Telegraf nicht zur Verfügung.
    Dennoch – wenn man viele Zyklen lang immer mit ein und derselben Person zu tun hatte, konnte ein gewisser vertrauter Ton gar nicht ausbleiben, selbst wenn hunderttausende von Sprüngen zwischen ihnen lagen.
    Doch über all dies dachte Wrugal nicht mehr nach. Erst recht nicht heute an diesem schönen Tag, der so ideal war zum Träumen und Dösen. Etwas allerdings störte seine Behaglichkeit und langsam richtete er sich auf seiner erhöhten Liege auf, die ihm einen Rundumblick durch die Fenster seiner Hütte erlaubte. Da war es wieder, dieses seltsame Geräusch. Nein, kein Geräusch, eher eine Ahnung. Seine scharfen Augen waren jetzt weit geöffnet, aber sie erfassten nichts Ungewöhnliches. Die Stille, die ihn umgab, war auf einmal alles andere als beruhigend.
    Was war das gewesen?
    Und noch während Wrugal über Art, Quelle und Ursache dessen grübelte, was er da so unbestimmt vernommen hatte, ertönte ein echtes Geräusch. Diesmal ganz nah und sehr vertraut.
    Es klang nach Arbeit.
    Er erhob sich von seiner Liege und sprang mit einem Satz zu dem Tisch, auf dem das Gerät aufgebaut war. Er stülpte sich die großen, wuchtigen Ohrhörer über den Kopf und begann automatisch mit seinem Stift auf dem immer bereitliegenden Papierblock mitzuschreiben. Inzwischen kannte er das Klacken des Codes, als wären die kurzen und langen Signale seine Muttersprache.
    Es war die obligatorische Kennung von Kuchta. Hastig notierte sich Wrugal die Identifikationszahlen, die ihm Kuchta durchgab. Er wusste schon, bevor er es ausrechnete, dass die Zahlen stimmen würden. Sie hatten immer gestimmt. Noch nie hatte sich Kuchta verrechnet oder ein Versehen erlaubt. Aber irgendetwas, von dem Wrugal nicht hätte sagen können, was es war, klang diesmal anders. Vielleicht der Anschlag der einzelnen Signale, die ganz individuellen Pausen zwischen den Zeichen? Er wusste es nicht. Er prüfte deshalb die Identifikation besonders sorgfältig, die sich unverwechselbar und nur für diesen Moment aus der Zeit des Taru und der exakten Zeit des übergeordneten Zyklus ergab und deshalb von Augenblick zu Augenblick wechselte und eine neue mathematische Kombination ergab. Nur er und Kuchta kannten die Formel.
    In diesem Bezirk der Randständigen war Wrugal zudem der Einzige, der mit dem Telegrafen überhaupt umzugehen vermochte, die komplizierte Kürzelsprache aus langen und kurzen Signalen verstand.
    Wrugal bestätigte den Empfang des Identcodes und hämmerte im Gegenzug seine Kennung in die Taste des Geräts, wobei er den Zeitmesser genau im Blick behielt.
    Die Rückbestätigung erfolgte umgehend und diesmal war auch keine der kleinen Abweichungen mehr zu hören, die Wrugal anfänglich nervös gemacht hatten. Die Flut der Signale, die nun in seinem Ohr klickerten und klackten und die er mit stoischer Ruhe und doch sehr rasch auf seinem Block mitschrieb, klang so, wie Kuchta immer klang. Das aber, was Wrugal notierte, war höchst Besorgnis erregend. Die üblichen einleitenden diplomatischen Floskeln waren auf ein Minimum reduziert. Stattdessen notierte Wrugal die Worte »Katastrophe«, »höchste Verärgerung seiner Majestät« und »kriegerischer Akt«. Dann war auf einmal Schluss. Keine Schlussformel, keine Verabschiedung, sondern Schluss und das mitten im Wort.
    Wrugal hämmerte auf die Taste und bat, den letzten Satz zu wiederholen.
    So etwas war noch nie vorgekommen. Aber aus dem Kopfhörer drangen keine Signale mehr. Er ahnte, dass das weder an Kuchta noch an der Meldung lag. Dafür konnte es nur einen einzigen Grund geben. Die Leitung war irgendwo zwischen seiner Station und der Station im kaiserlichen Palast unterbrochen worden. Unwillkürlich hoffte Wrugal, dass der Leitungsriss auf imperialer Seite erfolgt war und nicht hier bei ihnen in der Zone des Randständigen. Das, was zu verstehen gewesen war, klang schon übel genug. Und da wäre eine auf ihrer Seite zerstörte Leitung so ziemlich das Schlimmste, was sich Wrugal ausmalen konnte.
    Ihm fiel der blasierte Mann unter dem Inkognito seiner vornehmen Halbmaske wieder ein, der ihn vor langer Zeit in die Technik des Telegrafen und seiner Codes eingeweiht hatte. Er hatte ihm nicht nur erklärt, wie das Gerät funktionierte, und das versiegelte Schreiben mit dem kaiserlichen Wappen überreicht, in dem die Formel zur Berechnung des Identcodes

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