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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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und gleichzeitig versuchte, an Rücken und Beinen so viel Wärme von seinem erhitzten Reittier abzubekommen wie möglich. Der Ruschtu fror natürlich nicht, da er in ständiger Bewegung war.
    Der Hochpass, durch den die Leitung führte, brachte ein wenig Linderung, da der Wind von den Steilwänden, die sich nun beiderseits erhoben, abgehalten wurde. Fast zum Greifen nah erschienen Wrugal die schneebedeckten Berggipfel. Er war froh, den höchsten Punkt jetzt endlich erreicht zu haben. Doch er wusste, dass der Abstieg noch einige tückische Stellen für sie bereithielt.
    Vor dem eigentlichen Abstieg aber kam noch die Brücke über die Schtakass-Schlucht. Ein fragiles Gebilde aus Holz und Flechtwerk, das im Wind hoch über den Felszähnen schwankte, die aus dieser großen Höhe am Grund der Schlucht aussahen wie Nadelspitzen, und zwischen denen mit tobender Gischt der Schtakass in Kaskaden Richtung Meer schoss.
    Wrugal musste absteigen. Nicht weil die Brücke ihn und den Ruschtu nicht getragen hätte. Schließlich wurden ganze Karawanen hier herübergeführt. Sondern weil die Telegrafenleitung seitlich an der Brücke befestigt war. Er gab dem Tier einen Klaps, um ihm zu bedeuten, vorneweg zu laufen. Währenddessen ging er zu Fuß über die schwankenden Holzplanken, das Kabel ununterbrochen im Bück.
    Wenn es irgendwo gerissen war, dann am ehesten hier, wo es zusammen mit der Brücke extremen Witterungsschwankungen und heftigen Stürmen ausgesetzt war. Zu beiden Seiten der Brücke gab es eine Art Handlauf, der aus dicken Stricken bestand. Aber tatsächlich wäre es leichtsinnig, wollte man sich rechts oder links daran festhalten, da die Seile viel zu weit außen verliefen. Die Stricke zwischen den Handläufen und der Seilkonstruktion, auf der sich die Bodenbretter befanden führten wie bei einem Trichter auseinander. Erwischte einen hier eine heftige Sturmböe und blies einen von den Beinen, dann konnte man nur noch beten, dass man einen der Stricke zu fassen bekam. Doch es gab Stellen, wo man sich zu zweit oder dritt hintereinander hätte auf die Brücke legen können, ohne dass dort solch eine Querverbindung gewesen wäre.
    Unter diesen Umständen wäre Wrugal am liebsten auf dem Rücken seines Ruschtus sitzen geblieben. Denn er wusste, dass die Tiere mit einer schlafwandlerischen Sicherheit und vor allem viel schneller, als es ihm zu Fuß möglich war, über derartige Konstruktionen eilen konnten. Und er wusste natürlich genau, dass die beiden nutzlosen äußeren Seile den Reisenden, die die Brücke überqueren mussten, nur ein vages Gefühl von Sicherheit vermitteln sollten, aber nicht wirkliche Sicherheit gewähren konnten. Doch weil hier die Möglichkeit in hohem Maße gegeben war, dass die Leitung gerissen war, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihren Verlauf genauestens zu inspizieren.
    Er hatte keine Angst vor großen Höhen, das war Randständigen die zwischen Meer, Steilküste und Gebirge aufgewachsen waren, fremd. Dennoch spürte er jede Bewegung der Bretter unter seinen Füßen und sein Unbehagen wuchs mit jedem Schritt. Die Tritte des Ruschtus, der bereits auf der gegenüberliegenden Seite stand und auf ihn wartete, hatten die Brücke zusätzlich in Bewegung versetzt.
    Aber er durfte sich keine Hast leisten, sondern musste mit seinem Blick jedes Stück des Kabels verfolgen. Kurz warf er einen Blick nach vorn, um das verbleibende Stück Weges über die Planken der Brücke abzuschätzen, da bewegte sich das Brett, auf das er gerade trat, in unerwarteter Weise.
    Es klappte nach unten weg.
    Wrugal hielt erschrocken den Atem an, schrie aber nicht.
    Er ruderte mit den Armen und verlor endgültig das Gleichgewicht. Über das fast senkrecht stehende Brett rutschte er nach unten. Verzweifelt suchten seine Hände nach Halt. Automatisch hatte er seine Krallen ausgefahren, die kratzten aber nur wirkungslos über das von tausenden von Schritten spiegelblank geschliffene Brett. Sein Blick fiel nach unten. Die tosenden Wassermassen des Schtakass dröhnten bis zu ihm herauf. Wie ein gefräßiges Maul ragten die nadelspitzen Felszähne aus den Wasserwirbeln heraus, umspült von Gischt, die aussah wie der Geifer der Gier.
    Wrugal spürte, wie er endgültig jeglichen Kontakt zur Brücke verlor und sah sich in die Tiefe stürzen. Tatsächlich stürzte er in genau diesem Augenblick. Aber nur ein Stück, dann riss es ihm fast den Arm aus dem Schultergelenk. Eine seiner Hände hatte die Leitung zu fassen bekommen. Er

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