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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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rotierte.
    Als die winzige Landefähre und die gewaltige Oberfläche des Planeten in scheinbaren Stillstand gekommen waren, sank das Gefährt mit seiner kleinen Crew langsam aber stetig wie ein Fahrstuhl auf die Oberfläche dieser Welt herab, die einmal – von wem auch immer – mit riesigen Schriftzeichen versehen worden war.
     
    *
     
    Die kleine Hütte stand direkt am Hang. Hinter ihr erhoben sich licht gepflanzte Laskarbäume, deren Früchte aber noch klein und unreif waren und erst in gut hundert Taru-Zyklen erntereif sein würden.
    Das kreisrunde, kleine Gebäude wies ringsherum Fenster auf, durch die Wrugal entweder über das sich unter ihm ausbreitende Tal bis hinaus auf die lang gezogene Bucht blicken konnte oder eben auf die Wiese mit den Bäumen, die sich um den ganzen Hügel herumzog. Das Licht des immer währenden Schöpfers im Zentrum des Himmels wurde von keinem Wölkchen getrübt.
    Es war ein schöner Tag, ein ruhiger Tag, so langweilig, dass es nicht besser hätte sein können. Denn nichts liebte Wrugal mehr als die genüssliche Langeweile, die von keinerlei Störung unterbrochen wurde. Dann konnte er am besten in jenen erfrischenden Zustand sinken, der kein Schlafen war, aber auch kein Wachen, einfach ein Ruhen, ein Vor-sich-hin-Dösen, ein Die-Gedanken-gleiten-lassen, wohin sie wollten, um dem Zauber äußerer und innerer Bilder zu erliegen.
    Im Gegensatz zu vielen seiner Sippe lebte Wrugal gerne hier in den Randzonen. Das Leben war einfach, es gab keinen großen Luxus, nur wenige lärmende Maschinen. Aber jeder hatte sein Auskommen, niemand brauchte zu hungern – jedenfalls so weit er sich zurückerinnern konnte. Und deshalb verstand er den Neid nicht, mit dem so viele aus seiner Sippe – und er wusste, in anderen Sippen war es ebenso – sehnsüchtig zu den zentralen Städten des fernen Imperiums hinübersahen und sich nichts sehnlicher wünschten, als mit stinkenden Dampfwagen durch die Straßen der unübersehbar großen Städte zu fahren, von einem rauschenden Fest zum nächsten zu eilen, zwischen den Städten mit gewaltigen Luftschiffen hin und her zu reisen und so ihr ganzes Leben in ungemütlicher Hektik zu verbringen.
    Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass man ausgerechnet ihm, Wrugal, die Aufgabe anvertraut hatte, Kontakt mit den Mächten des benachbarten, aber nicht gerade geliebten Imperiums zu halten, dem einzigen großen Machtblock weit und breit. Ausgerechnet er, dem der Glanz des fernen Kaiserreichs wirklich völlig egal war, sollte nun für die reibungslose Kommunikation zwischen den Sippen der Randständigen und den für sie zuständigen Beamten des Kaisers sorgen.
    Wrugal bekleidete das Amt des Telegrafenmeisters. Nicht dass ihn diese Würde stolz gemacht hätte. Er war sich wahrscheinlich noch nicht einmal bewusst, dass mit dieser Aufgabe so etwas wie eine Würde verbunden war, aber möglicherweise genau deshalb strahlte er sie aus.
    Direkt hinter der Rundhütte am Hang erhoben sich einige Masten, über die die Leitung hügelaufwärts gelegt war. Von dort führte sie in die Höhenwälder, die sich meistens dicht oberhalb und in Sichtweite der Steilküste um die ganze Bucht herumzogen. Noch ein Stück höher überwand sie dann das Hochgebirge, dessen ferne schneebedeckte Gipfel an klaren Tagen gut zu sehen waren.
    An der Windish-Enge verschwand das Kabel für einige tausend Sprünge in den Tiefen des Meeres, um am jenseitigen Ufer, das nur bei Nebel nicht mehr zu erkennen war, die Grenze zum Imperium zu überschreiten.
    Wie der Weg des Kabels innerhalb des Kaiserreichs der Mittelmacht weiterging, darüber besaß Wrugal keine Kenntnisse. Er hatte nie seine Region verlassen und wusste nur, dass es sich bei der Station, die ihm antwortete, um eine große, komfortable Verteilerstelle inmitten des kaiserlichen Palasts handeln musste, von der aus er mit schöner Regelmäßigkeit zu Kuchta durchgestellt wurde, dem Beamten oder der Beamtin, die für ihn, das heißt diesen Bezirk der randständigen Gebiete, zuständig war.
    Wrugal wusste bis heute nicht, ob die Person, die ihm seit Jahren antwortete, männlichen oder weiblichen Geschlechts war. Sie hatte es ihm nie verraten. Obwohl über die Zyklen so etwas wie ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen ihnen entstanden war. Eigentlich war diese leise Vertrautheit – zumindest von mittelländischer Seite aus – unerwünscht. Schließlich diente der telegrafische Kontakt zwischen den Zonen der Randständigen und dem Zentrum der

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